Hilden So viel Weisheit steckt im Sprichwort

Hilden · "Andere Länder – andere Sprichwörter" heißt das Projekt, das die Stadtbücherei zusammen mit Schulen am Dienstag startet. Es geht darum, Sprichwörter kennen zu lernen – und mit ihnen unterschiedliche Kulturen und Ansichten. Jürgen Wilbert ist Vater der Idee.

 Claudia Büchel und Jürgen Wilbert vor dem Sprichwörterbaum in der Bücherei. Einige Zettel hängen schon.

Claudia Büchel und Jürgen Wilbert vor dem Sprichwörterbaum in der Bücherei. Einige Zettel hängen schon.

Foto: anja tinter

Wer die Weisheiten der Völker kennen lernen will, muss ihre Sprichwörter und Redensarten studieren. Davon ist Dr. Jürgen Wilbert überzeugt. Der Aphorismus-Forscher und -Texter aus Hilden beschäftigt sich seit langem mit Sprichwörtern aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen, und er hat es geschafft, seine Leidenschaft zu einem viel beachteten Schul- und Integrationsprojekt landesweit zu machen. Seit Jahren ist er in Schulklassen zu Gast, um mit Schülern von der Grundschule bis zur Mittelstufe über Sprache, Sprichwörter, Überlieferungen und ihre Bedeutung für die eigene Identität zu arbeiten. Jetzt ist "Andere Länder – andere Sprichwörter" in Hilden angekommen.

Sprichwörterbaum

Das Besondere diesmal: Das Projekt beschränkt sich nicht auf die Schule, sondern wird durch die Stadtbücherei öffentlich. "Wir sind hierbei eine Art Moderator", sagt die Leiterin der Bücherei, Claudia Büchel, die ihr eigenes Liebslingssprichwort in Wilberts Unterlagen bereits gefunden hat: "Die Arbeit ist kein Bär oder Wolf, sie verschwindet nicht im Wald." Es stammt aus Russland. Zurück zur Rolle der Stadtbücherei.

Unter ihrem Dach haben die Lehrer der vier Schulen, die sich in Hilden an der "Sprichwörterwoche" beteiligen, ihre Vorbereitungskurse erhalten. Neben zwei Grundschulen sind auch die Theresienschule und das Helmholtz-Gymnasium mit je einer Klasse dabei. Sie lernen zum einen Sprichwörter kennen, zum anderen werden sie sie entweder szenisch oder malerisch aufarbeiten. Dafür erhalten sie – teilweise auch während des Unterrichts– Unterstützung von Wilbert sowie von Schauspieler Oliver Sproll und dem Poetry-Slam-Meister Patrick Salmen. Ihre Ergebnisse stellen die Schüler wiederum in der Stadtbücherei vor und aus (siehe Info).

"Wir möchten aber auch unsere Besucher auffordern mitzumachen", so Büchel. Aus dem Grund gibt es einerseits einen "Afrikanischen Abend" mit Sprichwörtern und Musik, andererseits sind alle angesprochen, sich am Sprichwörterbaum im Foyer zu beteiligen. Dort liegen Blanko-Zettel aus, auf die jeder sein persönliches Lieblingssprichwort schreiben kann. "Der Fisch stinkt immer vom Kopf" steht bereits auf einem der Zettel – ein Sprichwort, das man nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Türkei kennt. "Das Besondere ist, dass es sowohl Redensarten gibt, die ganz allein und typisch für bestimmte Länder sind", weiß Wilbert, "als auch Sprichwörter, die sich so oder ganz ähnlich in verschiedenen Kulturkreisen wiederfinden." Ihm haben es vor allem die afrikanischen Sprichwörter angetan, weil sie so bildhaft sind, etwa: "Es ist nicht notwendig, die Laterne eines anderen auszublasen, damit die eigene heller scheine."

Die Bücherei, die für das Projekt weniger als 1000 Euro aus ihrem eigenen Etat ausgibt, will zudem ihr Treppenhaus mit Schnipseln von Sprichwörtern schmücken. Besucher können anhand der Farben erkennen, welche zusammengehören – und sich auf eine regelrechte "Schnipseljagd" begeben.

(RP)
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