Haan Arbeiterwohlfahrt kämpft

Haan · Der Awo-Ortsverein Haan wirtschaftet sparsam und konnte doch ein Defizit im Vorjahr nicht verhindern. Öffentliche Zuschüsse sinken, die Kosten steigen. "Essen auf Rädern" wurde teurer. Mehr Ehrenamtler werden gesucht.

Die Arbeiterwohlfahrt Haan kämpft mit den Folgen des im Vorjahr abgeschafften Zivildienstes. Obwohl jeder Cent zweimal umgedreht wurde, schloss der 333 Mitglieder starke Ortsverein das Jahr 2011 mit einem Minus von etwa 2500 Euro ab. Ortsvereins-Vorsitzender Frieder Angern berichtete gestern über die Anstrengungen, das Schiff Awo weiter sicher durch finanzielles Flachwasser zu steuern. Er schloss dabei personelle Veränderungen ebenso wenig aus, wie Kürzungen des Angebotes.

Bis zum Frühjahr 2011 lieferte ein Zivildienstleistender die täglich 60 bis 80 Mahlzeiten bei "Essen auf Rädern" an die Kunden aus. Nach Abschaffung der Zivis musste die Awo als Ersatz mehrere 400-Euro-Kräfte einstellen. Die finanzielle Belastung wurde lange vom Ortsverein abgefedert. Im November aber sei kein Weg an einer Preiserhöhung um 60 bis 80 Cent je Essen vorbeigegangen. Der Preissprung um deutlich über 20 Prozent strapazierte die Kundschaft, die mit der 0,9-Prozent-Steigerung ihrer Renten oftmals nur 20 Euro mehr im Monat hatten. Die Folge: Die Awo verlor rund 140 Essen im Monat. "Wir sind gerade dabei, uns zu stabilisieren", sagte Angern. Die vom Lieferanten angekündigte Preissteigerung werde vorerst nicht an die eigenen Kunden weitergegeben.

Auf höherer Ebene wird oft die Ansicht geäußert Ansicht, der Bundesfreiwilligendienst sei ein Erfolg, Angern ist da gänzlich anderer Meinung: "Früher gab es 90 000 Zivis, heute 31 000 BuFDis. Zwei Drittel der Stellen sind weggefallen." Die Awo Haan beschäftigt eine Dame mit BuFDi-Status. Im Herbst wird eine zweite Kraft erwartet.

Gerade ist die Aktion "Die Awo Haan zeigt Gesicht" angelaufen. Damit wollen in der Arbeiterwohlfahrt engagierte Mitglieder in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis für die Mitarbeit in der Awo werben. In den letzten Wochen habe es jeweils eine neue Mitgliedschaft gegeben, freute sich Angern. Ende des Jahres soll die Mitgliederzahl um zehn Prozent gewachsen sein.

Viele Gruppen und Vereine haben im Awo-Treff für Alt und Jung an der Breidenhofer Straße eine Bleibe gefunden. Ob es die Briefmarkenfreunde sind, die hier ihren monatlichen Tauschtag abhalten, oder der Freundeskreis für Behinderte und Nichtbehinderte. Der Mieterbund hält Sprechstunden ab, Selbsthilfegruppen kommen zusammen und auch die Awo-Band probt regelmäßig. "Manchmal ist kein Raum frei, dass der Awo-Vorstand tagen könnte", sagt Margit Thomas, Leiterin des Awo-Treffs. Und auch hier fehlen die Zivis: Bis zu fünf Nutzungen könnte es gleichzeitig geben. Dafür müssten aber Möbel umgeräumt und Wände verschoben werden. Mangels Hilfe übernimmt Margit Thomas manchmal das Herrichten der Räume – diese Zeit geht dem Kontakt und der Beratung verloren. "Wir suchen ein paar ,Pack-ans', ehrenamtliche Helfer, die uns bei dieser Arbeit im Treff unterstützen", sagt Frieder Angern.

(RP)
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