Hilden/Haan Mit dem Rücken zur Wand

Düsseldorf · Immer mehr Menschen sind auf die Lebensmittel-Spenden der Tafeln in Hilden und Haan angewiesen. Das habe aber (noch) nichts mit der Wirtschaftskrise zu tun, sagen die Verantwortlichen des SKFM.

Weder bei den Lebensmitteln noch bei den finanziellen Zuwendungen gebe es massive Einbrüche, berichtet Hubert Bader: "Aber in anderen Städten wie etwa in Ratingen reichen die Vorräte inzwischen nicht mehr aus. Deshalb kooperieren wir nun deutlich enger." Der Dienststellenleiter des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer (SKFM), Träger der Hildener Tafel, befürchtet, dass sich die Situation im Laufe dieses Jahres auch in der Itterstadt verschärfen könnte.

Engpass bei Molkereiprodukten

"Die Lage ist insgesamt schwieriger geworden für die bedürftigen Menschen. Mit der Krise hat das nur wenig zu tun", stellt Marion Beckershoff fest. Sie ist Projektleiterin der Haaner Tafel und beobachtet gemeinsam mit den 45 ehrenamtlichen Helfern, dass die Nachfrage im vergangenen Dreivierteljahr angestiegen ist. "Eine Prognose mag ich nicht abgeben, denn es bleibt einfach abzuwarten, wie sich die Wirtschaft entwickelt", sagt sie. Die Hemmschwelle bei den Kunden sei nach wie vor hoch, das Angebot der Tafel in Anspruch zu nehmen: "Doch die Leute stehen mit dem Rücken zur Wand." Beckershoff stellt derzeit fest, dass einige der Unternehmen, die das Projekt mit Lebensmitteln unterstützen, knapper kalkulieren, wodurch es zum Beispiel einen Engpass bei Molkereiprodukten gibt.

"Ich vermute, dass der größere Andrang vor allem mit der starken Motivation der ehrenamtlichen Helfer und der Qualität der Produkte zu begründen ist", sagt Bader. Die Kunden wüssten, dass sich der Besuch bei der Tafel lohne. "Die Krise kann sich rein zeitlich noch nicht durchgeschlagen haben, denn das Gros unserer Kunden ist durch die direkten Auswirkungen nicht betroffen", erläutert der SKFM-Geschäftsführer. Es handele sich vor allem um Bezieher von Arbeitslosengeld II/Hartz IV sowie sozialer Grundsicherung und Rente.

Bitterer Beigeschmack

In einem Punkt sind sich Marion Beckershoff und Hubert Bader einig: "So schön es auch ist, dass die Leute unsere Arbeit zu schätzen wissen und wir helfen können, es bleibt dennoch ein bitterer Beigeschmack. Unser Ziel müsste sein, dass ein Projekt wie die Tafel überflüssig ist." Und Beckershoff fügt noch hinzu: "Wir treten im Grunde nur an einigen Stellen den bundesweiten Flächenbrand aus."

(RP)
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