Hilden/Haan Google fotografiert jedes Haus

Düsseldorf · Mit Fotokameras des Internet-Suchdienstes werden Bilder von Häusern und Grundstücken aufgenommen. Kritiker haben erhebliche Bedenken. Kriminelle könnten lukrative Objekte auskundschaften. Rathäuser: keine Handhabe.

Google ist überall
14 Bilder

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Nehmen wir mal an, ein Hildener Bürger bewirbt sich bei einer Firma um einen neuen Job. Mit ein paar Klicks im Internet kann der Personalchef in Zukunft genau erkennen, wo und wie der Bewerber wohnt. Schickes Einfamilienhaus mit Porsche vor der Tür oder heruntergekommenes Hochhaus.

Und auch das ist möglich: Einbrecher können sich am eigenen PC in aller Ruhe geeignete Objekte ansehen, können sich ein Bild davon machen, wie ein Haus gelegen ist, wie die Nachbargrundstücke angeordnet sind, welches Auto vor der Tür steht, ob es sich lohnt einzusteigen. Möglich macht solche Vorab-Informationen der Dienst "Google Street View", der bald auch in Deutschland angeboten wird.

Personen nur leicht entfremdet

Street View, also die genannten Straßenansichten, sind eine Zusatzfunktion zu den Landkarten und Satellitenbildern von Google Maps und Google Earth. Sie ermöglicht, 360-Grad-Panoramafotos auf Straßenniveau anzusehen und Städte auf der ganzen Welt im Internet zu besichtigen.

Mit Street View können die Besucher virtuell öffentliche Straßen einer Stadt entlang spazieren. Wer es ausprobieren möchte: In Städten wie New York und Paris ist der Dienst bereits freigeschaltet.

Mit der Maus kann man die Straße entlang fahren und sieht die Welt aus der Perspektive einer Kamera, die in etwa 2,50 Meter Höhe alle zehn Meter eine Panorama-Aufnahme gemacht hat. Wer nach New York reist, kann sich so beispielsweise ansehen, in welcher Gegend sein Hotel liegt.

Ähnliches soll bald auch in den Städten des Kreises Mettmann möglich sein. Die Wagen von Google mit den Street-View-Kameras auf dem Dach wurden bereits in Düsseldorf und der Region gesichtet. Google hat mitgeteilt, dass in den nächsten Wochen und Monaten unter anderem Straßenzüge in Solingen sowie den Städten des Oberbergischen Kreises und des Rhein-Kreises Neuss fotografiert werden.

Rundum-Aufnahme

"Rechtlich gesehen haben wir keine Handhabe, um solche Aufnahmen zu verbieten", sagen Daniel Beier und Rainer Skroblies. Die stellvertretenden Leiter der Ordnungsämter in Hilden und Haan haben bislang keine Anfragen zu dem Thema erhalten, weder von besorgten Bürgern noch von Google für eine Sondergenehmigung.

"Die wäre nötig, wenn das Kamera-Fahrzeug zum Beispiel in Schrittgeschwindigkeit über die Hauptstraße fahren will", erklärt Skroblies. Doch die moderne Technik erfordere offenbar kein Schneckentempo. "Selbst wenn es Probleme gäbe, wäre das Sache der Polizei", gibt Beier zu bedenken. Etwa alle zehn Meter machen die in 2,50 Meter Höhe montierten Kameras eine Rundum-Aufnahme.

Die Ordnungsämter können nur einen Tipp geben: "Wer sich in seinen Persönlichkeitsrechten gestört fühlt, muss sich selbst mit Google in Verbindung setzen. Das ist eine reine Privatsache." Das bestätigt auch die Haaner Beigeordnete Dagmar Formella: "Uns als Verwaltung sind die Hände gebunden. Es gibt keine Möglichkeit, die Tätigkeit von Google zu regulieren."

Auch die Hildener und Haaner Rathäuser werden sich vorerst an die Empfehlung des Städte- und Gemeindebundes halten und die Bürger darauf hinweisen, wie unerwünschte Bilder entfernt werden können.

(RP)
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