Serie: Wilhelm Fabry (7) Für Patienten alles getan

Düsseldorf · Fabrys Hauptwerk "Opera Omnia" enthält 600 medizinische Studien, die er ab 1593 gesammelt hat. Zusammen mit seiner Frau Marie Colinet leistet der Wundarzt häufig Geburtshilfe. Das war damals nicht üblich.

Für seine Patienten ist Wilhelm aus Hilden kein Weg zu weit. Nach ersten Jahren als Arzt in der Schweiz kehrt er 1589 in seinen Heimatort zurück und praktiziert hier als Wundarzt, bis er 1593 nach Köln zieht. In seinen insgesamt 600 "Observationes" (medizinischen Studien), die später in seinem berühmten Gesamtwerk "Opera Omnia" veröffentlicht werden, finden sich auch rund 50 Krankheitsfälle aus Hilden und Fabrys entsprechende Heilungsmethoden. Ob die Entfernung eines Splitters aus dem Auge oder eines abgebrochenen Messers aus der Hüfte, ob Fisteln im Unterkiefer oder Verstopfungen bei Kindern — Fabry schildert umfangreich seine Behandlungen, nennt die Namen seiner Patienten, erklärt die Gründe für seine Vorgehensweise und gibt genaue Rezepte für von ihm verordnete Medizin an.

"Wie eine schwere Gehirnerschütterung geheilt wurde", beschreibt der Arzt folgendermaßen: "Der Jäger war von einem Baum auf den hart gefrorenen Boden gefallen, bekam sogleich Erbrechen. Aus Nase, Ohren und Mund gab er Blut von sich, verlor die Sprache und war bis zum elften Tag fast ohne Gefühl und bewegungslos, als hätte ihn der Schlag gerührt. Als ich hinzu gerufen wurde, habe ich ihm die Haare abrasiert, den Kopf mit Rosen- und Heidelbeeröl eingeschmiert, eine Ader auf dem Arm geöffnet, starke Klistiere beigebracht. So ist er schließlich mit Gottes Hilfe und durch meine Mühe wieder gesund geworden." Jeder Kranke wird von ihm ganz individuell behandelt. Dabei macht er zwischen armen und zahlungskräftigen Patienten keinen Unterschied, legt oft weite Strecken zurück, um zu ihnen zu reisen.

Als er 1602 in die Schweiz zurückkehrt, lässt er sich zunächst in Lausanne, später in Paeyerne nieder, wo er bis 1610 als amtlicher Stadtchirurg arbeiten wird. Der Markgraf Georg Friedrich von Baden-Hochberg ernennt ihn zu seinem persönlichen Wundarzt. Bezeichnend für Fabrys Berufsauffassung ist, dass er in dieser Zeit eine beschwerliche Reise zu einer schwangeren Frau in den Alpen unternimmt. Sie bezahlt ihn nicht, bemüht später einen anderen Arzt und stirbt bei der Geburt ihres Kindes. In einem Brief erklärt Fabry später, er sei zwar über das Verhalten der Patientin erzürnt gewesen, wäre ihr aber jeder Zeit erneut zu Hilfe gekommen.

Geburtshilfe geleistet

Zusammen mit seiner Frau Marie Colinet behandelt der Wundarzt viele Schwangere, leistet Geburtshilfe. Das war damals unüblich. Die Colinet war es auch, der er später mit der "Entfernung von einem ins Auge gekommenen Stückchen Stahl" (mit Hilfe eines Magneten!) besonderen Ruf auch auf dem Gebiet der Augenheilkunde zu verdanken hat.

(RP)
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