Serie: Wilhelm Fabry (4) Gute Lehrer bahnten ihm den Weg

Düsseldorf · Obwohl Wilhelm Fabry bereits als 13-Jähriger von der Schule abgehen musste, konnte er doch als Vorreiter der Chirurgie in die Medizingeschichte eingehen: Als Wundarzt und Bader gewann er zunehmend Einblicke in den menschlichen Körper – und profitierte von erfindungsreichen Lehrern.

Obwohl Wilhelm Fabry bereits als 13-Jähriger von der Schule abgehen musste, konnte er doch als Vorreiter der Chirurgie in die Medizingeschichte eingehen: Als Wundarzt und Bader gewann er zunehmend Einblicke in den menschlichen Körper — und profitierte von erfindungsreichen Lehrern.

Der 13-jährige, wissensdurstige Wilhelm Fabry muss es nach dem Tod seines Vaters als Strafe empfunden haben, nicht mehr zur Schule gehen zu können. Denn damit war ihm ein Universitätsstudium mit dem Gelehrten-Abschluss "Medicus" verwehrt. Dass er dennoch als berühmter Wundarzt und Vorbereiter der Chirurgie in die Geschichte eingehen sollte, hat er seinen Lehrern zu verdanken.

Zunächst wird ein Freund der Familie, Karl (Carolus) Utenhoven, für den Halbwaisen zum Vater-Ersatz und fördert dessen Interesse an der Medizin. Utenhoven stammte aus Gent, war als Anhänger der reformierten Lehre nach Köln geflohen und hatte bei Herzog Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg die Stellung als Hofpoet inne. Als Humanist trat er für Religionsfreiheit ein. Bis zu dessen Tod 1600 bleibt Fabry mit seinem Gönner in Kontakt, berichtet später von dessen "unvergleichlichen Wohltaten" und einer "herzlichen Beziehung".

Glück mit der Lehrstelle als Bader

Ohne Studium bleibt dem jungen Mann nur die Möglichkeit Wundarzt, oder, wie man damals sagte, "Bader" zu werden. Dieser Berufsstand genießt kein hohes Ansehen, weil sich dahinter auch viele Quacksalber und Scharlatane auf den öffentlichen Märkten tummeln und mit der Unwissenheit und dem Aberglauben der Bevölkerung gute Geschäfte machen. Wilhelm hat das Glück, ab 1576 eine Lehrstelle bei Bader-Meister Johann Dümges in Neuss zu bekommen. Dieser, wie er später notieren wird, "höchst zu verehrende Lehrer" genießt einen guten Ruf. Er bringt dem Schüler aus Hilden damals übliche Heilmethoden wie den Aderlass oder das Verabreichen von Klistieren bei, um "üble Säfte" aus dem Körper zu entfernen.

Als Geselle kann Fabry 1579 zu Cosmas Slot, Hofchirurg am Jülich-Bergischen Hof, wechseln. Slot seinerseits war Schüler des berühmten niederländischen Anatomen Andreas Vesal. Dessen Überzeugung — "Anatomische Kenntnisse sind für den Chirurgen unentbehrlich" — dürfte die Grundlage für Fabrys anatomisches Interesse gewesen sein. Er kann den angesehenen Hofchirurgen bei vielen Patientenbesuchen begleiten und praktische Erfahrungen sammeln. Gleichzeitig lernt er die Herrscherfamilie und Medizin-Größen wie Dr. Johannes Weyer und Dr. Reiner Solenander kennen. Als Slot 1585 stirbt, reist Fabry in die Schweiz, um bei Jean Griffon, dem besten Operateur seiner Zeit, bis 1588 als Assistent zu arbeiten. Griffon arbeitet in Genf als besoldeter Spitalchirurg. Verletzte Soldaten gibt es jede Menge, Lehrbücher für Operationen nicht. Also seziert der Lehrer Leichen, um sich Einblick in den menschlichen Körper zu verschaffen. Nur so, lernt Fabry von ihm, können sich Ärzte auf komplizierte chirurgische Eingriffe vorbereiten.

(RP)
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