Serie: Wilhelm Fabry (5) Kampf gegen die Quacksalberei

Düsseldorf · Wilhelm Fabry dokumentiert sein medizinisches Vorgehen und Heilungsverläufe akribisch für Kollegen und spätere Schülee. Er seziert Leichen von Straftätern, um neue Kenntnisse vom Körperbau des Menschen zu gewinnen.

"Ein Arzt soll vor allem fromm, treu, redlich, aufrichtig sein. Er soll sich weder der Gotteslästerung noch anderen Lastern wie Trinksucht, Leidenschaften oder Spiel hingeben. Auch soll er nicht leichtfertig mit Versprechen sein." Dieses Zitat aus dem Vorwort, das Wilhelm Fabry seinem berühmten wissenschaftlichen Werk "Opera Omnia" voranstellt, sagt nicht nur viel über sein Berufsethos aus, sondern spiegelt gleichzeitig seine Persönlichkeit. Der gebürtige Hildener wird zum Forscher — auch ohne akademische Bildung. Er ist intelligent, besitzt eine scharfe Beobachtungsgabe und Erfindungsreichtum. Gleichzeitig ist er gläubiger Protestant, kritischer Moralwächter und zutiefst seiner Heimat verbunden.

Nur im Wissen um diese komplexe Persönlichkeit, können wir heute sein Leben würdigen. Der "Sohn aus der Schmiede" empfindet den Arztberuf "als eine der schönsten von Gott geschenkten Kunst". Er begibt sich nach seiner Lehrzeit als Wundarzt in die Schweiz.

In Lausanne trifft er studierte Ärzte, Chirurgen und Apotheker, mit denen er seine Erfahrungen austauscht. Schon als Jugendlicher hat er sich in Hilden mit Heilkräutern beschäftigt, jetzt entwickelt er neue Rezepturen für Arzneien. Er unternimmt oft weite Reisen zu Patienten, und er dokumentiert sein medizinisches Vorgehen und Heilungsverläufe akribisch für Kollegen und spätere Schüler, um das Niveau des Ärzteberufs zu heben und damit gleichzeitig gegen die damals weit verbreitete Quacksalberei zu wirken.

Fabrys größtes Interesse aber gilt der Anatomie, denn sie ist für ihn die Grundlage seiner chirurgischen Arbeit. Von seinen Lehrern hat er die Überzeugung übernommen, dass "die Anatomie Schlüssel und Steuerruder für die Medizin" ist. Als pflichtbewusster Arzt und Calvinist arbeitet er unermüdlich, denn: "Wer nicht fleißig ist und sich dem Müßiggang widmet, der sündigt und wird in der Hölle dafür bestraft." Er traut seinen Augen mehr als alten Lehrbüchern und beginnt deshalb, Leichen von Straftätern zu sezieren, um neue Kenntnisse vom Körperbau des Menschen zu gewinnen. Nach Auffassung der Kirche ist das ein schändliches Verhalten. Um aber verletzte Soldaten oder an Wundbrand erkrankte Patienten operieren zu können, braucht Fabry diese Einblicke in den Körper. In der Folge entwickelt er neue Operationsmethoden und chirurgische Instrumente.

Und er zeichnet alle seine Erkenntnisse auf, meist erst spät nachts. Briefwechsel mit Kollegen, besonders aber seine medizinischen Schriften, die teilweise erst nach seinem Tod erscheinen, werden Guilhelmus Fabricius aus Hilden zum "Größten deutschen Wundarzt seiner Zeit" machen.

(RP)
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