Hilden Firmen leisten Nachbarschaftshilfe
Hilden · Die Gemeinnützige Jugendwerkstatt Hilden bildet Gabelstaplerfahrer beim Nachbarn TNT Innight aus.
Ein Gabelstapler ist kein Auto. Trotzdem: Ohne Führerschein geht auch hier nichts. Immerhin werden damit schwere Lasten transportiert und gelagert. "Paletten werden mit Gabelstaplern in Höhen bis zu sieben Metern ein- und ausgelagert", weiß Marco Schmitz-Jakovou. Er begleitet als Sozialpädagoge den Stütz- und Förderunterricht in der Gemeinnützigen Jugendwerkstatt Hilden (GJwH). Dazu zählt auch die Ausbildung der jungen Menschen zum Gabelstaplerfahrer — eine Zusatzausbildung für angehende Fachlageristen oder Fachkräfte für Lagerlogistik. Diese Ausbildung dauert eine Woche — vormittags Theorie, und am Nachmittag geht's auf den Gabelstapler.
Früher baute der Ausbilder den Parcours mit Pylonen und Flatterband auf einem Parkplatz auf. Dann fiel bei schlechtem Wetter der praktische Unterricht aus. Seit Herbst des letzten Jahres rollen die Gabelstapler durch den Parcours in einer geräumigen Halle. Sie gehört dem Logistikunternehmen TNT Innight, ein Nacht-Express-Dienstleister. Es befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Jugendwerkstatt — direkt gegenüber. Zwischen beiden Unternehmen herrscht gutes nachbarschaftliches Verhältnis. "Man kennt sich", sagt Klaus Hufnagel, Niederlassungsleiter der TNT. Schmitz-Jakovou bestätigt: "Irgendwann sind wir auch ins Gespräch gekommen über unsere Gabelstaplerausbildung."
Dabei fiel auf, dass die Halle, in der TNT Sendungen umschlägt, am Tage leer steht. TNT holt zeitkritische Sendungen ohne Maß- und Gewichtsbeschränkungen am späten Nachmittag bei seinen Kunden ab und stellt sie vor Arbeitsbeginn dem Empfänger zu. Die Verteilung der Sendung geschieht ab dem späten Abend bis zum frühen Morgen. Dann geht es in der Halle zu wie in einem Bienenstock — am Tage herrscht dagegen Ruhe in der Halle. Warum also nicht die Halle für die Ausbildung der Schüler der Jugendwerkstatt nutzen?
Das Angebot stand. "Wir haben es sehr gerne angenommen", sagt GJwH-Geschäftsführer Olaf Schüren. Die Halle liegt direkt gegenüber der GJwH. Er sei dankbar, dass TNT die Halle der gemeinnützigen Einrichtung ohne Kosten bereitstelle. Schmitz-Jakovou ist davon überzeugt, dass Nachbarschaftshilfe in dieser Form nicht alle Tage zu finden sei. So verfüge die GJwH über eine leistungsstarke Metallwerkstatt. Sie konnte TNT bereits ebenso unter die Arme greifen.
Michael Engel, Schüler in der Jugendwerkstatt, wird im Dezember seine Prüfung zum Fachlageristen vor der IHK ablegen. Mit erfolgreichem Abschluss beendet der 22-Jährige seine Lehrzeit in der GJwH. Er hat seinen Gabelstaplerführerschein bereits in der Tasche. Dafür geübt hat er in der TNT-Halle. Und ebenso dort seine Prüfung abgelegt. "In der TNT-Halle zu fahren, ist natürlich etwas ganz anderes als draußen auf einem Parkplatz", sagt er. Ihm gefiel, dass die Ausbildung nicht wegen schlechten Wetters unterbrochen werden musste. "Das Fahren eines Gabelstaplers und seine Bedienung macht zwar Spaß", sagt er. Aber man müsse auch gehörig aufpassen. Schmitz-Jakovou wurde für die Schulung der angehenden Gabelstaplerfahrer ausgebildet. Er nimmt auch die Prüfung ab. Er weiß: "Einen Gabelstapler zu lenken kann problematisch sein, man kann das Gefährt um 360 Grad drehen." Manchmal sei Umdenken erforderlich — was früher rechts war, sei nunmehr links und umgedreht. Die Eignung zum Gabelstaplerfahrer erfordere auch eine medizinische Überprüfung. Hierbei komme es besonders auf ein gutes Sehvermögen an. Gefragt sei besonders ein tadelloses räumliches Sehen. Klaus Hufnagel sieht die Ausbildung der zukünftigen Gabelstaplerfahrer auch mit praktischem Interesse: "Vielleicht beschäftigen wir eines Tages einige der jungen Leute, die in unserer Halle ihren Gabelstaplerführerschein erworben haben."
