Hilden Ein Elektromeister vom alten Schlag

Hilden · Gerhard Luckow bekam den goldenen Meisterbrief. Noch heute arbeitet er auf Baustellen mit.

 Gerd und Marianne Luckow vor dem Eingang zu ihrem Geschäft. Das Tüfteln und Ausknobeln von Lösungen hat ihn schon immer gereizt.

Gerd und Marianne Luckow vor dem Eingang zu ihrem Geschäft. Das Tüfteln und Ausknobeln von Lösungen hat ihn schon immer gereizt.

Foto: Staschik

Cassius Clay wird Box-Weltmeister, Willy Brandt SPD-Vorsitzender. "Der goldene Schuss" mit Lou van Burg hat Premiere im Fernsehen und die Beatles belegen die ersten fünf Plätze der US-Charts. Das war 1964. In Oldenburg nimmt ein Mann seinen Elektro-Meisterbrief entgegen: Gerhard Luckow. Ein Jahr lang hat er dafür noch einmal die Schulbank gedrückt, nach knapp zwölf Jahren als Geselle in Hilden. "Die ersten zwei Monate waren hart, aber dann ging's. Ich wollte mich ja selbstständig machen", sagte Luckow gestern. Von Obermeister Rainer Uhl bekam Luckow den goldenen Meisterbrief - 50 Jahre nach dem hart erarbeiteten Original.

Für den damals 28 Jahre alten Handwerker war der Meisterbrief der Startschuss überhaupt. "Danach haben wir geheiratet, die Firma gegründet, ein Haus gebaut und im November 1965 unseren ersten Sohn Andreas bekommen", sagt Ehefrau Marianne Luckow. Der zweite Sohn Torsten wurde 1968 geboren. Beide Jungs gingen bei ihrem Vater in die Lehre. Mutter Marianne managte das Büro und nahm die Anrufe der Kunden entgegen.

Die "Elektro Luckow & Söhne GmbH" beschäftigt den Firmengründer noch heute: "Ich bin nicht im Ruhestand, sondern arbeite an zwei bis drei Tagen pro Woche mit auf den Baustellen", sagt Luckow. Das Unternehmen residiert an der Marie-Curie-Straße. Acht Mitarbeiter ziehen Strippen für Privathaushalte und Firmen, reparieren die kaputte Stehlampe oder verkabeln komplexe Anlagensteuerungen. Aus dem Chefbüro der Firma hält sich der Senior heraus. "Wenn da drei Meister das Sagen haben wollen, geht das nicht gut."

Beruflich war der Meisterbrief für Gerhard Luckow die Lizenz zum lebenslangen Lernen. Das Meisterstück 1964 in Oldenburg war eine Stern-Dreieck-Schaltung, die dazu dient, große Drehstrommotoren anlaufen zu lassen ohne dass gleich alle Sicherungen rausfliegen. Heute werden Haushalte und Firmen digital gesteuert. Ein Fortschritt - "aber wenn etwas nicht funktioniert, ist es dadurch noch schwerer, den Fehler zu finden", sagt Luckow. Das hat ihn fasziniert an der Elektrotechnik: Das Tüfteln, das Ausknobeln von Lösungen, die systematische Fehlersuche. Da kann er sich tief reinarbeiten und findet meist heraus, warum etwas nicht funktioniert. Wie oft bekam er dabei einen Stromschlag? "Das habe ich nicht mitgezählt."

(dne)
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