Grevenbroich Kunstobjekte aus alten Plastiktüten

Grevenbroich · Maria Gilges und Ingeborg Obrez-Schmidt stellen in der Galerie Dielämmer aus.

 Die Düsseldorferinnen Maria Gilges (l.) und Ingeborg Obrez-Schmidt verarbeiten Kunststoff-Müll zu sehenswerten Kunstobjekten.

Die Düsseldorferinnen Maria Gilges (l.) und Ingeborg Obrez-Schmidt verarbeiten Kunststoff-Müll zu sehenswerten Kunstobjekten.

Foto: Georg Salzburg

Maria Gilges und Ingeborg Obrez-Schmidt führen Kinder einer Düsseldorfer Grundschule in Rahmen des Offenen Ganztags an kreatives Tun heran. Sie stellten fest, dass sie nicht unweit voneinander wohnen, dass Kunststoff derzeit die Hauptrolle spielt in ihren Ateliers und dass beide auf sehr bunte, plakative Weise auf Missstände hinweisen. Bei so viel Gemeinsamkeiten war eine gemeinsame Ausstellung fast schon überfällig. Die wurde jetzt in der Galerie Judith Dielämmer in Grevenbroich eröffnet.

Normalerweise arbeitet sie mit Stein, seit einiger Zeit bevorzugt Ingeborg Obrez-Schmidt Tetrapak. Daraus entstanden ein Roboter, ein Auto und eine Pistole. Der große gemeinsame Nenner ist das matte silberne Material, das der Käufer von Getränke-Verpackungen normalerweise nicht sieht, weil es die Verpackung von innen versiegelt. Einige ihrer Arbeiten hatte die Künstlerin bereits in Düsseldorf zwischen Steigenberger Parkhotel und Kö-Bogen präsentiert. "Meine Objekte spiegeln die Schnelllebigkeit der Zeit wider", erklärt die Künstlerin. Sie verarbeitet die Tetrapaks bewusst mit Nähten in verschiedenen Farben - sie verleihen den Objekten handwerkliche Wertigkeit. Mit ihrer Pistole thematisiert Obrez-Schmidt die deutschen Waffenexporte. Dass sie sich für Tetrapak entschieden hat, ist auch als Mahnung und Warnung zu verstehen: Schnell und in großer Zahl produziert, gibt es bei der Entsorgung von Plastik Probleme.

Etwas Schöneres, als von Maria Gilges in ein Kunstwerk verwandelt zu werden, kann einer Plastiktüte kaum passieren. Die gebürtige Neusserin verwandelt diese Tüten zunächst in Fäden und häkelt daraus ihre Fantasiefiguren, die wie Jagdtrophäen an der Wand hängen. Die Assoziation ist nachvollziehbar: Viele Dinge, die in einer Plastiktüte nach Hause getragen wurden, waren Trophäen einer Schnäppchenjagd. Die Exponate erinnern oft an Tiere, die es so jedoch nicht gibt, haben mitunter aber auch menschliche Züge. Neueste Objekte sind bis zu drei Meter lang und haben etwas Tintenfischartiges oder wirken wie aus einem Voodoo-Zauber.

(NGZ)
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