Goch Große Tonnen – teurer Müll

Goch · Vier-Personen-Haushalte in Goch müssen, anders als in anderen Kommunen zwangsläufig 240-Liter-Restmüll- und Biotonnen nehmen. Die Folge: Im Verhältnis zur Nachbarschaft sind die Müllgebühren hoch.

Goch: Große Tonnen – teurer Müll
Foto: Evers, Gottfried

Die 240-Liter-Mülltonne von Marianne Lühring aus Goch wird nur noch selten richtig voll. Nachdem ihre zwei Kinder "flügge geworden" sind und meist nicht mehr Zuhause wohnen, fällt weniger Abfall in der Familie an. Marianne Lühring, die als Pädagogische Caritas-Mitarbeiterin an der Arnold-Janssen-Grundschule im Offenen Ganztag Schüler betreut, denkt schon längere Zeit darüber nach, auf eine kleinere Mülltonne umzusteigen. Doch das scheint in der Weberstadt nicht so einfach möglich zu sein.

 Dieter Üing kritisiert die hohen Müllgebühren in Goch.

Dieter Üing kritisiert die hohen Müllgebühren in Goch.

Foto: Evers, Gottfried

Über dieses und andere Probleme im Zusammenhang mit der Abfall-Entsorgung in der Weberstadt hat sich Dieter Üing, Gründungsmitglied der CDU-Mittelstandsvereinigung (MIT), intensive Gedanken gemacht. Seiner Einschätzung nach wird das Thema von der Politik in Goch lediglich umkreist. "Man nimmt die Entwicklung bei den Müllgebühren zur Kenntnis. Und das ist es gewesen." Zur Kenntnis nehmen, sagt Dieter Üing, müsse man aber auch: Die Müllgebühren in Goch seien hoch, weitaus höher als anderswo in NRW.

Dieter Üing, der zeitweise Vorstandsmitglied der CDU-MIT auf Kreisebene war, aber sich vor etwa vier Jahren aus der Parteiarbeit zurückgezogen hat, beruft sich bei seiner Kritik auf Veröffentlichungen des Bundes der Steuerzahler (BdSt) in Nordrhein-Westfalen. Denn der BdSt habe darin deutlich gemacht, "dass im Bereich der Abfallentsorgung vielerorts die Belastungsgrenze erreicht ist". 396 Städte und Gemeinden seien zu ihren Abfallgebühren befragt worden. Für Dieter Üing ist ein wichtiges Ergebnis der Befragung: "Städte und Gemeinden haben zwar zahlreiche Möglichkeiten, die Gebührenbelastung der Bürger zu senken." Aber die Erhebung des BdSt zeige, dass die nur selten genutzt würden.

Der Gocher hat es sorgsam aus- und vorgerechnet. Ein Vier-Personen-Haushalt zahlt danach in Goch jährlich 467,30 Euro. Üing: "Der Betrag setzt sich aus der Personengebühr — viermal 49 Euro —, der Gebühr für eine graue Tonne (107,60 Euro), für eine Biotonne (150,70 Euro) und für die Papiertonne (13 Euro) zusammen. Macht total 467,30 Euro."

Da gebe es zu anderen Städten und Gemeinden im Lande eine riesige Differenz, dort lägen nach den Berechnungen des BdSt die Gebühren deutlich unter 200 Euro. Üing hat auch mal in der direkten Nachbarschaft verglichen: "Für Kleve rechnet sich ein Beitrag von 428,40 Euro, der sich um 66 Euro bei Benutzung einer 120-Liter-Biotonne statt der in Goch vorgeschriebenen 240-Liter-Tonne reduzieren ließe.

Und dass für den Restmüll 120- und 240-Liter-Tonnen gleich teuer sind, für beide Größen jeweils 107,60 Euro pro Jahr berechnet werden, ist in NRW recht einmalig." 240-Liter-Biotonne und, für vier Personen, 240-Liter-Restmüll-Behälter — beide großen Tonnen sind in Goch "verbindlich".

Auf dieser Basis sind in Goch die Abfallgebühren deutlich höher als in Kleve, Uedem und Weeze. Allerdings nur, wenn man dort die Möglichkeit nutzt, jeweils die "mittelgroßen" 120-Liter-Abfalleiner zu nutzen. Vergleicht man die Gebühren für Tonnen, die gleich groß sind wie in Goch, Restmüll und Bio jeweils 240 Liter, ist die Müllabfuhr vor allem in Kleve und auch in Uedem deutlich teurer.

"Entscheidend aber ist, dass sich Müllvermeidung, zum Beispiel durch Nutzung einer 120-Liter-Biotonne, nicht lohnt", so Dieter Üing. Denn: "Auf Anfrage in der Gocher Kämmerei erfuhr ich, dass auf besonderen Antrag eine 120-Liter-Biotonne bereitgestellt wird — wenn aus Platzgründen ein 240-Liter-Behälter nicht möglich oder unzumutbar ist. Diese kostet aber auch 150,70 Euro."

Und die kleinere und günstigere Tonne werde in der Gebührenübersicht der Stadt Goch erst gar nicht aufgeführt.

(RP/rl)
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