Geldern Asbestsanierung in der JVA Pont

Geldern · Der giftige Baustoff steckt in den vier alten Hafthäusern des Gefängnisses. Ihn zu beseitigen, stellt die Verantwortlichen vor eine enorme logistische Aufgabe. Und erfordert hohe Sicherheitsauflagen.

Geldern: Asbestsanierung in der JVA Pont
Foto: Seybert Gerhard

Leergeräumte Zellen ohne Möbel und kaum noch Häftlinge, die sich im Hafthaus D befinden. Die Vorbereitungen für die Teil-Sanierung der Justizvollzugsanstalt (JVA) Pont laufen. Am 4. Juli sollen die Arbeiten losgehen - erst mal in einem der vier alten Hafthäuser. "Eigentlich ist das eine Pilot-Sanierung", sagt Alwin Quadstege vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB), dem Eigentümer des Gebäudes. "Wir fangen in einem Bereich an und übertragen die Erfahrungen dann auf die Sanierungen der weiteren Hafthäuser."

Die Sanierung ist notwendig, weil 2013 nach einem Brand, den ein Häftling gelegt hatte, bei Materialproben Asbest gefunden wurde. Zwar sei es durch den giftigen Baustoff weder bei Mitarbeitern noch bei den Gefangenen zu Gesundheitsbeschwerden gekommen. Doch mittelfristig war eine komplette Asbestsanierung unumgänglich. Als Zwischenlösung wurden Schutzplanken an die Wände in den Zellen und den Fluren geschraubt. Die sollen verhindern, dass Möbel oder Rollwagen die Wände beschädigen und so Asbest freigesetzt wird. Der Baustoff sitzt in der Spachtelmasse, und die soll jetzt mit einem Wasserhochdruckverfahren entfernt und rausgeschwemmt werden.

Für die Gefängnisleitung und die Mitarbeiter bedeutet das jetzt ein sehr aufwändiges logistisches Unterfangen. Denn in den betroffenen Hafthäusern gibt es insgesamt rund 550 Haftplätze - 680 sind es in der ganzen JVA. 112 davon allein im Hafthaus D. Die Gefangenen müssen jetzt raus aus ihren Zellen und verlegt werden. Die JVA Pont hat selbst allerdings nicht genug freie Zellen, als dass sie die Häftlinge einfach innerhalb der Anstalt verlegen könnte.

Also wurden viele auch auf Gefängnisse in der Umgebung verteilt, sagt Karl Schwers, der Leiter der JVA Pont: "In Werl hat eine Abteilung für Sicherungsverwahrung geöffnet. Dadurch hatte die JVA Aachen rund 80 Plätze frei. 20 Gefangene konnten wir nach Bochum verlegen. Einzelne auch nach Schwerte, Remscheid und Rheinbach." Dabei will die Leitung in Pont darauf achten, dass die Gefangenen möglichst nah verlegt werden, sagt der Leiter: "Die wollen nicht so gerne hier weg. Die haben ja ihre Kontakte aufgebaut, haben ihre Arbeit und ihren Sport. Und für die Angehörigen ist das auch nicht leicht."

In anderthalb Wochen soll die Sanierung dann beginnen. Dazu muss jede Wand in jeder einzelnen Zelle bis auf den Beton runter, erklärt Schwers: "Alle Möbel müssen raus, zudem die Installationen, also Toiletten, Waschbecken, Sprechanlagen. Für die Bauarbeiten müssen wir den Hof sperren. Da sind ja dann Baucontainer. Wir müssen Mitarbeiter abstellen, die das überwachen und die Bauarbeiter rein- und rausbegleiten und auch die Baustellenfahrzeuge überwachen. Damit nix passiert." Auch die Höfe sollen zusätzlich mit Kameras zur Überwachung ausgestattet werden. Die Sicherheitsauflagen sind bei einer Baustelle im Gefängnis eben sehr viel höher.

Ein halbes Jahr soll die Sanierung des ersten Teils dauern, ein weiteres halbes Jahr dann noch mal, das Gebäudeinnere wieder aufzubauen und einzurichten. Bis alle vier Hafthäuser vom Asbest befreit sind und wieder bezugsfertig, dauert es wohl vier bis fünf Jahre.

Die ersten Aufträge für die Einrichtung der Baustelle und die Asbestsanierung im Hafthaus D sind bereits erteilt. Der Wiederaufbau ist in Planung. Was die gesamte Maßnahme kostet, können die Verantwortlichen gerade erst grob abschätzen: "Die Millionengrenze werden wir aber wohl überschreiten", sagt Quadstege.

(RP)
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