Emmerich Im Land der Trolle und Elfen

Emmerich · Unsere Autorin verbrachte eine Woche auf Island. Sie erlebte eine Rundreise, die unter die Haut ging. Für sie steht fest: "Ich komme wieder."

Seit der Europameisterschaft ist Island in aller Munde. In Frankreich haben sich die Fußballer des Inselstaates und ihre sympathischen Fans in die Herzen gespielt, ihre Hu-Rufe sind unvergessen. 332.000 Einwohner, rund 80.000 Islandpferde und jede Menge Schafe leben hier. Ich habe dieses Land besucht und die Faszination aus Feuer und Eis, die unberührte Natur und die Bewohner hautnah erlebt. Eine Reise, die unter die Haut ging.

Vom Flughafen Düsseldorf aus dauert es etwa vier Stunden, bis man in Keflavik, knapp eine Stunde von der Hauptstadt Reykjavik entfernt, landet. Morgens um 2.30 Uhr komme ich im Camp an. Einziger Luxus: Mein Zelt verfügt über eine Komfortmatratze, eine etwas dickere Klappmatte. Das Einschlafen fällt schwer, denn es ist hell wie am Tag.

1. Tag Wir - eine Gruppe von 17 Personen zwischen 30 und 70 Jahren - fahren im Bus an der von schwarzen Sandstränden gesäumten Südküste entlang. Mit Moosen bewachsene Lavalandschaften muten an wie Mondlandschaften. "Tatsächlich haben Astronauten Island als Übungsfeld genutzt", berichtet unsere Reiseleiterin Jessica, eine gelernte Schauspielerin. Die Fahrt geht vorbei am Hekla-Vulkan, Höllenschlund genannt, der sehr aktive Magna-Bewegungen verzeichnet, und am Eyjafallajökull vorbei, der 2010 das letzte Mal ausbrach. Wir erwandern die ersten Wasserfälle, unter anderem den 63 Meter hohen Skógafoss. Um nach oben zu kommen, muss man 387 Stufen erklimmen. Doch man wird mit einem atemberaubenden Ausblick belohnt. "Schön leise sein, damit ihr die Trolle nicht weckt", sagt unsere Reiseleiterin. Die Isländer leben für ihre Märchen, Sagen und Geschichten. Es gibt sogar eine Elfenbeauftragte, die gefragt werden muss, bevor ein neues Haus in die Landschaft gebaut wird. Papageientaucher entdecken wir bei typisch regnerisch-windigem Island-Wetter auf der Wanderung an die südlichste Spitze Islands, dem Kap Dyrhólaey. 500 Kronen, umgerechnet 3,50 Euro, für eine warme Dusche im Camp sind zwar teuer, aber angesichts der schneebedeckten Gletscher rundherum im Skaftafell-Nationalpark zahle ich sie gerne.

2. Tag Die 18-Kilometer-Wanderung am Fuße des Gletschers Vatnajökull auf 800 Meter hohe Berge ist für mich als "niederrheinische Flachlandtirolerin", wo die höchste Erhebung der Eltenberg mit seinen 80 Metern ist, eine echte Herausforderung. Doch der Blick auf den riesigen Svartifoss-Wasserfall, bei dem die Wassermassen, umrahmt von Basaltsäulen, über die Felskante stürzen, entschädigt für die Mühen.

3. Tag Entlang der Küste geht es zur Gletscherlagune Jökulsárlón, in der riesige Eisblöcke schwimmen. Ein Mini-Titanic-Feeling vermittelt die Fahrt zwischen den Eisblöcken in einem Amphibien-Fahrzeug. Szenen aus Filmen wie Tomb Raider, Batman und James Bond wurden hier gedreht. Der Touristenführer angelt eine Eisscholle und erklärt uns, dass das Eis über 1000 Jahre alt ist. Kurz vor Ende unserer Busreise baden wir an diesem Tag in einem "Hot Pot", einem warmen "Topf", der durch eine heiße Quelle gespeist wird. An diesem Abend genieße ich nach drei Zeltnächten die Unterbringung in einem Gasthaus in Djúpivogur. Zum Frühstück gibt es unter anderem Lebertran - pur serviert in Schnapsgläschen.

4. Tag Wir wandern bei für Island hochsommerlichen Temperaturen von 16 Grad zum Hengifoss, dem hängenden Wasserfall am Lögurinn-See. Er ist 35 Kilometer lang, 2,5 Kilometer breit und über 100 Meter tief. "Vielleicht entdeckt ihr ja das Ungeheuer", sagt Jessica, die uns erklärt, dass die Isländer keine Anglizismen in ihre Sprache übernehmen und andere Worte suchen. So heißt der Computer übersetzt Zahlenwahrsagerin, die CD Strahlenteller. Mitten in einem Lavafeld am Mückensee, der seinem Namen alle Ehre macht mit dem Vorteil, dass diese Mücken nicht stechen, ist das Camp mit unseren Zelten. Wir baden am Abend entspannt in der Blauen Lagune am Myvatn.

5. Tag Bei nebligem Troll-Wetter wandern wir durch die Lavaburgen von Dimmuborgir. Der Ort gilt in der isländischen Mythologie als Wohnort von Elfen und Trollen. Wir genießen bei einer einzigartigen Gratwanderung auf dem Vulkankegel des Hverfjall die tolle Aussicht. Dann geht es in die "Hexenküche", wir besichtigen die rauchenden Solfataren von Namaskard mit ihren blubbernden Schlammtöpfen. Es stinkt nach Schwefel. Dann besuchen wir den 25 Meter breiten Wasserfall der Götter.

6. Tag Nach einem Vormittag in Akureyri, der zweitgrößten Stadt Islands, fahren wir auf der unbewohnten Hochlandpiste Kjölur in Richtung Süden nach Hveravellir. Am Abend bekommen wir eine Kostprobe isländischer Spezialitäten serviert: Stockfisch, Lava-Brot und Hákarl, fermentierter Haifisch - auch Gammelhai genannt. Dieser lässt sich nur mit dem 37-prozentigen Branntwein Brennivin aus Kartoffeln herunterspülen.

7. Tag Das kann auch einem erfahrenen Busfahrer passieren: Er verpasst eine Abzweigung und steht mitten im Geröllfeld. Doch nach dem Motto "Ekkert mál" (kein Problem) und isländischer Gelassenheit wendet er sein Allradfahrzeug. Wir schauen uns den alle zehn Minuten ausbrechenden Geysir Strokkur an und den geschichtsträchtigen Ort Thingvellir, die Geburtsstätte des ältesten Parlaments der Welt, bevor es nach Reykjavik zurückgeht.

Eine tolle Reise geht zu Ende. Isländisch versteht kaum einer, aber fast alle herzlichen Einwohner sprechen Englisch. Hier gibt es ursprüngliche Natur mit einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt. Ich komme wieder.

(RP)
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