Wenn ein Mädchen plötzlich Madl heißt und ein Lied a Liedli, dann ist man im tiefsten Bayern angekommen. Am Samstag (13. August) allerdings war der Freistaat etwa eine Stunde am Niederrhein zu Gast - und hat sich prompt ins Herz des bodenständigen Rübenkrautessers gespielt.

Balkan-Brass-Musikgruppe

Habediehre, die Rede ist von La Brass Banda, eine aus Übersee am Chiemensee stammende Balkan-Brass-Musikgruppe. Um 18.10 Uhr betrat die Band die Hauptbühne des Haldern Pop Festivals. Nur fünf Minuten später hüpften alle Besucher im Takt mit. Sie konnten nicht anders.

Denn das Quintett mit Trompete, Posaune, Tuba, Bass und Schlagzeug spielte einen phantastischen Mix aus bayrischer Blasmusik und Reggae, Rock und Techno. Und nicht nur das: Sie wussten auch noch gut zu unterhalten - allen voran Sänger und Trompeter Stefan Dettl.

Der Frontmann von La Brass Banda, der nach eigenen Angaben kein Hochdeutsch sprechen kann, quatschte zwischen den "Stückerl" einfach drauf los. Er sprach von bayrischer Gemütlichkeit und sprang wenig später wie ein amerikanischer Rockstar in die Höhe. Mit Lederhosen und blond gelocktem Haar stand er da und streckte plötzlich die Zunge heraus. Was für ein Lausbub.

Dass das alles keine gespielte Gesangskunst, sondern pure Freude an der eigenen Musik ist, bewiesen La Brass Banda auch gegen Ende ihres Auftritts beim Haldern Pop. So kam die Band kurzerhand von der Bühne und zog im strömenden Regen durch das Publikum. Ja, in Bayern haben sie sich in den vergangenen drei Jahren einen Kultstatus erspielt, am Niederrhein am Samstag innerhalb einer Stunde auch. La Brass Banda waren die heimliches Stars, dabei sollten doch eigentlich Fleet Foxes die Headliner des Haldern Pop Festivals sein.

Machen Wir sind Helden eine Pause?

Selbst Wir sind Helden konnten bei diesem Tempo nicht mithalten. Die deutsche Rock-Pop-Gruppe, die im Anschluss auftrat, lieferte einen souveränen, zuweilen aber sehr emotionalen Auftritt ab. Klar, Hits wie "Von hier an blind", "Nur ein Wort" oder "Denkmal" sorgten natürlich für Stimmung auf dem Reitplatz, aber Frontfrau Judith Holofernes schien auf der Bühne irgendwie insichgekehrt zu sein. Bei einem Lied vergaß sie sogar den Text. Daraufhin entschuldigte sie sich und begründete den Ausfall mit folgenden Worten. "Wir sind so trauig, denn wir werden für lange Zeit nicht mehr in dieser Formation auf Bühne stehen." Machen Wir sind Helden etwa eine Pause?

Ruhig ging es auch bei Einbruch der Dunkelheit weiter. The Low Anthem spielten nach den Helden sanften Bluesfolk mit mehrstimmigen Gesang ehe Fleet Foxes gegen 23 Uhr schlichten bis freudenreichen Folk servierten. Erinnerungen an Neil Young wurden wach. Zum Dank gab es dafür ein Meer aus Wunderkerzen.