Haldern Pop 2011 - mit Video Wunderbarer Auftakt in der Kirche

Leise ist das neue laut. Die "Isbells" aus Belgien gaben beim Haldern Pop 2011 das Auftakt-Konzert. Und zwar an einem ganz besonderen Ort: in der St.-Georg-Kirche zu Haldern.

Schlange stehen, um in eine Kirche zu kommen. Das hat es in Deutschland schon lange nicht mehr gegeben. In Haldern (Kreis Kleve) war dies jedoch am Donnerstag, 11. August 2011, der Fall. Hunderte Musikfans warteten ab 16.30 Uhr vor dem Portal der St.-Georg-Kirche, um die belgische Band "Isbells" zu hören. Sie gaben dort das Auftakt-Konzert zum Haldern Pop 2011.

Zurück zu den Wurzeln

Erstmalig in der Geschichte des Haldern-Pop-Festivals kehrt die Familie zurück zu ihren Wurzeln. Denn 14 Messdiener waren es, die das Haldern Pop 1981 ins Leben riefen. Damals lief die Musik noch vom Band. Ein Jahr später wurde die Fete bereits ausgebaut, etwa 1500 Leute kamen Anfang der 80er Jahre zum Reitplatz.

2011 werden etwa 6000 Festivalbesucher in Haldern, das ebenso viele Einwohner zählt, erwartet. Und zum Auftaktkonzert in der Kirche waren bereits etwa 1000 Besucher (!) gekommen.

Jana Nellesen (19) aus Kleve und Jan Lange (23) aus Frankfurt sind zwei davon. "Die Atmosphäre hier in der Kirche ist einfach toll", sagt Nellesen, die sich die Band bereits im Vorfeld angehört hat. "Das ist eine sehr leise, gitarrenlastige Band. Ich glaube, das passt ganz gut."

Und tatsächlich, die leisen Isbells aus Belgien sind die neuen, lauten Prediger. Sie schafften das, wovon viele Geistliche in Deutschland nur träumen: eine restlos gefüllte Kirche. Applaus. Applaus. Applaus.

Sparsam instrumentierte Songs

Dabei spielte das Quartett um den ehemaligen Ikea-Verkäufer Gaetan Vendewoude lediglich sparsam instrumentierte und nachdenkliche Songs, die den Alltag, Verlust und Zweifel vertonten. Aber genau diese Art von Musik, zum Teil auch ohne Verstärker und Lautsprecher dargeboten, passte so wunderbar zum Rahmen. Die Haldern-Fans, sie saßen, standen und knieten auf den Kirchenbänken. Sie waren nachdenklich, sie waren in sich gekehrt, sie waren sich ganz nah, küssten und kuschelten sogar.

Für Marian Szalecki, seit einem Jahr Pfarrer in Haldern, war dies ein phantastisches Bild. "Unglaublich, dass so viele junge Leute gekommen sind. So muss Kirche sein", sagte er noch vor dem Konzert. Er war es auch, der die Idee zu der Eröffnung in der Kirche hatte. "Die Kirche muss ein Ort der Freude und der Begegnung sein", so der Pfarrer.

Haldern Pop Bar und Spiegelzelt

Und das war sie. Davon überzeugten sich nicht nur die zahlreichen Festivalbesucher. Auch die Halderner selbst waren gekommen, um das Konzert in der Kirche mitzuerleben. "So was muss man doch gesehen haben", sagt auch Marlene (73) aus Haldern. Sie betagte Dame wohnt direkt nebenan und wollte mal wissen, wofür sich ihre Kinder und Enkelkinder seit Jahren begeistern. "Jetzt weiß ich es, es ist toll."

Nach den Isbells führte das Duo "SpringerParker" die Oper "Klima im Wandel der Zeit" auf. Im Anschluss daran (19.30 Uhr) gibt "Moddi" das Abschlusskonzert in der Kirche. Doch schräg gegenüber, in der Haldern Pop Bar, spielen auch noch "Toy Horses" (20 Uhr) und "Paul Thomas Saunders" (21.15 Uhr) auf. Ein Höhepunkt des Abends wird gewiss der Auftritt von "Julia Marcell" im Spiegelzelt (20.55 Uhr) sein. Die polnische Singer- und Songwriterin gilt in der Musikszene als Geheimfavorit. Am späten Abend spielen dort zudem "The Avett Brothers" (22.05 Uhr), "Anna Calvi" (23.15 Uhr), "Coma" (0.00 Uhr im Biergarten) und "Brandt Brauer Frick Ensemble" (0.40 Uhr).

(jul)
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