Haldern Pop 2011 Mit Julia Marcell im Spiegelzelt

Sie galt als Geheimfavorit, sie kam mehr als eine halbe Stunde zu spät und ging nach etwa 20 Minuten ohne großartigen Beifall wieder von der Bühne. Julia Marcell, eine polnische Singer-Songwriterin, konnte am Donnerstagabend (11. August) im Spiegelzelt nicht wirklich überzeugen. Verhaltener Applaus, wenig Stimmung beim Haldern-Pop-Festival.

Julia Marcell beim Haldern Pop 2011
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Julia Marcell beim Haldern Pop 2011

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Die Erwartungen waren groß, vielleicht zu groß. Und am Ende standen im Haldern-Pop-Spiegelzelt etwa 800 Festivalbbesucher, die nicht mehr wussten, wie sie sich verhalten sollten. Die einen klatschten leise, aus Höflichkeit. Den anderen war's egal. Sie quatschten und tranken lieber Bier. Nur wenige waren wirklich begeistert von Julia Marcell und Band.

Piano-Pop

Dabei gilt das neue Mitglied der Haldern-Pop-Familie - ihr zweites Album "June" veröffentlicht sie am 30. September mit Haldern-Pop-Recordings - als Geheimfavorit. "Datt Blatt", die Zeitschrift zum 28. Haldern-Pop-Festival, schreibt: "Ein Werk voller Opulenz und längst verloren geglaubter Schönheit." Im Radio wird ihre erste Single-Auskopplung"Matrioszka", die ab dem 19. August im Handel erhältlich sein wird, sogar als "ausdrucksstarke Stimme, die Granit zum Schmelzen bringen könnte" beschrieben.

Doch davon war Julia Marcell weit entfernt. Ihr Piano-Pop ging einfach nicht aufs Publikum über. Während sie auf der Bühne hin- und her wippte, standen ihre Zuschauer und -hörer meist teilnahmlos im Innenraum. Stimmung sieht anders aus.

Da konnte selbst ihr elfenhaftes Outfit nichts mehr dran ändern. Vielmehr sah sie zuweilen auch noch aus, wie eine Pechmarie - der Blick größtenteils gesenkt, die langen schwarzen Haare verdeckten das schneeweiße, zerbrechliche Gesicht mit den roten Lippen.

Schlange und Regen

Julia Marcell hatte es vielleicht auch schwer. Denn die "Isbells" aus Belgien gaben am Donnerstagnachmittag einen perfekten Einstieg in das 28. Haldern Pop Festival in der St. Georg Kirche. Ihre Musik war leise, gefühlvoll und passte ganz wunderbar in den geistlichen Rahmen. Daran galt es anzuknüpfen.

Die junge Polin kam jedoch erst einmal mehr als eine halbe Stunde zu spät. Die Schlange vor dem Spiegelzelt wurde indes immer länger. Um 21.30 Uhr ging es dann endlich los. Pünktlich zum Start regnete es in Strömen.

Nach Julia Marcell traten noch The Avett Brothers, Anna Calvi und das Brandt Brauer Frick Ensemble auf. Im Biergarten, für den die Besucher, die kein Ticket hatten, erstmals zehn Euro Eintritt zahlen mussten, legte noch Coma auf.

(jul)
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