MSV Duisburg Der tränenreiche Abschied

Neun Spieler haben den Verein verlassen. Jede Menge neuer Kicker werden kommen. Daraus ergibt sich: Wie in den letzten Jahren auch wird es beim MSV einen Neuanfang geben. Und: Nicht immer muss es so gut klappen wie in der abgelaufenen Spielzeit.

MSV: Autokorso und Feier im Stadion
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Der Bericht im überregionalen Sportteil dieser Zeitung am Montag zu den Geschehnissen rund ums Pokalfinale in Berlin lautete: "Der MSV Duisburg vor einem Neuanfang". Der wievielte ist das eigentlich in den letzten Jahren? Erweitert hätte es auch heißen können: "Wieder ein Neuaufbau."

Das trifft den Kern des sich Schwindel erregend drehenden Personalkarussells. Fast rührend war die Szene, als sich Trainer Milan Sasic und der kleine Deutsch-Türke Olcay Sahan zum Abschied tränenreich in die Arme fielen. "Er war wie ein Vater für mich, ihm habe ich viel zu verdanken", schluchzte Sahan.

Man kommt bei der Addition der jüngeren Vergangenheit auf eine stolze Anzahl von Namen, die fast schon in Vergessenheit geraten sind. Nimmt man nur mal die Spielerliste, die vor dem Beginn der Saison kamen und gingen:

Zugänge waren damals Yelldell (TuS Koblenz), Koch (Borussia Dortmund), Exslager, Kunt, Öztürk (eigene Jugend), Blum (Karlsruher SC), Reiche (VfL Wolfsburg II), Kern (FC Augsburg), Müller (FC Köln II), Bajic (Genzlerbirligi), Lenz (Schalke U19), Yilmaz (VfL Wolfsburg II) — sie alle zogen das Zebra-Trikot über, und Winterzugänge wie Banovic oder Säumel gesellten sich noch dazu.

Die Abgänge summierten sich im letzten Sommer auf Starke (1999 Hoffenheim), Koczor (RW Ahlen), Meyer, Willi (Karriereende), Maicon (Ziel unbekannt), Ben Hatira (zurück HSV), Ede (Union Berlin), Tiffert (FC Kaiserslautern), Wagner (Werder Bremen), Kouemaha (FC Brügge, schon während der Spielzeit), Larsen (zurück Toulouse), Caiuby (zurück VfL Wolfsburg), Schindler (zurück Werder Bremen), Korzynietz, Vidosic (zurück FC Nürnberg), Tiago (Düsseldorf), Andersen (VfL Osnabrück), Schlicke (FSV Fankfurt), Fahrnhorst (Schalke) und Adler (Osnabrück).

Frust darüber, dass die Spieler nicht bleiben konnten

Nach dem auch "nassen" Abschied in der Arena im Anschluss an den netten Empfang durch die keineswegs super enttäuschten Fans herrschte bei dem einen oder anderen Anhänger auch Frust darüber, dass die Spieler nicht bleiben konnten. Neben Koch (erst einmal zurück nach Dortmund, also noch nicht endgültig), der nicht anwesend war, und Sahan (1. FC Kaiserslautern) sagten auch Jürgen Säumel, Olivier Veigneau, Sven Theißen, Stefan Maierhofer (alle Ziel unbekannt), Ivica Banovic (zurück nach Freiburg), Manuel Schäffler (zurück zu 1860 München) und Filip Trojan (zurück nach Mainz) "Tschüss".

Mit Emil Jula und Jiayi Shao (beide Energie Cottbus), Kevin Wolze und Sergej Karimow (VfL Wolfsburg), Jürgen Gjasula (FSV Frankfurt), Yannik Stark (zurück aus Darmstadt) und Vasilios Pliatsikas (Schalke) stehen bereits Neuzugänge fest. Wieder mal muss sich der Fan die neuen Gesichter einprägen, die ab Mitte Juni zum ersten Training kommen. Bis dahin ist noch Zeit, aber Sasic hat schon weiterte Verpflichtungen angekündigt.

Schwierige Aufgabe für Milan Sasic auch in der neuen Saison

An dem Kroaten und seinem Team wird es also wieder liegen, aus einer erneut zusammen gewürfelten Truppe eine Einheit zu schmieden, die vier Wochen spätere die Hatz' nach Meisterschaftspunkten aufnehmen wird. Die Erfahrung lehrt, dass der Neuaufbau gut gehen kann — wie in der gerade abgelaufenen Saison — dass er aber auch nicht nach Wunsch verlaufen muss. Eine schwierige Aufgabe ist das allemal. Kicker verschiedener fußballerischer Güte und Charaktere, die zueinander passen sollten — das ist ein Lotteriespiel.

Es ist eine Last, die der MSV mit sich herumschleppen muss. Andere Möglichkeiten fallen unter die Aufsicht der Deutschen Fußball-Liga (DFL), und da muss jeder Verein Vorsicht walten lassen, gegen sie nicht zu verstoßen. Finanziell diktiert der eng geschnallte Gürtel, dass der MSV auch weiterhin gezielt nur das Geld ausgeben darf, das er zur Verüfung hat. Die sechs Millionen Zusatzkohle aus dem lukrativen Pokalgeschäft weisen den Weg zu etwas mehr Atmungsfreiheit, mehr aber auch nicht.

(RP)
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