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Loveparade-Katastrophe OB Sauerland räumt Fehler ein

Duisburg · Knapp ein Jahr nach dem Unglück auf der Loveparade hat Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) erstmals Fehler im Umgang mit den Angehörigen der Opfer eingeräumt. Diese tun ihm heute Leid.

"Die Übernahme moralischer Verantwortung, sich bei den Angehörigen der Opfer zu entschuldigen", das hätte von ihm kommen müssen. Es tue ihm unendlich leid, dass er es nicht sofort getan habe, sagte der CDU-Politiker dem "Zeit-Magazin".

Sauerland war nach der Loveparade in die Kritik geraten, weil er als Leiter der genehmigenden Behörde und als Stadtoberhaupt die Verantwortung an dem Unglück von sich gewiesen hatte, einen Rücktritt ablehnte und sich bei den Opfern zunächst nicht entschuldigte. In dem Interview räumte er nun ein, geglaubt zu haben, dass er im Falle einer Entschuldigung juristisch zur Verantwortung gezogen werde. "Und das hat dazu geführt, dass man sprachlos wurde."

Es ist nicht nur die Sprachlosigkeit, sondern sein Umgang mit der Katastrophe insgesamt, die Kritiker ihm vorwerfen. Sauerland machte in der Kommunikation so ziemlich alles falsch, was man falsch machen konnte. In der öffentlichen Wahrnehmung wird er als derjenige verstanden, der die Schuld bei anderen sucht, sich der politischen Verantwortung bewusst entzieht - auch wenn er es anders meint: Sauerland wird meist falsch verstanden, fühlt sich falsch verstanden.

Dass er wenige Stunden nach der Katastrophe die Besucher der Loveparade mit einer unglücklichen Äußerung mit in die Verantwortung nimmt, das wird er nicht mehr los. Auf der Pressekonferenz am nächsten Tag im Rathaus und den Wochen darauf kündigt er an, sich der Frage nach seiner Verantwortung zu stellen - doch nichts passiert. In einem Fernseh-Interview gibt er zu, bei den Besucherzahlen aus Image-Gründen gelogen und sie beschönigt zu haben. Fast täglich wird er mit Anfeindungen konfrontiert. Sauerland nimmt Personenschutz, weil er Morddrohungen erhält. Als er Ende vergangenen Jahres in Duisburg-Rheinhausen einen Marktplatz eröffnen will, wird er mit Ketchup bespritzt.

Unterschriften gegen Sauerland

In Duisburg werden seit einigen Wochen Unterschriften für die Einleitung eines Abwahlverfahrens gegen Sauerland gesammelt. Die Bürgerinitiative "Neuanfang für Duisburg" hat nach eigenen Angaben bislang mehr als 10 000 Unterschriften für die Abwahl von Oberbürgermeister AdolfSauerland (CDU) gesammelt. Bis Oktober müssen sie die für das Abwahlverfahren benötigten 55 000 Unterschriften zusammenbekommen haben. "Es läuft sehr gut. Die Resonanz ist überwältigend", sagt Mitinitiator Harald Jochums. Sollten die Unterschriften zusammenkommen, wird es eine Abstimmung geben. 25 Prozent der Wahlberechtigten, etwa 92 000 Einwohner, müssten gegen Sauerland stimmen – dann wäre er abgewählt. Im vergangenen Jahr scheiterte ein Abwahlverfahren gegen den OB an der fehlenden Zweidrittelmehrheit im Stadtrat, die nach der Gesetzesänderung jetzt nicht mehr nötig ist.

Gegen Sauerland wird nicht ermittelt

Bei der Katastrophe auf der Loveparade waren vor knapp einem Jahr 21 junge Menschen bei einer Massenpanik im Zugangsbereich zum Festivalgelände ums Leben gekommen, mehr ald 500 wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 16 Personen. Dabei handelt es sich um Bedienstete der Stadt, des Veranstalters und der Polizei. Es besteht der Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung. Adolf Sauerland ist nicht unter den 16 Beschuldigten.

(csh)
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