Duisburg Große Wut auf Duisburg

Duisburg · Die Firma Degema, die sich mit einem Altreifen-Recyclingbetrieb auf dem Glunz-Gelände in Baerl ansiedeln wollte, ist zum Rückzug gezwungen. Anzeichen für ein Interesse anderer Investoren an dem Areal gibt es vorerst nicht.

 Blick durchs verschlossene Tor auf die Anlagen der Firma Glunz, das Gelände des einstigen Hornitex-Werkes. Vor Ort wird noch eine Anlage betrieben, in der Altholz geschreddert wird. Mehr passiert erst mal nicht.

Blick durchs verschlossene Tor auf die Anlagen der Firma Glunz, das Gelände des einstigen Hornitex-Werkes. Vor Ort wird noch eine Anlage betrieben, in der Altholz geschreddert wird. Mehr passiert erst mal nicht.

Beinahe still und jedenfalls starr ruht das Gelände der Firma Glunz, ehemals Hornitex: Da tut sich nicht viel, und da wird sich in nächster Zeit wohl auch nicht viel tun. Dem Unternehmen Degema aus Kamp-Lintfort, das sich mit einer Recyclinganlage für Altreifen dort ansiedeln wollte, hat die Politik die Tür gewiesen. Die Art und Weise, wie das passiert ist, hat Narben hinterlassen, die sich auf zukünftige Standortentscheidungen auswirken.

"Ich kann den Namen Duisburg nicht mehr hören", wettert der Aufsichtsratsvorsitzende Herbert Kölbl im Gespräch mit unserer Zeitung: "Wenn es nach mir geht, werden wir keinen Ziegelstein mehr in Duisburg bewegen" – und vermutlich geht es nach ihm. Sein Vorwurf: Duisburg sei pleite, habe jede Menge Arbeitslose. Dennoch habe die Politik sehenden Auges das Glunz-Gelände für Degema unbrauchbar gemacht, "und uns hat das 50 000 Euro gekostet, weil wir die ganze Planung schon fertig hatten".

Ratsbeschluss schaffte Fakten

Tatsächlich hat der Stadtrat im Oktober 2010 beschlossen, dass das Gelände zu einem besonders ruhigen Gewerbegebiet werden soll. Bislang war es als Industriegebiet ausgewiesen. "Jetzt können wir da nicht mehr hin", sagt Kölbl und kritisiert die Informationspolitik der Stadt. "Die haben es noch nicht mal nötig gefunden, uns das mitzuteilen", ist er empört. "Wir haben eine spektakuläre Erfindung gemacht. Wir verarbeiten Autoreifen hundertprozentig umweltfreundlich zu hochwertigem Kunststoff. Wir schaffen Arbeitsplätze. Und dann werden wir behandelt, als wären wir ein Klüngelskerl" – ein fahrender Schrotthändler.

45 bis 50 Jobs wären bei der Ansiedlung von Degema entstanden, später hätte die Belegschaft auf über 100 Beschäftigte wachsen können. "Vor allem hatten wir uns vorgenommen, Geld zu verdienen", so Kölbl. Duisburg hätte von den Gewerbesteuern profitiert.

Auch die mit Degema verbundene Firma "Kölbl Engineering und Consulting" hätte über einen Umzug nach Duisburg nachgedacht, weil es ihr am Stammsitz in Kamp-Lintfort zu eng wird. Ein Umzug wäre nach wie vor nicht ausgeschlossen, meint Kölbl. "Aber eins weiß ich: dass ich nicht nach Duisburg gehe." Andere Städte würden ihm einen roten Teppich ausrollen.

Keine neuen Pläne fürs Areal

Weitere Pläne scheint es für das Glunz-Gelände nach dem Rückzug von Degema noch nicht zu geben. "Von neuen Aktivitäten weiß keiner was", sagt Bezirksamtsleiter Jürgen Scherhag. Die Firma Glunz schreddert auf ihrem Grund und Boden nach wie vor Altholz, "mehr ist nicht bekannt".

(RP)
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