Duisburg Keine Hausaufgaben statt Hitzefrei

Duisburg · Hoch Uta sorgt in diesen Tagen deutschlandweit für Temperaturen bis zu 40 Grad. Einige Grundschulen und Arbeitgeber in der Stadt reagieren. Es gibt Hausaufgabenfrei und Lockerungen in der Kleiderordnung.

 Lisa Gaisch und viele weitere Duisburger verbrachten ihre Mittagspause gestern in der Duisburger Innenstadt.

Lisa Gaisch und viele weitere Duisburger verbrachten ihre Mittagspause gestern in der Duisburger Innenstadt.

Foto: ralf Hohl

Trotz sommerlicher Temperaturen von bis zu 35 Grad hieß es für die meisten Grundschulkinder in Duisburg gestern: Sachkunde, Sprache und Mathe bis zur letzten Stunde. Die Schulleiter der städtischen Grundschulen verzichteten zu großen Teilen auf die Möglichkeit, Hitzfrei anzuordnen. "Wir wollen den Kindern damit nichts Böses", erklärte Ursula Schwutke, Leiterin der Grundschule Obermauerstraße, ihre Entscheidung und die ihrer Kollegen.

"Es ist nur so, dass wir den Eltern eine verlässliche Beschulung bis 13 Uhr garantieren wollen. Ob die Kinder zu Hause schwitzen oder in der Schule, das spielt keine Rolle." Dass die Grundschulkinder in der Stadt über diese Entscheidung enttäuscht waren, ist keine Überraschung. Vollkommen herzlos wollten die Schulleiter dann aber auch nicht dastehen. "Wir haben uns darauf geeinigt, statt Hitzefrei lieber Hausaufgabenfrei zu geben", sagte Schwutke.

Neben den Schülern mussten auch tausende Arbeitnehmer den ersten richtigen Sommertag des Jahres mit Arbeit verbringen. "Wir können unseren Mitarbeitern natürlich nicht so einfach freigeben, auch wenn wir gerne würden", sagte Andreas Vanek, Pressesprecher der Stadtsparkasse Duisburg. "Die Kleiderordnung lässt aber einigen Spielraum." Bei der Sparkasse besteht Anzug- beziehungsweise Blazer-Pflicht. "Es wird keiner etwas dagegen haben, wenn das Sakko oder der Blaser bei diesen Temperaturen über den Stuhl gehängt wird", versicherte Vanek. Wichtig sei nur ein seriöses Auftreten.

So entgegenkommend wie die Sparkasse konnte die Geschäftsführung von Sachtleben ihren Mitarbeitern gegenüber nicht sein. "Bei uns als Chemiekonzern ist das naturgemäß ein wenig schwieriger", bedauerte Konzernsprecher Axel Markens. "Uns sind aufgrund der Arbeitsschutzverordnung die Hände gebunden." Damit die Mitarbeiter nicht zu sehr unter den Temperaturen leiden müssen, setzt man bei den Hombergern auf spezielle Kunstfaser. "Da wir unseren Mitarbeitern nicht erlauben können, ohne Schutzkleidung zu arbeiten, haben wir spezielle Sommerkleidung aus Kunstfaser entwickeln lassen, die die Arbeit angenehmer gestalten soll", so Markens.

Der in Buchholz ansässige Unternehmerverband verweist darauf, dass es Hitzefrei für Arbeitnehmer grundsätzlich nicht gibt. Allerdings: "Nicht alles, was mit gesundem Menschenverstand geregelt werden kann, braucht ein Gesetz", sagte Hauptgeschäftsführer Wolfgang Schmitz. Insbesondere mit Gleitzeitregelungen könne man die größte Hitze meiden.

Wer das Glück hatte, gestern nicht arbeiten zu müssen, hielt sich im Freien auf. Die Wiesen vor dem Stadttheater etwa waren am Mittag voller sonnenhungriger Menschen mit großen Plänen für den Rest des Tages. "Ich gehe gleich auf jeden Fall noch irgendwo ins Wasser", sagte Stephan Kerd, der seinen Mittagsschlaf hierher verlegt hatte. "So ist das ja kaum auszuhalten", sagte er. Auch Lisa Gaisch verbrachte ihre Mittagspause in der Innenstadt. Für sie war ebenfalls klar: "Nach der Arbeit geht's nach draußen", sagte die 26-Jährige. Nur wo und wie, das wusste sie noch nicht genau.

(RP/rl)
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