Duisburg Werkstätten wollen weg vom Bastel-Image

Duisburg · Die geistig oder körperlich behinderten Menschen, die in den Caritas-Werkstätten arbeiten, machen alles andere als nur "Beschäftigungstherapie". Die Textilgruppe etwa fertigt Babyschlafsäcke und Frühchenwäsche für die Firma Känguru.

Ob Waschmaschine, Nobelkarosse oder gar Kreuzfahrtschiff — Werkstätten für Menschen mit Behinderung steuern hochwertige Bestandteile für Qualitätsprodukte "made in Germany" bei. Doch das Bild von geistig oder körperlich behinderten Menschen an Computer gesteuerten High-Tech-Maschinen passt nicht so recht ins öffentliche Klischee. Oftmals leiden Werkstätten unter einem "Bastel-Image". Um dem entgegenzuwirken, nehmen die Caritas Werkstätten Niederrhein (CWN) an einer Kampagne der Caritas-Werkstätten für Menschen mit Behinderung in NRW und Niedersachsen teil.

"Experten mit Leidenschaft" — das ist die unmissverständliche Botschaft, die die Kampagne vermitteln möchte. Solche Experten arbeiten in den Rheinhauser und Rheinberger Textilgruppen. Mit großem Geschick fertigen hier Frauen, aber auch einige Männer Babyschlafsäcke und Frühchenwäsche für die Firma Känguru aus Erftstadt. Für die Geschäftsführerinnen Annette Thielen-Kuhlmann und Claudia Schulte ist das ein wahrer Glücksgriff. "Die Werkstattmitarbeiter fertigen für uns anspruchsvolle Artikel auf einem sehr hohen Niveau, und das zu einem fairen Preis", sagen sie.

Angefangen hat alles im Jahr 2001. Annette Thielen-Kuhlmann brachte selbst ein Frühchen zur Welt und merkte schnell, dass es kaum Kleidung für Frühgeborene gab. Als ihr Sohn drei Jahre später in den Kindergarten kam, beschloss sie, sich gemeinsam mit Claudia Schulte und der Idee "Frühchenkleidung und Babyschlafsäcke" selbstständig zu machen. Später kamen dann Krankenhäuser und Großwäschereien als Kunden hinzu. Auf der Suche nach zuverlässigen und flexiblen Näherinnen stießen sie 2003 eher zufällig auf die Caritas-Werkstatt in Rheinhausen. "Eine professionelle Ausstattung war zunächst Grundvoraussetzung, und diese kann die Caritas bieten", sagt Claudia Schulte.

Schnell stellte sich heraus, wie gekonnt und zuverlässig die Werkstätten nähen — ein perfekter Lieferant für das Unternehmen. Seitdem arbeiten die CWN und die Firma Känguru erfolgreich zusammen. Mittlerweile fertigen die Werkstätten bis zu 300 Schlafsäcke im Monat. Hinzu kommt die Frühchenwäsche.

Für Annette Thielen-Kuhlmann ist wichtig, dass die Näherinnen sich schnell auf individuelle Kundenwünsche einstellen können. "Wir brauchen Lieferanten, die flexibel sind und spezielle Anforderungen gut und schnell umsetzen", sagt sie. Und die hätten sie in den Werkstätten gefunden.

Zufriedenheit herrscht auf beiden Seiten. Die Gruppenleiterinnen Helga Bongert und Anke Rettkowski merken, dass ihre Mitarbeiter Spaß an der Tätigkeit haben und sich mit den Produkten identifizieren. "Nähen kann jeder lernen, der keine Angst vor der Maschine hat", erklärt Helga Bongert. Manch einer könne nur kleine Aufgaben bewältigen, andere komplexere. Aber im Team entstehe ein hochwertiges Produkt.

"Nichts ist unmöglich", lautet das Motto der Näherinnen. Mit diesem Wahlspruch, ihrem Können und der Flexibilität müssen die Näherinnen keinen Vergleich scheuen. Claudia Schulte: "Wir haben kaum Reklamationen, im Gegenteil." Meist hören sie von den Kunden positive Kommentare wie: "Ist das gut genäht!"

(skai)
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