Duisburg Jüngste Familienoper als Volltreffer
Duisburg · Mit "Gullivers Reise" von Gerald Resch feierte die vierte Auftragskomposition im Rahmen der Kooperation "Junge Opern Rhein-Ruhr" nun auch in Duisburg erfolgreiche Premiere.
So viele Menschen, gerade auch junge und jüngste, stürmten selten das Theater Duisburg wie am Nachmittag vor der Premiere. Der "Maus-Türöffner-Tag" im Rahmen des bundesweiten Aktionstages der belieben "Sendung mit der Maus" lockte alle ab vier Jahren mit freiem Eintritt und dem beliebten Moderator Malte Arkona, der die Situation so zusammenfasste: "Sauerstoff wird knapp!" Von der Bühnenbilderklärung im Großen Saal mit Malte ("Sind Sie erwachsen?", fragte er eine potenzielle Begleitperson) bis zum Kinderschminken blieb keine Frage rund um die Oper unbeantwortet.
Gut besucht war auch die Premiere am frühen Abend. Basierend auf dem Liliput-Kapitel von Jonathan Swifts Roman "Gullivers Reisen" (1726) hatte der renommierte Theaterautor John von Düffel ein Schauspiel geschrieben und es inzwischen in ein wortwitzig gereimtes Libretto umgearbeitet, in dem zum Beispiel der König begrüßt wird mit "Trompet, trompet, Majestät". Der österreichische Komponist Gerald Resch, Jahrgang 1975, hat es als anderthalbstündige Familienoper für alle ab sechs Jahren vertont, die den Umgang mit der Verschiedenheit von Menschen und ihren Sichtweisen ins Zentrum stellt. "Gullivers Reise" berichtete mit Witz und Emotion, wie Freundschaft über Äußerlichkeiten hinweg möglich ist und dass es bei wahrer Größe nicht um die körperliche Statur geht, sondern um die Fähigkeit, Vorurteile überwinden zu können.
Kurz zum Inhalt: Der Schiffsjunge Gulliver geht bei einem Sturm über Bord und wacht am Strand der Insel Liliput wieder auf. Hier sind alle Bewohner winzig klein und sie binden den vermeintlichen Riesen fest, damit er ihnen nichts tun kann. Manche würden ihn am liebsten sogar direkt umbringen. Nur die kluge Vanliliput kann ihre feindseligen Mitbürger davon abbringen. Als Gulliver schließlich die Insel vor der feindlichen Flotte schützt, scheint er gerettet.
Reschs Vertonung, die schon bei der Uraufführung im Mai in Dortmund gefeiert wurde, scheint stilistisch eher konventionell, aber immer bildhaft und kurzweilig. Die Inszenierung von Marcelo Diaz ist glasklar und humorvoll, auch dank der auch diesmal wieder fantasievollen Ausstattung von Tatjana Ivschina. Gulliver als "Riese" wird symbolisiert durch eine gigantische Hand.
Das Besondere an der Duisburger Premiere war die erstklassige musikalische und nicht zuletzt auch darstellerische Leistung, vor allem der sieben Gesangs-Solisten, allen voran Ibrahim Yesilay als sympathisch-täppischer Gulliver und Iryna Vakula in der Rolle ihres Lebens als zauberhaft-pfiffige Vanliliput. Aber auch der von Christoph Kurig einstudierte Chor der Deutschen Oper am Rhein und die Duisburger Philharmoniker zeigten unter der Leitung von Lukas Beikircher die gleiche, überschäumende und zugleich treffsichere Spielfreude.
Das muss man also erlebt haben. Gelegenheit dazu bieten die nächsten Vorstellungen am 25. November, um 18 Uhr, sowie am 28. November, 12. Juni, 4. und 11. Juli, jeweils um 11. Uhr. Karten gibt es am einfachsten im Internet unter karten@theater-duisburg.de.