Duisburg Exaltiertes Orgelkonzert

Duisburg · Wenige Organisten treten mit blondierten Haaren auf, im Lackanzug und mit Stiefelabsätzen, die silbern von der Orgelbank blitzen. So der exzentrische Cameron Carpenter, geboren vor 30 Jahren in den USA, jetzt auch bei der Orgelkonzert-Reihe "Toccata – Orgelmusik am Samstagnachmittag" in der diesmal besonders gut gefüllten Philharmonie Mercatorhalle.

Wenige Organisten treten mit blondierten Haaren auf, im Lackanzug und mit Stiefelabsätzen, die silbern von der Orgelbank blitzen. So der exzentrische Cameron Carpenter, geboren vor 30 Jahren in den USA, jetzt auch bei der Orgelkonzert-Reihe "Toccata — Orgelmusik am Samstagnachmittag" in der diesmal besonders gut gefüllten Philharmonie Mercatorhalle.

Cameron Carpenter verfügt über eine blitzblanke Spieltechnik sowie über einen magischen Sinn für leuchtende Registrierungen und klar konturierte Kontraste. So drastisch hatte noch kein Organist die "Persönlichkeit" der Duisburger Konzertsaalorgel herausgekitzelt, einschließlich Gruß an die Stummfilmorgel.

Carpenters exaltierte Aufführungen reißen uns als Zuhörer einfach mit, ob der "Colonial Song" von seinem Lieblingskomponisten Percy Grainger, die leidenschaftliche Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542 von Johann Sebastian Bach, der Choral Nr. 1 E-Dur von César Franck, die Chaconne d-Moll aus BWV 1004 (hier freilich nach der Klavierfassung von Ferruccio Busoni und nach dem Violin-Original von Carpenter aufgedonnert für Orgel) oder die Zugabe im Music-Hall-Stil.

Wir wollen freilich nicht verschweigen, dass dieser Organist mit seinem Manierismus bisweilen etwas zu viel des Guten tut. Besonders bei Bach drohen grelle und billige Effekte immer wieder den Kern der Musik zu überblenden.

Am überzeugendsten wirkten die drei kurzen und eher stillen Improvisationen. Hier zwang Cameron Carpenter nicht einem anderen Komponisten seinen Willen auf, sondern konnte seiner blühenden Fantasie freien Lauf lassen. Diese Stücke wirkten schottisch inspiriert — vielleicht eine Verbeugung vor dem konkreten Vorbild der Mercator-Orgel, das ja in Schottland steht, nämlich in der Caird Hall in Dundee.

Bei der nächsten "Toccata" am 24. März, um 16 Uhr, wird es wieder ganz ernst: Christian Schmitt spielt den "Kreuzweg" op. 29 von Marcel Dupré. Karten zu sechs Euro gibt es im Servicebüro im Theater Duisburg, Tel. 0203 3009-100.

(hod)
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