Duisburg Ein Euro fürs Mittagessen

Duisburg · Für einen Euro Zuzahlung können Kinder bedürftiger Eltern an Duisburger Ganztagsschulen eine warmes Mittagessen bekommen. Eine kostenlose Mahlzeit ließe die Landesförderung nicht zu, erklärte Dezernent Janssen.

Im Durchschnitt kostet ein warmes Mittagessen an einer Duisburger Ganztagsschule 2,50 Euro. Wer soll das bezahlen, wenn die Eltern bedürftig sind, zum Beispiel weil sie Hartz IV-Empfänger sind oder nur ein geringes Einkommen beziehen? Schuldezernent Karl Janssen und Ralph Kalveram vom Referat Schulbetrieb der städtischen Bildungsholding erläuterten gestern die Rechtslage, nachdem Janssen mit seinen Äußerungen in der jüngsten Ratssitzungen für Irritationen gesorgt hatte. Tatsache ist: Ein kostenloses Mittagessen ist auch für Kinder bedürftiger Eltern nicht vorgesehen. „Die Gewährung von Landeszuschüssen durch das Förderprogramm ’Kein Kind ohne Mahlzeit’ ist ganz eindeutig an eine Bedingung geknüpft: Der Eigenanteil der Eltern kann nicht durch den Zuwendungsempfänger ersetzt werden“, zitierte Janssen die entsprechende Vorschrift.

Ralph Kalveram erläuterte die Duisburger Vorgehensweise: Für jedes Schul-Mittagessen im Wert von 2,50 Euro zahlt das Land einen Euro, die Kommune 50 Cent. So bleibt für die Eltern ein Eigenanteil von einem Euro pro Mahlzeit.

Dieser Anteil sei auch Hartz IV-Empfängern zuzumuten, findet Janssen. „Ein Hartz IV-Empfänger mit zwei Kindern erhält 1592 Euro monatlich, das sind 19104 Euro im Jahr. Da sind 200 Euro jährlich für das warme Mittagessen nicht zuviel, zumal im Hartz IV-Satz das Geld für Verpflegung ausdrücklich mit enthalten ist“, so der Schuldezernent. In Duisburg ginge man sogar über das Landesmodell hinaus und gewähre den Zuschuss nicht nur für Arbeitslosengeldempfänger, sondern für alle Eltern mit einem Einkommen von unter 24 000 Euro. „Auch der Handwerkergeselle mit zwei schulpflichtigen Kindern soll davon profitierten“, meinte Janssen. Ob diese Ausweitung des Programms von der Bezirksregierung genehmigt wird, ist noch offen. Ein Bescheid aus Düsseldorf zu dieser freiwilligen Leistung der Stadt steht noch aus.

Das Interesse der Eltern ist in diesem Schuljahr geringer ausgefallen als von der Stadt erwartet. „Wir haben rund 1500 Eltern angeschrieben – nur etwas mehr als die Hälfte ist auf das Angebot zum Mittagessen überhaupt eingegangen. Diese Zahl hat uns schon etwas ernüchtert“, so Kalveram. Es könne sein, dass betroffene Eltern aus Scham ihre Bedürftigkeit lieber verschwiegen als den entsprechenden Antrag auszufüllen, glaubt Janssen.

Es gibt einige Grundschulen, die schon jetzt zumindest an zwei Tagen ein kostenloses Mittagessen anbieten. Dieses Modell werde aber vom Land nicht durch das Programm „Kein Kind ohne Mahlzeit“ gefördert, so die Experten.

(RP)
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