Duisburg Duisburger Kant-Kenner Prof. Schulz gestorben

Duisburg · Im Alter von 80 Jahren ist nach langer schwerer Krankheit Prof. Dr. Eberhard Günter Schulz an seinem Hauptwohnsitz in Marburg gestorben. Der ehemalige Chefredakteur der Rheinischen Post, Dr. Joachim Sobotta, der ehrenamtlich mit Schulz im ostdeutschen Kulturrat wirkte und mit ihm persönlich befreundet war, überbrachte der Duisburger RP-Redaktion diese Nachricht.

Prof. Schulz lehrte Philosophie an der Duisburger Hochschule, und zwar von ihrem Beginn im Jahr 1972 bis zu seiner Pensionierung vor 15 Jahren. Hunderte Studenten arbeiteten in seinen Seminaren und hörten seine Vorlesungen. Schulz war ein international renommierter Kant-Kenner. Schon als Schüler, so erzählte er gelegentlich, habe ihn das glasklare Denken des Königsberger Philosophen fasziniert. Allerdings habe er Jahre gebraucht, um so tief in Kants Gedankenwelt einzutauchen, wie er es als Philosophieprofessor tun konnte.

An der Duisburger Universität nahm Prof. Schulz nicht nur Immanuel Kants drei große Kritiken (die reine Vernunft, die praktische Vernunft und die der Urteilskraft) unter die Lupe, sondern auch die kleineren, aber höchst wichtigen Schriften des großen Aufklärers, die auch der interessierte Laie lesen sollte. Besonders empfahl Schulz dabei Kants "Aufklärungsaufsatz" von 1784 und seine prägnante Schrift "Zum ewigen Frieden" aus dem Jahr 1795. Schulz, der durchaus selbstbewusst auftrat, fand es richtig und wichtig, Kants Kerngedanken "unter die Leute" zu bringen. Jahrelang leitete er Kurse und hielt Vorträge an der Duisburger Volkshochschule. Und viele Jahre sprach er jeweils am 22. April (Kant wurde am 22. April 1724 geboren) über den Philosophen vor der Gedenkplatte im Duisburger Rathausbogen. An der großen Kantausstellung des Duisburger Museums Haus Königsberg im Jahr 2004 wirkte er maßgeblich mit.

Unveränderliche Humanitätsideale

Schulz, am 27. Oktober 1929 in Neusalz/ Oder geboren, war von 1972 bis 2001 Vorsitzender des Vorstandes des Kulturwerkes Schlesien in Würzburg. Seit 2000 war er Präsident des Ostdeutschen Kulturrates in Bonn. Schulz, der sich selber als konservativ einschätzte, prangerte zwar die Vertreibung der Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Osten an, aber er war nie Revanchist. Die Versöhnung mit den jüdischen Menschen war ihm eine Herzensangelegenheit; er pflegte freundschaftliche Kontakte zu Kollegen an der Universität Breslau. Vor knapp zwei Jahren veröffentlichte Schulz im Olms-Verlag eine Sammlung seiner Aufsätze, in denen er sich von 1967 bis 2007 mit der Teilung Deutschlands und der Ostproblematik auf unterschiedliche Weise auseinandergesetzt hatte. Dabei lotete besonders der späte Schulz nach den politisch-sinnvollen Möglichkeiten, wie man Wege zu "unveränderlichen Humanitätsidealen" finden kann.

(RP)
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