Raumnot Duisburger Schulen warnen vor dem Kollaps

Duisburg · Die Leiter aller Schulen, die Stadtelternschaft und die GEW wenden sich mit einem Appell an Stadtverwaltung und Bezirksregierung. Sie befürchten, dass die Duisburger Schullandschaft „vor die Wand gefahren wird“.

 Viele Fachräume in Duisburger Schulen werden wegen des akuten Raummangels zu Klassenräumen umgewidmet.

Viele Fachräume in Duisburger Schulen werden wegen des akuten Raummangels zu Klassenräumen umgewidmet.

Foto: dpa/Caroline Seidel

Die Schulleiter aller Duisburger Schulen, die Stadtelternschaft und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) machen sich ernste Sorgen um die Zukunft der Duisburger Schullandschaft. Sie haben sich deshalb am Mittwoch zum Bündnis „Gute Schulen neu bauen“ zusammengeschlossen und einen Forderungskatalog an die Verantwortlichen bei Stadt und Land gerichtet. Demnach braucht Duisburg in den kommenden Jahren bis zu 20 neue Grund- und bis zu zehn neue weiterführende Schulen. Die aktuelle Schulentwicklungsplanung der Stadt  bezeichneten die Vertreter des Bündnisses als „nicht zukunftsorientiert.“ Es handele sich dabei um eine „Aneinanderreihung von Notlösungen“.

Hintergrund des Appells ist die Geburtenentwicklung, die der Schulträger für die vergangenen Jahre erhoben hat. Demnach wurden 2012 in der Stadt 4052 Kinder geboren, 2017 waren es schon 5021. „Das entspricht einem Anstieg der Schülerzahlen ab dem Jahr 2022 um rund 20 Prozent“, sagt Norbert Müller, Geschäftsführer der Duisburger GEW. „Die derzeitigen Kapazitäten an den Schulen und die von der Verwaltung in Aussicht gestellten Erweiterungen werden nicht ausreichen, um diesen Schülern ein pädagogisch vertretbares Lernumfeld bieten zu können.“

Die von der Stadt vorgelegte Schulentwicklungsplanung orientiere sich ausschließlich an der Bewältigung aktueller Notstände, kritisiert Martin Fey, Schulleiter der Gesamtschule Mitte und Koordinator der Schulleitungen aller Duisburger Schulen. „Mit der in der Schulentwicklungsplanung in Aussicht gestellten Erweiterung diverser Schulen im Stadtgebiet ist es nicht getan.“ Schon jetzt sei an vielen Einrichtungen das pädagogisch vertretbare Maß erreicht. Unterricht in Containern dürfe allenfalls ein Provisorium sein und nicht zum Dauerzustand werden. „Wir bezweifeln, dass wir den Kindern noch ein gutes Lernumfeld bieten können, wenn die Zügigkeiten der Schulen weiter hochgefahren werden.“

Außerdem, so Norbert Müller, ließen die aktuellen Planungen den Zustand vieler Schulgebäude außer Acht. „Schon jetzt gibt es einen enormen Investitionsstau. Viele Schulgebäude in Duisburg wurden noch zur Kaiserzeit eingeweiht.“ Diese nicht nur einfach zum Bestand zu zählen, sondern sie auch noch mit Anbauten oder der Reaktivierung von bereits aufgegebenen Schulstandorten erweitern zu wollen, sei fahrlässig und in keinem Fall zukunftsweisend.

„Wir haben große Sorgen, dass die Bildung in Duisburg vor die Wand gefahren wird“, sagt Martin Fey. „Was wir nun brauchen, ist, dass sich bei den Verantwortlichen die Erkenntnis durchsetzt, dass es auch anders geht.“ Es brauche die Bereitschaft, Schulen im großen Stil neu zu bauen, um den künftigen Bedarfen noch gerecht werden zu können.“ Vorbilder gebe es zur Genüge. In Köln zum Beispiel würden bis 2022 47 neue Schulstandorte geschaffen. „In Düsseldorf ist von 22 neuen Schulen die Rede. So etwas muss doch auch in Duisburg möglich sein.“

Die finanziellen Rahmenbedingungen für solche Maßnahmen seien derzeit „besser denn je“, sagt Norbert Müller. „Es stehen Millionen für Schulsanierungen zur Verfügung. Außerdem vergehen von einem Beschluss bis zur Einweihung einer Schule rund fünf Jahre. Also muss niemand sofort das Portemonnaie öffnen.“ Die Verantwortlichen müssten nur endlich zu langfristigeren Planungen übergehen.

Natürlich habe auch die Notfallplanung, die der Schulträger zur Zeit verfolge, ihre Berechtigung. „Schließlich gibt es auch jetzt schon Probleme, die gelöst werden müssen“, sagt Fey. „Wir wollen aber nicht, dass wir in fünf oder zehn Jahren immer noch vor dem Problem stehen, dass Schüler in Containern unterrichtet oder zum Unterricht in andere Stadtteile gefahren werden müssen.“

Lehrer und Elternvertreter wünschen sich kleine Schulen mit Differenzierungsmöglichkeiten, für die immer heterogener werdende Schülerschaft. „Wir brauchen Einrichtungen, die auch räumlich einer förderliche Umgebung für gemeinsames Lernen ermöglichen“, sagt Ilka Heipcke, Vorsitzende der Stadtelternschaft. „Außerdem brauchen wir Schulen, die dem wachsenden Bedarf nach Ganztagsplätzen gerecht werden.“ Auch könne es nicht sein, dass Schulen Bibliotheken oder PC-Räume schließen und zu Klassenräumen umwidmen müssten.

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