Duisburg A59-Sperrung: Mit der Bahn geht es eindeutig schneller

Duisburg · Die DVG-Fahrer sind wegen der A-59-Sperrung noch mehr gefordert als üblich, auch wenn der Verkehr nicht mehr so schlimm ist wie am vergangenen Montag.

A 59: Aktuelle Bilder von der Baustelle
24 Bilder

A 59: Aktuelle Bilder von der Baustelle

24 Bilder

Kirstin Kanzen hat die Ruhe weg. Seit 28 Jahren fährt die Buchholzerin im Auftrag der DVG mit Bahnen durch die Stadt. Doch was sie am vergangenen Montag erlebte, das war auch für sie neu. "So viele Staus, das habe ich noch nicht erlebt." Weil der Verkehr nahezu stillstand und weil an etlichen Stellen Autos die Schienen blockierten, "kamen wir nicht durch". Da brachte es den Fahrgästen auch nichts, dass die DVG mit der Sperrung der A 59 die Linie 903 im Fünf-Minuten-Takt fahren lässt.

Vier Tage später ist alles ganz anders. Um 7.14 Uhr übernimmt Kirstin Kanzen am Donnerstag im Hauptbahnhof die Bahn von einem Kollegen, und ab geht es in Richtung Norden. Alle Sitzplätze sind belegt, der Durchgang auch, "aber heute geht es noch, gestern um die Zeit war die Bahn viel voller", sagt die 49-Jährige. Was oben auf der Straße los ist, das sieht sie erst am Ende des U-Bahn-Tunnels in Meiderich. Problemlos lenkt sie die Bahn auf die Gleise der Bahnhofstraße. In Richtung Dinslaken fahren neben dem Schienenfahrzeug kaum Autos, in Richtung Innenstadt sind es einige mehr. Doch Stau? Fehlanzeige! Erst kurz vor Hamborn ändert sich das ein bisschen. Doch selbst der Rückstau auf der Kreuzung an der Autobahnausfahrt der A 42 in Neumühl ist kaum länger als sonst.

Autofahrer haben sich schon auf die Baustelle eingestellt

"Die Autofahrer haben sich umgestellt. Nach unserer Beobachtung fahren sie jetzt viel früher los. Dadurch verteilt sich der Verkehr besser", sagt Anamaria Preuss, Pressesprecherin der DVG. Sie hat in den vergangenen Tagen ihr Büro in die Leitstelle am Hauptbahnhof verlegt und erlebte dank der Bilder der Überwachungskameras hautnah mit, wie sich die Lage auf den Straßen entwickelt. So zum Beispiel auch am Mittwochnachmittag, als es in Marxloh am Pollmannkreuz einen Unfall gab. "Da ist das fragile System sofort aus der Ordnung geraten und wir hatten wieder Verspätungen auf einigen Linien", sagt Anamaria Preuss.

Inzwischen ist es kurz nach acht Uhr. 45 Minuten von der Stadt bis ins Zentrum von Dinslaken (bzw. umgekehrt), das ist mit dem Auto derzeit kaum zu schaffen. An der Endhaltestelle hat Kirstin Kanzen ein paar Minuten Pause, bevor sie den Rückweg antritt.

Für die letzten Gleitzeit-Arbeitenden ist es ebenfalls Zeit, sich auf den Weg ins Büro zu machen. Davon scheint es einige zu geben, zumindest ist jetzt auf den Straßen etwas mehr los. Doch die Bahn kommt sehr gut durch. Unterwegs fallen immer wieder die frisch auf die Straße aufgemalten gelb-schraffierten Flächen auf. "Die Autofahrer dürfen dort nicht links abbiegen, weil sie uns sonst ausbremsen würden", erklärt Preuss. Weil die Polizei nach den Erfahrungen am Stau-Montag hier besonders kontrolliert, verstoßen kaum noch Autofahrer dagegen. Nur ein auswärtiger Lastwagenfahrer, der Nachschub für eine Tankstelle bringt, kann mit dem Linksabbieger-Verbot wohl nichts anfangen. Er hat den Blinker gesetzt und lässt die voll besetzte Bahn passieren. Hinter ihm hat sich in kurzer Zeit schon eine lange Schlange gebildet.

Auch wenn es länger dauert: Bloß nicht ärgern

Kirstin Kanzen ärgert sich über solche Situationen an diesem Morgen nicht. Sie freut sich, dass es so gut läuft. "Die 1 000 Herzinfarkte, die wir täglich haben, die merkt ja keiner", sagt sie, als sie wieder einmal laut klingeln muss, weil ein Fußgänger die herannahende Bahn zu übersehen scheint, ein Radfahrer noch im allerletzten Moment über die Schienen huscht oder ein träumender Autofahrer zu stark in ihre Richtung ausschert. Und ebenfalls nichts Neues ist es für sie, dass sie an einer Haltestelle ihre Kabine verlassen muss, um einen weiblichen Fahrgast im hinteren Bereich zu ermahnen, weiter durchzugehen. Sie blockiert die Sensoren, so dass sich die Türen nicht automatisch schließen können. Wie fast alle hat sie Lautsprecher im Ohr und darum ihre Durchsage nicht gehört.

Wäre die Frau etwas früher eingestiegen, so hätten sie wohl die beiden DVG-Kontrolleure zurechtgewiesen. Doch sie sind bereits in den Zug in Gegenrichtung umgestiegen. Sie machen zurzeit "reiche Beute", weil vermutlich so mancher Schwarzfahrer denkt, in einer voll besetzten Bahn nicht so schnell erwischt zu werden wie sonst. Falsch gedacht!

Noch mindestens zwei Mal wird Kirstin Kanzen an diesem Tag auf der Strecke zwischen den Endstationen in Hüttenheim und Dinslaken unterwegs sein, bis sie in den Feierabend gehen kann. Die ganze Zeit wird sie darauf hoffen, dass nichts Unvorhergesehenes passiert. Und ihr Arbeitgeber wird die Daumen drücken, dass die Bahnen intakt bleiben. Denn Ersatzfahrzeuge sind Mangelware.

(hch)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort