Duisburg 138.000 Kilometer Umweg pro Jahr

Duisburg · Die Anwohner der Siedlung hinterm Polizeipräsidium wehren sich gegen die aktuelle Verkehrsplanung und fühlen sich von der Stadtverwaltung nicht ernstgenommen.

 Baustellen, Durchfahrt-Verboten-Schilder und die Sorge, künftig nur noch über Umwege das Heim zu erreichen – die Anwohner der Siedlung hinter dem Polizeipräsidium sind auf die Straßen- und Stadtplaner nicht gut zu sprechen.

Baustellen, Durchfahrt-Verboten-Schilder und die Sorge, künftig nur noch über Umwege das Heim zu erreichen – die Anwohner der Siedlung hinter dem Polizeipräsidium sind auf die Straßen- und Stadtplaner nicht gut zu sprechen.

Foto: Ralf Hohl

Eigentlich haben es die Anwohner von Curtius-, Brockhoff- und Pilgrimstraße gut getroffen: Eine ruhige Gegend mit prächtigen Villen, altem Baumbestand — und trotzdem ganz zentral gelegen. Doch nun droht für die Anwohner die Verkehrssituation die Grenze des noch Tolerierbaren zu überschreiten.

Schon immer war das Viertel durch die A 59 im Osten und die Düsseldorfer Straße im Westen ein wenig eingezwängt. Nachdem die Kölner Straße im Zuge des Autobahnausbaus im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Verkehr gezogen wurde, hatte sich die Situation zugespitzt. Zwei große Bauvorhaben — die neue Feuerwache und ein neues Autohaus an der Mercatorstraße sowie ein Bauprojekt mit 30 Wohneinheiten auf der 9440 Quadratmeter großen Brachfläche südlich der Brockhoff- und der Pilgrimstraße — könnten das Verkehrsproblem weiter verschärfen. Schon der momentane Zustand ist skurril: Wer aus dem Viertel mit dem Auto heraus, will kann dies ausschließlich über die Düsseldorfer Straße — und das nur in Richtung Innenstadt.

Ein Verkehrsschild mit weißem Pfeil auf blauem Grund erlaubt hier keine andere Orientierung. Wer in Richtung Süden will, muss trotzdem erst nach Norden fanden, um an geeigneter Stelle eine 180-Grad-Wende zu exerzieren. Autofahrer, die das Villenviertel ansteuern, können ausschließlich aus Richtung Süden kommend dort einfahren. Wer aus Richtung Innenstadt kommt, fährt erst bis zur Kreuzung Karl-Lehr-Straße, wendet dort und fährt wieder zurück bis zur Curtiusstraße.

"Das ist eine Zumutung für Bürger und Umwelt", sagt Wulf Noetges, der an der Brockhoffstraße wohnt und vorrechnet, dass der Umweg durch den Wegfall der Kölner Straße für die Anwohner pro Anfahrt rund 1200 Meter ausmacht. Auf alle Anwohner gerechnet ergebe das im Jahr eine Umwegstrecke von mehr als 138 000 Kilometern pro Jahr und zusätzliche Kosten von mehr als 22000 Euro — vom Kohlendioxid-Ausstoß ganz zu schweigen. "Dabei wäre es gar kein Problem, die Kölner Straße als Zufahrt in unser Viertel wieder freizugeben", sagt Michael Otte. Der Anwohner der Brockhoffstraße hält Pläne in der Hand, die diese Zufahrt trotz des Neubaus der neuen Autobahnanschluss-Stelle Duisburg-Zentrum aufzeigen.

Als die Anwohner dies bei der Stadtverwaltung vorbringen, werden sie zunächst abgebügelt. Dafür sei die Stadt nicht zuständig, sondern der Landesverband Straßen.NRW. Mit solchen Aussagen geben sich Anwohner wie Bernd Melisch von der Pilgrimstraße nicht zufrieden. "Ich habe recherchiert. Es gibt Fördergelder für solche Situationen. Darauf habe ich die Verwaltung aufmerksam gemacht, und auch mit Verantwortlichen von Straßen.NRW gesprochen. Die haben mir die Zusage gemacht, die Zufahrt über die Kölner Straße zu prüfen", so Melisch. Das Herstellen solcher Kontakte sei eigentlich Aufgabe der Stadtverwaltung, findet Wulf Noetges.

"Wir fühlen uns von der Verwaltung nicht ernst genommen", moniert seine Frau Brigitte. Ein informelles Gespräch mit den Anwohnern vor Ort sei sinnvoll. "Stattdessen wurden in der Bürgeranhörung im April unsere Bedenken lediglich aufgenommen. Wenn sie später nicht berücksichtigt werden, verbessert sich unsere Situation überhaupt nicht", sagt Noetges.

Das Misstrauen gegenüber der Verwaltung sitzt tief. Erst recht, nachdem eine Verkehrszählung an der Curtiusstraße/Düsseldorfer Straße wegen eines "technischen Fehlers" keine Ergebnisse brachte, aber auch nicht wiederholt wurde.

Selbst eine Zufahrt ins Villenviertel über das Gelände des künftigen Autohauses scheint den Anwohnern technisch möglich zu sein. "Eigentlich hat ein Autohaus, das in ein Gewerbegebiet gehört, an dieser Stelle gar nichts verloren. Stattdessen sollte die Feuerwache, die wahrscheinlich keinen besseren Standort finden könnte, hier neben der Autobahnabfahrt anstelle des Autohauses angesiedelt werden."

(RP/EW/anch)
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