Oberkassel Protest gegen Behelfsstraße

Oberkassel · Bei einem Ortstermin kritisierten die linksrheinischen Grünen und einige Anwohner den Bau der neuen Autobahnabfahrt Heerdter Dreieck/Düsseldorfer Straße. Wegen fehlender Informationen wird an OB Dirk Elbers in einem offenen Brief appelliert, die Arbeiten zu stoppen.

 Die neue Abfahrt vom Heerdter Dreieck führt entlang des Rheinallee-Tunnels in einem Bogen (orange) auf die Düsseldorfer Straße. Rechts (gelb) ist die angeregte Alternative eingezeichnet. An der bereits bestehenden Ampel könnte eine Linksabbiegemöglichkeit geschaffen werden.

Die neue Abfahrt vom Heerdter Dreieck führt entlang des Rheinallee-Tunnels in einem Bogen (orange) auf die Düsseldorfer Straße. Rechts (gelb) ist die angeregte Alternative eingezeichnet. An der bereits bestehenden Ampel könnte eine Linksabbiegemöglichkeit geschaffen werden.

Foto: Google earth/Privat

Die Bauarbeiten für die Behelfsabfahrt von der Brüsseler Straße (Heerdter Dreieck) auf die Düsseldorfer Straße haben schon begonnen. Jetzt appellieren die linksrheinischen Grünen in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Dirk Elbers, den Bau für diese 200 000 Euro teure neue Abfahrt, die vor allem als Zufahrt zum Gewerbegebiet Prinzenallee/Willstätter Straße (Vodafone) gedacht ist, zu stoppen.

 Reiner Seume (rechts) ist überzeugt, dass die neue Abfahrt Sinn macht. Er diskutiert mit Markus Loh (links), dem Sprecher der linksrheinischen Grünen.

Reiner Seume (rechts) ist überzeugt, dass die neue Abfahrt Sinn macht. Er diskutiert mit Markus Loh (links), dem Sprecher der linksrheinischen Grünen.

Foto: Endermann, Andreas

Sprecher Markus Loh: "Es gibt keine Legitimation dafür. Die Stadt schafft so nebenbei Fakten ohne politischen Beschluss." Der Sinn dieser Abfahrt erschließe sich nicht, zumal die Stadt nicht einmal Geld für Fußgängerüberwege habe. "Wir erwarten, dass die Bezirksvertretung und weitere Gremien der Landeshauptstadt beteiligt werden und auch die Öffentlichkeit umfassend über die Planung informiert wird."

 Die Bauarbeiten für die Abfahrt zur Düsseldorfer Straße sind in vollem Gange. Links die Düsseldorfer Straße.

Die Bauarbeiten für die Abfahrt zur Düsseldorfer Straße sind in vollem Gange. Links die Düsseldorfer Straße.

Foto: Andreas Endermann

Diese Meinung teilen auch Bürgermeisterin Gudrun Hock (SPD) und etwa 20 Anwohner, die am Samstag beim Ortstermin den offenen Brief mit ihrer Unterschrift unterstützten. Sie gehen von einem "rechtswidrigen Vorgehen" aus. Geargwöhnt wird, dass diese Verbindung auf Dauer bleibt, weil sie zwar als Interimslösung verstanden werden soll, aber ein Endtermin nicht genannt wird. Schließlich, so Loh, sei mit den Plänen für den Autobahnanschluss Heerdter Lohweg frühestens 2014/2015 zu rechnen. "Dieser Autobahnanschluss hätte viel früher gebaut werden müssen", sagt Georg Eiker, Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins. Jetzt werde ohne Sinn und Verstand am Straßennetz herumgeflickt."

Doch drängt die Zeit, weil der Vodafone-Campus noch in diesem Jahr eröffnet werden soll. Vodafone geht in Betrieb, aber die Infrastruktur stimmt nicht", war einhellige Meinung. Denn: Weder für die Autofahrer, die aus Richtung Kaarst/Neuss kommen, noch für die, die von der Theodor-Heus-Brücke anfahren, gibt es eine direkte Abfahrt von der Brüsseler Straße zum Vodafone-Parkhaus. "Die Stadt hat das verpennt", sagt Reiner Seume, der sein Büro im Gebäude Ecke Viersener Straße/Heerdter Lohweg hat.

"Obwohl ich im Großen und Ganzen die Meinung der Betroffenen teile, bin ich überzeugt, dass wir die Interimsstraße brauchen." Denn sonst werde der Stadtbezirk im Verkehrschaos versinken, seien Staus vor allem an der Abfahrt Benediktusstraße und am Seestern zu erwarten. "Es darf nicht nach dem St. Florians-Prinzip gehandelt und der Verkehr anderen zugeschoben werden." Loh: "Eben deshalb sollte vor Baubeginn Zeit sein, die unterschiedlichen Interessen abzuwägen."

Bezirksvorsteher Rolf Tups teilte dazu auf Anfrage mit, dass es sich beim Bau der neuen Straße um ein laufendes Geschäft der Verwaltung, handele — trotz der hohen Kosten von 200 000 Euro. "Erst ab einem Betrag von 500 000 Euro muss die Verwaltung die Ausgabe politisch legitimieren lassen." Eine frühere Information für Politik und Bürger wäre aber hilfreich gewesen. Die Interimsstraße mache Sinn, um den Verkehr aus den Wohngebieten herauszuhalten, bemerkt Tups. "Sie ist unter anderem eine Entlastung für den Seestern, Handweiser, Nikolaus-Knopp-Platz, Benediktus- und Heerdter Landstraße." Grund: "Die aus Westen kommenden Autofahrer sind dann nicht mehr nur auf die Ausfahrten Meerbusch-Büderich (Kevelaerer Straße/Handweiser) und Benediktus/Krefelder Straße angewiesen", ergänzt der Bezirksvorsteher, "sondern können bis Oberkassel auf der Autobahn bleiben".

Ein Anwohner schlug vor, alles so zu lassen, wie es ist, nur einen sogenannten U-Turn an der bestehenden Ampel zu ermöglichen. Heute kann man dort nur geradeaus zur Belsenstraße und nach rechts zur Kniebrücke abfahren. Ein künftiges Abbiegen (U-Turn) nach links Richtung Vodafone-Parkhaus und Heerdt hätte den gleichen Effekt wie die umstrittene neue Behelfsstraße und wäre zudem billiger.

(RP)
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