Düsseldorf Familie Breuer gibt Metzgereibetrieb auf
Oberkassel · Viele Jahrzehnte nach der Eröffnung wird der Traditionsbetrieb nun von einem Fleischermeister aus Neuss übernommen.
Stephan und Sigrid Breuer geben ihre Metzgerei an der Cheruskerstraße, in der sie 30 Jahre lang Tag für Tag für ihre Kunden da waren, zum Jahresende auf. "Aus gesundheitlichen Gründen", sagt Breuer und gibt einen Einblick in seinen kräftezehrenden Beruf. "Ich bin Anfang 50 und stehe sechs Tage in der Woche um Mitternacht auf, bereite in unserer Kaarster Wurstküche alles an Fleischwaren vor, die wir in den frühen Morgenstunden mit dem Lieferwagen nach Oberkassel bringen." Das müsse so frühzeitig geschehen, weil er dann vor dem Geschäft in der Nähe des Belsenplatzes parken könne. "Tagsüber geht es wegen des Verkehrs nicht."
Ein Knochenjob, der nicht nur dem Ehepaar einiges abverlangt, sondern auch den beiden Töchtern. "Familienleben haben wir so gut wie nicht", sagen sie, und von Urlaub könne kaum die Rede sein. "Einmal in all' der Zeit waren wir verreist", sagt Sigrid Breuer, die aus der Düsseldorfer Metzgerfamilie Druschke stammt und als Fachverkäuferin hinter dem Ladentisch ihr halbes Leben verbrachte. "Was blieb mir übrig, denn Fachpersonal zu bekommen wurde immer schwieriger." Jetzt sei es genug, ziehen die Beiden einen Schlussstrich unter eine Familientradition, die 1900 von Breuers Urgroßvater in Bilk begründet wurde.
1974 eröffnete Breuers Vater Gustav die Filiale in Oberkassel an der Cheruskerstraße, die 1990 von seinem Sohn Stephan in Eigenregie übernommen wurde. Gleichzeitig gab die Familie den Betrieb in der Altstadt auf. Ihren Abschied aus Oberkassel haben die Breuers klug eingefädelt. Denn mit Metzgermeister Thomas Matzner, haben sie einen passenden Nachfolger gefunden, der nahtlos am 1. Januar 2015 das Geschäft übernimmt. Mit seinem Bruder Leopold und dessen Sohn zusammen betreibt er in fünfter Generation einen Fleischereibetrieb mit Produktion in Neuss. "Er hat den Richtigen gefragt", sagt Matzner zur Wahl Breuers, "denn wir wollten in einigem Abstand zu unserer Neusser Metzgerei eine Filiale eröffnen."
Weil dort der Betrieb viel größer ist, ruht die Verantwortung auf mehreren Schultern. "Allein sechs Leute, vier davon sind Metzger, arbeiten in der Produktion." Und noch einen Pluspunkt kann Matzner, der vorwiegend im Oberkasseler Geschäft präsent sein will, vorweisen: Sein Vater stammt aus Schlesien, so dass es auch im künftigen "Meat by Matzner" schlesische Brat- und Wellwurst geben wird. Ebenso den beliebten Fleischsalat, die Streichwürste und nicht zuletzt die geschmackvollen Salate. "Ich habe den Breuers über die Schulter geschaut", gibt Matzner zu "und habe Salate gemacht." "Augen müssen stehlen", ergänzt Breuer das bewährte, auch von ihm praktizierte Prinzip. Denn: "Vor und nach meiner Meisterprüfung habe ich bei Thomas Vater Leopold in der Neusser Metzgerei gearbeitet und mir vieles abgeguckt." Gearbeitet habe er auch in Frankfurt, München, Basel und von dort jeweils Rezepte für Spezialitäten mitgebracht.
Wie geht es mit der Familie Breuer weiter? "Im nächsten Jahr machen wir erst einmal Urlaub", verrät Sigrid Breuer, die sich nur schweren Herzens von ihrer Kundschaft trennt.
