Lierenfeld Lierenfeld feiert alten und neuen König

Lierenfeld · Schützenkönig Helmut Losch gibt heute sein Silber ab. Am Wochenende drehte sich die Schützenwelt aber noch um ihn.

 Alt trifft neu: Der amtierende Regimentskönig Helmut Losch (l.) gratuliert seinem Nachfolger Dirk Harke nach dem Königsschuss.

Alt trifft neu: Der amtierende Regimentskönig Helmut Losch (l.) gratuliert seinem Nachfolger Dirk Harke nach dem Königsschuss.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Das silberne Emblem auf der Brust, vor ihm sein Schützenvolk - Helmut Losch kämpft mit den Tränen, als er vor dem Königsschuss noch einmal antritt und vom Schützenchef begrüßt wird. Für Losch endet mit dem Schützenfest ein Jahr voller Bälle, Feste und Einladungen, während die Runde für seinen Nachfolger Dirk Hagen heute Abend erst beginnt. Was bedeutet es, für ein Jahr der erste Mann im Schützenstaat zu sein?

 Vor der großen Parade am Sonntag nahm Pfarrer Joachim Decker mit dem Königspaar Helmut und Cornelia Losch und Schützenchef Wolfgang Liembd (v. l.) das Regiment ab.

Vor der großen Parade am Sonntag nahm Pfarrer Joachim Decker mit dem Königspaar Helmut und Cornelia Losch und Schützenchef Wolfgang Liembd (v. l.) das Regiment ab.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Seit 41 Jahren ist Losch Mitglied der St.-Sebastianus-Schützen in Lierenfeld. Nie hatte er daran gedacht, um den Königstitel zu schießen, bis im letzten Jahr die Gelegenheit kam. 53 Mal schossen er und seine Konkurrenten, ehe die Scheibe fiel, die ihn und seine Frau Cornelia zu Würdenträgern machte. Was dann folgte, ist seit diesem Wochenende Geschichte. "Ich wurde auf jede Kirmes in der Stadt und auf 17 Bälle eingeladen", erzählt der 54-Jährige. Die Zeit dazu müsse man "natürlich haben." Losch hatte, sein Chef von der Awista brachte viel Verständnis für die königlichen Pflichten auf. Von der Planung der Feste und Bälle blieb Losch zwar "verschont", die Einladungen zu Feiern sind im Schützenwesen jedoch verbindlich. "Man kommt überall hin und lernt die anderen Vereine kennen", schwärmt Losch. Mit letzteren habe man als Ottonormal-Schützenbruder ansonsten nicht viel Kontakt.

Mit dem eines Karnevalsprinzen sei sein Job nicht vergleichbar. "Wenn man drei Termine hintereinander hat, dann ist das aber schon stressig", sagt Losch. Wenn es nach ihm ginge, würde er trotzdem noch ein Jahr regieren: "Ich bin traurig, dass es vorbei ist." Schwer vorstellbar für Langschläfer, denn am Samstag stand Losch schon kurz vor vier auf, um genügend Zeit zu haben, sich auf den Tag vorzubereiten. "Offiziell" wach war er natürlich erst mit dem musikalischen Weckruf des Tambourcorps. Hektischer ging es am Sonntag zu: Ins Regimentssilber schlüpfte Losch erst unmittelbar vor der Parade.

Beim Königsschuss, zu dem Losch erst in zehn Jahren wieder antreten darf, habe es ihn regelrecht in den Fingern gejuckt. Keine 53, sondern 51 Schüsse später stand der Nachfolger fest: Dirk Harke, dessen Gesellschaft "Hubertus" in diesem Jahr ihr 90. Jubiläum feiert und damit die älteste im Verein ist. Auch für Harke ist es ein Debüt gewesen, denn er ist mit sieben Jahren Mitgliedschaft noch vergleichsweise neu in der Gesellschaft und versuchte sich noch nie am Königsschuss. "Vor dem kommenden Jahr habe ich keinen Bammel", sagt Harke. Er kenne keine "Berührungsängste" und freue sich auf die vielen Bekanntschaften, die Losch schon in der vergangenen Saison schließen konnte. Die Messlatte liegt für Harke und seine Frau Bettina hoch. "Wir hatten ein vorbildliches Königspaar", sagt Schützenchef Wolfgang Liembd. Helmut und Cornelia Losch seien "die Wertmesser für künftige Regimentskönigspaare".

Um das künftige Schützenjahr ist es gut bestellt: 220 Mitglieder sind laut Schriftführer Heiko Jurgasch eine feste Marke. "Wir haben aber auch Abgänge, die Gesellschaft wird insgesamt auch älter", gibt Jurgasch zu. Nicht ohne Sorge blickt er in die Zukunft: "Es wird schwieriger werden, Nachwuchs zu bekommen." Das breite Freizeitangebot in der Stadt sei eine zu starke Konkurrenz für das traditionelle Schützenwesen. Das weiß auch Thomas Heeg, der zweite Chef: "Fremdjugend ist schwer reinzubekommen." Attraktiv seien am Verein die Offenheit, so darf beim Königsschießen jeder mitmachen - Geklüngel gibt es nicht. Beim diesjährigen Schuss traten mit Beate Droben und Carmen Jurgasch - der Frau des Schriftführers - auch zwei Frauen an, eine Regimentskönigin hat es aber bisher noch nicht gegeben.

(bur)
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