Hassels/Reisholz Kamelle werfen wie im Rausch

Hassels/Reisholz · Irgendwann erreicht jeder, der das erste Mal in einem Karnevalszug auf einem Wagen mitfährt, den Punkt, an dem er wie im Rausch die Kamelle mit vollen Händen auf die schreiende Menge wirft. Wie gut, dann einen Profi dabei zu haben, der klare Ansagen macht. "Denkt dran, an der Henkelstraße stehen viele Leute; und die Kamelle sollten nicht ausgehen, bevor der Wagen am Prinzenpaar vorbei ist." Das steht in einem kleinen Festwagen mit weiteren geladenen Gästen am Ende des Zugweges für den Veedelszug der Reisholzer Quatschköpp im oberen Teil der Henkelstraße.

 Statt der bestellten Helau-Enten gab es nur diese mit einem Aufdruck, der an dieser Stelle nicht geschrieben wird.

Statt der bestellten Helau-Enten gab es nur diese mit einem Aufdruck, der an dieser Stelle nicht geschrieben wird.

Foto: Röhrig

Alle die, die bereits im ersten Fieberwahn Taschentücher, Lakritze, Kaubonbons, Gummibärchen, Popcorn und Bälle im Akkord vom Wagen geworfen haben, können sich kurz vor dem Einbiegen in die Henkelstraße noch einmal sammeln. Die jecke Kolonne muss etwa 20 Minuten warten, bis das Signal kommt, dass Prinz Christian und Venetia Alina in Reisholz angekommen sind. Denn deren Terminkalender ist an einem Karnevalssonntag naturgemäß eng getaktet.

Doch das verschafft Baumeister Dirk (Angerhausen) und seinen vielen Kammelle-Werfer - im Laufe des Zugweges werden es spontan ein paar mehr - auf dem Wagen des diesjährigen Quatschkopps ein wenig Muße, auf die eigenen Bedürfnisse einzugehen. Wer muss mal auf Toilette? Die ist in den Wagen integriert, wenn auch in einer spartanischeren Version als der Rosenmontagswagen der Düsseldorfer Stadttochter "Congress Sport & Event". Wer braucht nach dem Genuss von mehreren Tütchen Gummibärchen und Quarkbällchen mal was Herzhaftes? Wer vielleicht sogar mal ein kleines Schnäpschen? Zur besseren Verdauung natürlich. Die Pause kann gut genutzt werden, um in Ruhe die Behälter mit dem Wurfmaterial wieder zu befüllen. Dafür wird es keine Zeit mehr geben, wenn der Wagen in die Henkelstraße einbiegt. Dann ist es endlich soweit. Der große rote Bagger - passend zum Baumeister-Motto und in vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit gebaut - setzt sich wieder in Bewegung. Ein "Helau" hier, ein "Helau" da; doch vor allem ruft die Menge nach einem: "Kamelle".

Ganz vorne im Wagen steht der Baumeister. Er leistet Schwerstarbeit; der Schweiß läuft in Strömen; dabei ist dieser Veedelszug für ihn nur die Generalprobe. Heute, an seinem 50. Geburtstag fährt er im Wagen der Quatschköpp im Rosenmontagszug mit. Zum Vergleich: Die Teilnehmer dieses Zuges bilden einen 5,1 Kilometer langen närrischen Lindwurm, das sind 600 Meter mehr als der Streckenverlauf des gesamten gestrigen Veedelszuges. Ach übrigens, wer sich gerne in Ruhe die anderen Wagen und Fußgruppen ansehen will, sollte dann doch besser am Rand stehen. Sehen tut man da mehr. Wie die tollen Figuren passend zum Baumeister-Motto der Figuren AG der Gemeinschaftsgrundschule Hermann-Gmeiner. Etwa zehn Kinder haben unter der Anleitung von Margo Prokop unter anderem den echten Baumeister Bob nachgebaut und ein Krokodil, erzählt Schulleiterin Beate Grunewald-Woitschek, die auch auf dem Wagen mitfährt. Unterstützt wurden die Kinder von der Gruppe "Werken mit Holz" unter der Leitung von Hans Rhode.

Tja Entschuldigung, leider nicht gesehen. Schade. Dann beim nächsten Mal vielleicht doch wieder am Straßenrand stehen.

Obwohl, Kamelle mit vollen Händen unter's Narren-Volk werfen - ein Erlebnis für jeden Jeck. Helau!

(RP)
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