Hassels Im Krieg getrennt und sich wiedergefunden

Hassels · Heinz (89) und Ursel (86) Friedrichsdorf kennen sich schon seit Kindertagen aus Ostpreußen. Morgen feiern sie Eiserne Hochzeit. Gleich nach der Eheschließung zogen sie ins Rheinland.

 Morgen sind Ursel und Heinz Friedrichsdorf seit 65 Jahren verheiratet und feiern ihre Eiserne Hochzeit.

Morgen sind Ursel und Heinz Friedrichsdorf seit 65 Jahren verheiratet und feiern ihre Eiserne Hochzeit.

Foto: Olaf Staschik

Heinz (89) und Ursel (86) Friedrichsdorf feiern morgen ihre Eiserne Hochzeit. Auf den Tag genau sind sie dann seit 65 Jahren verheiratet. Sie kennen sich seit frühester Jugend, denn sie waren Nachbarskinder in Marienwerder, einer Kleinstadt in Ostpreußen nahe der Weichsel. Das Schicksal trennte sie, als Heinz Friedrichsdorf 1944 Soldat wurde und im März 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet. Vier Jahre später wurde er entlassen.

Die Familie der heute 86-Jährigen flüchtete in den Kriegswirren nach Königswursterhausen, südöstlich von Berlin. Das Schicksal hatte ihre Wege getrennt. "Deshalb gleicht es einem Wunder, dass wir uns über den Suchdienst des Roten Kreuzes in Braunschweig wiederfanden", sagt der Jubilar. Zu dieser Zeit mussten Millionen von Vertriebenen und Flüchtlingen untergebracht werden, "aber das Leben normalisierte sich langsam", sagt Friedrichsdorf, und es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie endgültig wieder zueinanderfanden. Am 16. Februar 1952 heirateten sie im kleinen Kreis in Braunschweig.

Da lebte Heinz Friedrichsdorf schon ein Jahr in Düsseldorf, weil er als Reichsbahngehilfe hier einen Job bekam. Seine Frau zog nach der Hochzeit zu ihm ins Rheinland. Verwandte stellten ihnen zunächst eine Notunterkunft zur Verfügung, bis sie eine eigene Wohnung bekamen.

Im Mai 1959 wurde Tochter Heike geboren. Drei Jahre später erblickte Sohn Peter das Licht der Welt. "Allerdings folgte die ernüchternde Diagnose, dass er mit Trisomie 21, besser bekannt als Down-Syndrom, geboren wurde" sagt der Vater. Trotz der psychischen Belastung, die weniger das Kind, sondern vielmehr die verständnislose, unaufgeklärte Gesellschaft verschuldete, habe die Familie fest zusammengehalten, ergänzt er. Heute lebt Peter in einem Wohnheim und Tochter Heike leitet eine Förderschule in Hannover. "Die positivere Einstellung der Gesellschaft Behinderten gegenüber ist wohltuend", sagt das Ehepaar. Heinz Friedrichsdorf führte 20 Jahre lang ehrenamtlich die Kasse des Hilfevereins "Regenbogen - Freundes- und Förderkreis der Matthias-Claudius-Häuser". Seine Frau engagierte sich in der Cafeteria. "Wir wollten einen persönlichen Beitrag bei der Bewältigung sozialer Aufgaben leisten", erklärt das Ehepaar.

Nach der Wende, im April 2001, besuchte das Ehepaar seine alte Heimat. Aus Marienwerder war Kwidzyn geworden. "Die Eindrücke waren so überwältigend", erzählt der 89-Jährige, "dass ich mich entschloss, einen Reisebericht zu schreiben". Diesen Bericht hat das Polnische Institut in Düsseldorf als gelungenen Beitrag zur Völkerverständigung gewürdigt.

Heinz und Ursel Friedrichsdorf fühlen sich längst als Rheinländer und sehen Düsseldorf als ihre Heimat. "Unser größter Wunsch ist, dass dieser Frieden, den die junge Generation nicht genug zu schätzen vermag, noch lange erhalten bleibt" sagt der Jubilar, und seine Frau fügt hinzu: "Außerdem wünschen wir uns noch ein paar Lebensjahre in Gesundheit." Die Jubilare feiern mit guten Freunden und ihren Kindern in der Rheinterrasse.

(RP)
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