Stadtmitte Bilder einer Meisterschülerin

Stadtmitte · In den letzten Monaten seines Lebens war Jörg Immendorff wegen seiner fortschreitenden Lähmungserscheinungen beim Arbeiten auf die Hilfe von Assistenten angewiesen. Die Malerin Anna Kathrin Kleeberg war eine seiner Gehilfinnen. Vier Jahre nach dem Tod des Künstlers zeigt Kleeberg eigene Arbeiten in der Galerie Art Unit. Titel der Schau: "Das Einfrieren der Laufspuren".

 Disziplin und Genauigkeit habe sie von Immendorff gelernt, sagt Anna Kathrin Kleeberg. Sie zeigt ihre Werke bis Mitte November.

Disziplin und Genauigkeit habe sie von Immendorff gelernt, sagt Anna Kathrin Kleeberg. Sie zeigt ihre Werke bis Mitte November.

Foto: Wolfgang Spiller

Kleebergs künstlerisches Talent wurde entdeckt, als sie noch ein Kind war. Damals, als Chemnitz noch Karl-Marx-Stadt hieß, besuchte sie bereits eine Malschule. Später studierte sie Bühnen- und Kostümbild in Berlin. Von diesen Erfahrungen und von der zweijährigen Assistenz bei Immendorff sei sie geprägt, sagt sie. "Bei Immendorff lernte ich Disziplin und Genauigkeit", sagt Kleeberg. Sie lernte, wie man Farben mischt, Kontraste setzt, Bildelemente komponiert.

Immendorff sah, so erinnert sie sich, seine Assistenten als eine Art Kammerorchester, das täglich spielt und komponiert. Immendorffs Rolle dabei war die des Dirigenten, der Bildaufbau, Farbauswahl und Strukturen ganz klar vorgab.

Nach seinem Tod kam ihre Pause

Als Jörg Immendorff im Jahr 2007 starb, konnte Anna Kathrin Kleeberg nicht ohne weiteres zu ihrer eigenen Arbeit zurückkehren. Die Siebentagewoche bei dem unermüdlichen Chef — täglich wurde von 10 bis 14 Uhr und 15 bis 19 Uhr gemalt — war wohl nicht so leicht abzuschütteln, an eigene Kunst war kaum zu denken. Sie hörte erst einmal auf zu malen. Es dauerte eine Zeit bis sich ihre Bilder unter ihrer Hand zurückmeldeten.

Ihre aktuellen Arbeiten scheinen wie augenblickliche Ereignisse. Das gilt für ihre Wahl des Motivs, dem oft viele Skizzen zugrunde liegen, genauso wie für den malerischen Stil. Auch wenn Kleeberg mitunter mehrere Bilder zu einem Thema hintereinander malt, zielt sie nicht auf Wiedererkennbarkeit ab. Stattdessen interessiert sie die Erscheinung des jeweiligen Bildmoments. An ihren Figuren interessiere sie der gegenwärtige Zustand, sagt die Künstlerin. Es ginge um die Frage, wovon die Figuren angetrieben werden und was in deren Inneren vorgeht.

Wie wichtig es für Kleeberg ist, nun wieder eine eigene Einzelausstellung zu präsentieren, betont die Unterzeile zum Ausstellungstitel: "Die Befreiung von Professor Jörg Immendorff".

(lod)
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