Kinder auf der Kirmes Schützen weisen Ärztekritik zurück

Düsseldorf · Die Kinderschützer der Stadt warnen davor, mit Kleinkindern die Größte Kirmes am Rhein zu besuchen. Die gesundheitlichen Risiken seien zu groß. Eine Kampagne zur Aufklärung scheiterte bislang. Die Betreiber der Kirmes fühlen sich nicht dafür verantwortlich.

Hier wird die Kirmes aufgebaut
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Zahlreiche Anrufer hatten beklagt, dass vermehrt Kleinkinder unter drei Jahren in den späten Abendstunden und sogar nach Mitternacht auf der Kirmes anzutreffen gewesen waren: Jetzt schlug der Düsseldorfer Kinderschutzbund Alarm. "Der Lärm auf dem Festplatz und auch die grelle, zuckende Beleuchtung schaden den empfindlichen Ohren und Augen der kleinen Kinder", so Hermann-Josef Kahl vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Nordrhein. Er betont weiter: "Kindern unter drei Jahren wird dort etwas zugemutet, das sie auch psychisch in keiner Weise bewältigen können."

Erziehungspficht obliegt der Eltern

Schützenchef Lothar Inden kann die Bedenken des Kinderschutzbundes nur in Maßen verstehen. "Kirchweih gibt es seit Hunderten von Jahren", sagt er. Außerdem sei der St. Sebastianus Schützenverein von 1316 zwar Veranstalter der Kirmes, "aber die Erziehungspflicht obliegt immer noch den Eltern und nicht den Veranstaltern."

Bei der Größten Kirmes am Rhein kommen täglich Hunderttausende nach Oberkassel. "Wie sollen wir die Besucher kontrollieren?", fragt sich Inden. Sein Schützenoberst, Günther Pannenbecker, ergänzt: "Wir haben die friedlichste Kirmes Deutschlands." Nicht zuletzt sei das der guten Zusammenarbeit mit den Behörden, insbesondere der Polizei, zu verdanken.

Auch Dieter Bayerlein, seit fast 40 Jahren auf der Kirmes und Chef der Kirmeswache, sagt: "Wir können nicht mehr, als an die Vernunft der Eltern appellieren." Nur wenn sich jemand auffällig benimmt, gibt es eine rechtliche Handhabe. Es müsse den Eltern überlassen werden, zu welcher Tageszeit sie mit den Kindern auf die Kirmes gehen, erklärt Inden. "Wo es keine Ge- und Verbote gibt, können wir nicht einschreiten", sagt Michael Zimmermann, Leiter des Ordnungsamts. Aber es sei selbstverständlich, dass sich seine Mitarbeiter um Kinder kümmern, die offensichtlich nachts ohne Begleitung auf der Kirmes unterwegs seien.

Immer mehr Schausteller arbeiten mit vielen grellen Lichtern. Und die schaden laut Experten vor allem Kleinkindern. Die Schützen hätten hingegen keinen Einfluss darauf, welche Lichter die Schausteller benutzen, sagt Inden und macht darauf aufmerksam, dass alle Fahrgeschäfte vom Tüv abgenommen seien. "Doch wir sind jederzeit bereit, Maßnahmen zu ergreifen, wenn es darum geht, Schäden zu verhindern", sagt der Schützenchef.

Gerade dort versuchen Düsseldorfer Kinderschützer anzusetzten. "Wir würden ja gerne eine Kampagne zur Aufklärung auf den Weg bringen", sagt Eberhard Motzkau, Vorsitzender des Düsseldorfer Kinderschutzbundes. Angedacht sei zum Beispiel, Infozettel für Kirmesbesucher zu verteilen, nachmittags für einige Zeit die Musik auf der Kirmes für Familien herunterzufahren oder eine Kinderbetreuung anzubieten. "Es gäbe sicher viele Möglichkeiten, das Bewusstsein der Eltern zu schulen und Kinder besser zu schützen", betont Motzkau.

Mehr zur Größten Kirmes am Rhein lesen Sie in unserem Special.

(RP)
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