Kleinkinder bei Nacht auf der Festwiese Kinderärzte warnen vor Kirmesbesuch

Düsseldorf · Durch zahlreiche Anrufe von Kirmesbesuchern und Anwohnern kam der Stein voriges Jahr beim Kinderschutzbund ins Rollen. "Die Anrufer beklagten, dass vermehrt Kleinkinder unter drei Jahren in den späten Abendstunden und sogar nach Mitternacht auf der Kirmes anzutreffen waren", sagt Diana Goldermann-Wolf, stellvertretende Geschäftsführerin des Düsseldorfer Kinderschutzbundes.

 Die Größte Kirmes am Rhein ist erfolgreich, doch die kleineren Stadtteil-Kirmesveranstaltungen haben zu kämpfen.

Die Größte Kirmes am Rhein ist erfolgreich, doch die kleineren Stadtteil-Kirmesveranstaltungen haben zu kämpfen.

Foto: rpo, Sebastian Quillmann

Viele Experten in der Stadt schlugen daraufhin Alarm: "Der Lärm auf dem Festplatz und auch die grelle, zuckende Beleuchtung schaden den empfindlichen Ohren und Augen der kleinen Kinder", erklärt Hermann-Josef Kahl vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Nordrhein. Er betont weiter: "Kindern unter drei Jahren wird dort etwas zugemutet, das sie auch psychisch in keiner Weise bewältigen können."

Kirmes für Kinder ab zehn Jahren

Mit Blick auf die diesjährige Größte Kirmes am Rhein haben deshalb Kinderschutzbund und Kinder- und Jugendärzte die Veranstalter der Kirmes gebeten, gemeinsam ein Kinderschutzkonzept zur Aufklärung der Eltern zu entwickeln. "Doch die Antwort, die von den Betreibern kam, lautete schlicht: ,Dafür stehen wir nicht zur Verfügung'", erklärt Eberhard Motzkau, Vorsitzender der Düsseldorfer Kinderschutzbundes und Leiter der Ärztlichen Kinderschutzambulanz.

Doch damit wollen sich die Kinderschützer nicht zufriedengeben. "Es ist uns sehr wichtig, das Bewusstsein der Eltern zu sensibilisieren, was sie ihren Kindern damit antun", betont Motzkau und bringt den Vergleich: "Die Kirmes löst bei kleinen Kindern etwas aus, was bei Erwachsenen in etwa mit einem Bombenangriff vergleichbar wäre."

Generell warnen die Ärzte davor, mit Kindern unter drei Jahren auf die große Kirmes zu gehen. "Das grenzt an Vernachlässigung", unterstreicht Kahl. Empfehlenswert sei der Besuch erst ab einem Alter von etwa zehn Jahren, "und auch dann nur begrenzt und nicht in den Abendstunden". Dennoch betonen die Experten: "Mit elterlicher Umsicht ist die Kirmes für Kinder im geeigneten Alter ein schönes Erlebnis." Um dieses zu fördern, wünschen sie sich nach wie vor eine Zusammenarbeit mit den Betreibern.

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(RP)
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