Umstrittene "Gesundheitsprämie" Rheinbahn-Chefs weisen Kritik zurück

Düsseldorf · Der Rheinbahn-Vorstand hat gestern die Kritik im Zusammenhang mit der umstrittenen "Gesundheitsprämie" zurückgewiesen. Ein solches Anreiz- und Belohnungssystem sei auch in anderen Betrieben üblich, teilten Vorstandssprecher Dirk Biesenbach und Arbeitsdirektor Peter Ackermann in einem Schreiben an OB Dirk Elbers und den Aufsichtsrat mit.

Sie zeigen sich darin über die Haltung der politischen Vertreter im Kontrollgremium überrascht: Die hätten wissen müssen, dass die Rheinbahn nicht zum ersten Mal eine solche Prämie an ihre Belegschaft ausschütte. Interviewanfragen lehnten Biesenbach und Ackermann gestern ab. Sie fühlen sich falsch verstanden.

Prämie für 1200 Beschäftigte

Am Freitag war bekannt geworden, dass das Management rund 700 000 Euro Prämie zahlen wird: Mitarbeiter, die im vergangenen Jahr weniger als fünf Tage krank gewesen sind, sollen 500 Euro brutto erhalten. 250 Euro bekommt, wer weniger als zehn Tage gefehlt hat. Begründung: Das Unternehmen will die Belegschaft an den guten Ergebnissen des Geschäftsjahrs 2008 beteiligen. Fast jeder Zweite der rund 2500 Rheinbahner erhält diese Sonderleistung.

Kritik an dieser Vergabe äußerte erneut Manfred Neuenhaus (FDP): Wenn der Vorstand das Klima verbessern und den Krankenstand senken wolle, sei dies der falsche Weg. "Wenn ich das erreichen will, muss ich mich von denen trennen, die chronisch krank feiern. So aber bestrafe ich alle, die 2008 unverschuldet schwer erkrankt sind, aber seit Jahren die Knochen hinhalten." Diese Gefahr sieht Rheinbahnsprecher Georg Schumacher nicht. Ihnen entgehe ja nichts, weil nichts versprochen worden sei. "Wir bedanken uns nur bei 1200 Leuten, die verlässlich gearbeitet haben."

Gemischte Gefühle bei Verdi: Er begrüße es, wenn Unternehmen Mitarbeiter an Geschäftsergebnissen beteiligen, so Gewerkschaftssekretär Dirk Beyer. Die Weise, wie die Rheinbahn dies handhabe, sei aber problematisch. "Das ist ein falsches Signal." Dies könne dazu führen, dass Fahrer arbeiteten, obwohl sie krank sind – in der Hoffnung, dass ihr Arbeitgeber am Jahresende wieder eine Prämie ausschüttet.

Betriebsratssprecher Heiko Goebel sagte, die meisten Kollegen fänden die Regelung gut. Er verweist auf die Stadtwerke Neuss. Ein solches Prämiensystem gebe es dort schon lange. RP-Recherchen ergaben: Fahrer dort können bis zu 1200 Euro zusätzlich verdienen, wenn sie ein Jahr lang gesund bleiben.

(RP)
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