Theater in Geldnot Neue Paten fürs Marionettentheater

Düsseldorf · 24 500 Euro fehlen dem Marionettentheater, um eine neue Inszenierung auf die Bühne zu bringen: Michael Endes "Unendliche Geschichte". Die Stadt sieht derzeit keinen Spielraum für zusätzliche Unterstützung, das kritisiert die Opposition im Stadtrat. Doch es regen sich erste private Förderer.

 Der Chef des Düsseldorfer Marionettentheaters Anton Bachleitner mit zwei seiner Erfolgspuppen: Jim Knopf (r.) und Lukas, der Lokomotivführer. Bald möchte das Theater wieder Michael Ende inszenieren: „Die unendliche Geschichte“.

Der Chef des Düsseldorfer Marionettentheaters Anton Bachleitner mit zwei seiner Erfolgspuppen: Jim Knopf (r.) und Lukas, der Lokomotivführer. Bald möchte das Theater wieder Michael Ende inszenieren: „Die unendliche Geschichte“.

Foto: RP, Andreas Bretz

Diese Resonanz macht dem Marionettentheater Mut: Als Theaterleiter Anton Bachleitner und seine Mitarbeiter gestern Morgen in ihr Haus an der Bilkerstraße kamen, gingen gleich die ersten Anrufe von Bürgern ein, die Patenschaften für Puppen übernehmen wollen, um das Theater zu unterstützen. Die Menschen hatten in der Rheinischen Post gelesen, dass das Marionettentheater Finanzprobleme hat und für seine nächste Inszenierung möglicherweise einen Kredit aufnehmen muss.

Sowohl die Stadt Düsseldorf als auch das Land NRW haben in den vergangenen Jahren die Zuschüsse für das Haus eingefroren. Darum reicht der Etat gerade, um die laufenden Kosten zu decken. Bachleitner und sein Team möchten aber in diesem Jahr ihre erfolgreiche Reihe von Michael-Ende-Adaptionen krönen und "Die Unendliche Geschichte" auf die Bühne bringen. Dafür fehlt jedoch bisher das Geld.

"Ich bin ein großer Fan des Marionettentheaters", sagt Hellmut Nagel (60), einer der Anrufer gestern, der nun eine Puppenpatenschaft übernommen hat. Künftig krabbelt die weise Schildkröte Kassiopeia von ihm gesponsert durch die "Momo"-Inszenierung des Marionettentheaters. "Ich finde es wichtig, dass auch kleine Bühnen wie das Marionettentheater ihre Chance bekommen", sagt Nagel, "und wer mal dort war, gesehen hat, wie die Künstler auf der Bühne und dazu noch in der Werkstatt handwerklich arbeiten, der kann die Leistung dieser Leute einfach nur bewundern."

Reaktionen gab es auch aus der Düsseldorfer Kulturpolitik. "Das Marionettentheater ist ein wunderbares, hoch qualifiziert arbeitendes Haus", sagte Cornelia Mohrs, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion. "Um die Vielfalt und die hohe Qualität der Produktionen zu sichern, reichen die aktuellen Fördermittel offensichtlich nicht aus. Das Kulturamt sollte also prüfen, ob eine Erhöhung der Zuschüsse möglich und sinnvoll wäre." Auch könne über die Möglichkeit eines zinslosen Kredits nachgedacht werden, so Mohrs, das habe es auch für andere Institutionen schon gegeben.

Auch Clara Deilmann, die dem Kulturausschuss für die Grünen angehört, fände zusätzliche Unterstützung für das Marionettentheater sinnvoll. "Natürlich muss eine Bühne in Abständen neue Stücke produzieren, um ihr Publikum zu halten", sagt Deilmann, "es gibt leider zu viele Prestigeprojekte, die große Summen des Haushalts verschlingen. Dieses Geld könnte an anderer Stelle sinnvoller ausgegeben werden." Möglicherweise werde es ja in diesem Jahr wieder sogenannte Restmittel im städtischen Haushalt geben, aus denen man auch dem Marionettentheater Unterstützung zukommen lassen könnte. "Die Grünen würden das auf jeden Fall unterstützen", so Deilmann.

Sowohl Kulturdezernent Hans-Georg Lohe als auch der Kulturausschussvorsitzende Friedrich Conzen (CDU) hatten weitere städtische Gelder für das Marionettentheater unter Verweis auf Sparziele und Haushaltslage abgelehnt. Conzen hatte unter anderem darauf verwiesen, dass in anderen Kommunen Zuschüsse sogar gekürzt werden.

Das nennt Deilmann scheinheilig "Schaut man sich die Düsseldorfer Kulturszene an, dann waren in den letzten Jahren bei den etablierten Einrichtungen immer noch Steigerungen möglich wie etwa beim Schauspielhaus allein eine Million Euro von der Saison 08/09 zur Saison 09/10. Und gerade der Kulturdezernent hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um für über eine Million Euro eine Porzellansammlung für das Hetjens-Museum anzukaufen."

Eine Neiddebatte innerhalb der Kulturszene wollte Marionettentheaterleiter Bachleitner vermeiden, als er Ende letzten Jahres die Kulturpolitiker der Stadt in sein Haus lud, um zu zeigen, wie engagiert und effizient bei ihm gearbeitet wird. Er hatte schlicht auf ein Zeichen der Anerkennung gehofft. Immerhin könnte das nun von privaten Förderern kommen. Die Stadtsparkasse Düsseldorf hat einen Antrag des Marionettentheaters auf Unterstützung bewilligt.

Die Höhe gibt das Institut allerdings nicht bekannt. Die Kunststiftung NRW lehnte eine allgemeine Förderung Anfang des Jahres zwar ab, sieht aber durchaus die Möglichkeit, ein einzelnes Projekt wie jetzt die geplante Michael-Ende-Inszenierung zu unterstützen. "Wir haben ein offenes Ohr", hieß es gestern bei der Stiftung.

(RP/anch/jco)
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