Eltern sauer Kein Kita-Platz für einen Jungen

Düsseldorf · Weil sie die Ausgewogenheit der Geschlechter wahren wollte, hat eine städtische Kita dem einjährigen Pascal die Aufnahme verweigert. Die Eltern wandten sich verärgert an die Stadt. Das Jugendamt spricht von einem Fehler.

Die städtische Kita Weißdornstraße in Stockum hat die Aufnahme eines einjährigen Kindes abgelehnt, weil es sich nicht um ein Mädchen handelte. "Wir können ihn nicht aufnehmen, weil er ein Junge ist", erklärte die Leiterin der Kita der verdutzten Mutter Elke Cardeneo. Auf die Nachfrage der Mutter, was das zu bedeuten habe, hieß es, die Aufnahme von Pascal (1) widerspreche "dem pädagogischen Konzept". Worin das genau besteht, erfuhr sie nur vage: "Sie legen in der Kita Wert darauf, eine gleiche Anzahl von Jungen und Mädchen in der Gruppe zu haben", so die Mutter, die zugibt, dieses Konzept nicht nachvollziehen zu können.

Ihr Mann Jörk Cardeneo, Internet-Koordinator bei der Messe (mit der die Kita kooperiert) fragte nach: "Hätten Sie unser Kind genommen, wenn es ein Mädchen gewesen wäre?", fragte er nach eigenen Angaben die Leiterin. Die Antwort. "Ja." In der schriftlichen Absage ist nicht erwähnt, dass das Geschlecht eine Rolle spielt. "Es ist ein Vordruck, in dem von ,sozialen Gesichtspunkten' und ,Alter des Kindes' die Rede ist", sagt Elke Cardeneo. Die Kita-Leiterin wollte sich nicht zu der Sache äußern.

Da Pascals älterer Bruder Sandro bereits seit mehr als einem Jahr die Kita besuchte, hatten die Cardeneos auf den Geschwister-Bonus gesetzt. Nach der Absage stand die 42-Jährige Lebensmitteltechnikerin vor einem großen Problem. "Es war zeitlich unmöglich, die Kinder jeden Morgen in zwei verschiedene Kitas zu bringen. Dafür hätte ich meine Stelle wohl aufgeben müssen", sagt sie. Kurz nach Ende der Anmeldefristen hatte sie wenig Hoffnung, ihre Söhne in einer anderen Kita gemeinsam unterbringen zu können. Nach langer Suche hatte sie schließlich Glück Ab dem kommenden Betreuungsjahr werden der dreijährige Sandro und Pascal die Kita des Sozialdienstes katholische Frauen und Männer an der Metzer Straße besuchen.

Ihr Mann wollte die Absage indes nicht einfach so hinnehmen. Er wandte sich an die Ratsfraktion der Grünen, die das Thema auf die Tagesordnung des Jugendhilfeausschusses setzte. Kernfrage war, ob die Absage wegen des Geschlechts gegen das Gleichbehandlungsgesetz verstoße.

Dazu sagte der stellvertretende Jugendamtsleiter Klaus Kaselofsky: "Ja, das war ein Fehler, aber mit Sicherheit ein Einzelfall. Es gibt keine Aufnahmepraxis nach geschlechtlichen Kriterien." Vorrang hätten alleinerziehende sowie berufstätige Mütter und Väter. Außerdem könnten "besondere soziale Gründe" und das Alter des Kindes eine Rolle spielen. "Falls es nötig ist, werden wir diese Dienstanweisung noch einmal an alle städtischen Kitas weiterleiten", kündigte Kaselofsky gestern an.

(RP)
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