Wegen der Schweinegrippe Karnevalisten sollen aufs Bützen verzichten

Küssen verboten: Wenn Tausende Jecken am Mittwoch, dem 11.11., in die Karnevalszeit starten, sollten sie in Zeiten der Schweinegrippe aufs geliebte Bützchen-Verteilen lieber verzichten. "Menschenmassen und enger Körperkontakt machen es dem Virus natürlich sehr leicht, sich schnell zu verbreiten", sagt Ulrich van Treeck vom nordrhein-westfälischen Landesinstitut für Arbeit und Gesundheit (LIGA).

Schweinegrippe: Das müssen Arbeitnehmer wissen
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Foto: ddp

In den rheinischen Hochburgen wollen sich die Narren den Start in die fünfte Jahreszeit trotzdem nicht verderben lassen: "Vielleicht geht manch einer mehr auf Distanz, aber gefeiert wird trotzdem", ist sich Hans-Peter Suchand vom Comitee Düsseldorfer Carneval sicher.

Der Vorfreude hat die Angst vor der Schweinegrippe jedenfalls keinen Abbruch getan. Rund 1.300 Karnevalisten und Spieler von Musikgruppen haben sich laut Suchand bereits angemeldet, um an dem traditionellen Umzug durch die Altstadt teilzunehmen, wenn am Mittwoch der Hoppeditz aus seinem Schlaf erwacht.

Auch in Köln rechnet man zur Saisoneröffnung um Punkt 11.11 Uhr auf dem Heumarkt wieder mit einem Ansturm ausgelassener Jecken. Das Bühneprogramm ist vorbereitet, übertragen wird wie immer auch auf großen Videowänden auf dem Alter Markt und dem Gürzenichvorplatz. Ein offizielles Kuss-Verbot zu erlassen, dürfte sehr schwierig werden, sagte ein Stadtsprecher augenzwinkernd - immerhin lautet das Motto der diesjährigen Karnevalssaison "In Kölle jebützt" (In Köln geküsst).

Hygieneregeln beachten

Doch natürlich rät man man auch in der Domstadt in Jahr der Schweinegrippe zu besonderer Vorsicht: "Man sollte sich an die klassischen Hygieneregeln halten, wie etwa an das Niesen und Husten in die Armbeuge statt in die Hand", betont der Sprecher. Achten sollte man zum Beispiel auch darauf, dass Gläser richtig gespült werden.

Aber einen wirklichen Schutz vor der Schweinegrippe gibt es bei Massenveranstaltungen wie dem Karneval natürlich nicht, sagt LIGA-Mitarbeiter van Treeck. "Nur bei einem Abstand von zwei Metern gilt es als unwahrscheinlich, dass man sich ansteckt", erklärt er. "Das ist zum Karnevalsstart mit Sicherheit alles andere als realistisch", betont er. Der Experte rechnet daher auch damit, dass sich die Zahl der Schweinegrippe-Infizierten nach den tollen Tagen noch mal erhöhen könnte. Bislang gibt es in Deutschland nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) über 40.200 bestätigte Fälle, die meisten davon in Bayern und Nordrhein-Westfalen.

"Impfen schützt, impfen nützt"

In Düsseldorf setzt man vor allem auf das Thema Impfen: Bei uns heißt es "Impfen schützt, impfen nützt", sagt Stadtsprecher Michael Bergmann. Für den 11.11 kommt die Schweinegrippe-Impfung allerdings zu spät, da der Impfschutz erst nach rund zwei Wochen einsetzt. Zum Start des Straßenkarnevals im nächsten Jahr könnte die Situation dagegen schon anders aussehen, wenn der Ansturm der Impfwilligen so wie in der vergangenen Woche weiter anhalte.

Bis dahin sollten Karnevalisten vielleicht auf Kostüme zurückgreifen, bei denen ein Mundschutz wie bei der OP-Schwester oder dem Arzt gleich zur Standard-Ausstattung gehören, schlägt Suchand vom Düsseldorfer Carnevals Comitee mit einem Augenzwinkern vor. In Kölner Kostümläden ist diese Idee allerdings noch nicht auf fruchtbaren Boden gestoßen. "Typische Krankenhauskostüme sind bei uns nicht gefragter als sonst auch", sagt eine Mitarbeiterin von karneval.com. "Bei uns geht derzeit vor allem Biene Maja gut weg und die trägt definitiv keinen Mundschutz".

(AP)
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