Düsseldorf Gott zwischen Kirche und Kneipe

Düsseldorf · Pater Manfred Entrich spricht mit Menschen über ihren Glauben im Alltag. Seine Erfahrungen hat er nun in einem Buch veröffentlicht.

 Pater mit seinem neuen Buch. Der Titel ist nicht bloß eine Metapher: Denn das Kloster, in dem er lebt, liegt im Herzen der Altstadt. RP-Foto: Andreas Bretz

Pater mit seinem neuen Buch. Der Titel ist nicht bloß eine Metapher: Denn das Kloster, in dem er lebt, liegt im Herzen der Altstadt. RP-Foto: Andreas Bretz

Foto: Entrich

Freiheit ist für Pater Manfred Entrich ein essenzielles Thema. Er will Menschen in puncto Glauben und Religion nicht belehren. "Ich lade Menschen zu einem Gespräch ein, aber ich zwinge sie nicht", erzählt er. Auf diese Art und Weise sind im Laufe der vergangenen Jahre schon viele Alltagsgespräche mit Menschen entstanden. Ob an der Tankstelle, in der Kneipe oder auf der Straße. Überall, wo viele Menschen sind, sucht er das Gespräch. Über seine Erfahrungen hat Manfred Entrich unter dem Titel "Zwischen Kirche und Kneipe" mittlerweile schon sein drittes Buch veröffentlicht.

Der Titel der Veröffentlichung ist jedoch nicht bloß eine Metapher für seine Erfahrungen, sondern der Schauplatz seines Lebensmittelpunkts. Denn das Kloster der Dominikaner, in dem er lebt und arbeitet, liegt zwischen Andreaskirche und Kneipen mitten im Herzen der Düsseldorfer Altstadt. "Das Leben hier ist bunt, wenn auch ein wenig laut", scherzt er.

Auch wenn er in seinen Begegnungen mit Menschen nicht immer sofort über Glaube und Religion spricht, so ist Gott für ihn dennoch immer ein Teil des Gesprächs: "Gott hat für mich in diesen Momenten eine stille, aber bemerkbare Präsenz." Sprich mit Gott, aber auch über ihn, lautet sein Credo. Meist sind es Alltagsdinge, über die er mit anderen ins Gespräch kommt. Irgendwann entwickeln sich diese dann in den meisten Fällen auch zu der Frage nach dem persönlichen Glauben. Entrich will die Menschen dabei gar nicht zu einem Bekenntnis zwingen, sondern über die Gründe ihres Glaubens und Nichtglaubens sprechen. Diese Haltung hat er aus seinem Elternhaus übernommen. Geboren 1943 in Göttingen wuchs Entrich nach dem Krieg in West-Berlin in einer gläubigen Familie auf. Glaube war dort ein wichtiges Thema, aber kein Zwang. Jeden Sonntag weckten ihn seine Eltern pünktlich zum Gottesdienst. Doch statt "Du musst" sagten sie ihm, dass er aufstehen solle, wenn er mit in die Kirche gehen wolle. Sein Weg zu den Dominikanern verlief mit einigen Kurven. Statt Abitur zu machen, entschied sich Manfred Entrich zunächst für eine Ausbildung zum Fernmeldeelektriker bei der Post. Danach holte er sein Abitur nach und begann, Theologie zu studieren. Ursprünglich wollte er in ein Kloster nach Belgien, doch als er einen Freund im Dominikanerkloster in Warburg besuchte, entschied er sich spontan, dort zu bleiben. Nach weiteren Stationen in Köln und Bonn landete er vor acht Jahren in der Landeshauptstadt.

Seit dieser Zeit hat er bereits viele Gespräche mit Menschen geführt, darunter auch viele ungewöhnliche. So begegnete er einmal einem Drogenabhängigen, der sich in der Andreaskirche eine Spritze setzen wollte. "Ich sprach ihn daraufhin an und sagte ihm, dass die Kirche ein etwas ungewöhnlicher Ort dafür sei", erzählt Entrich. Trotzdem ließ ihn Entrich gewähren und begann ein Gespräch. Nicht über Sucht, sondern zu Entrichs Überraschung über den Philosophen Immanuel Kant. Seitdem treffen sich die beiden regelmäßig im Umfeld der Andreaskirche.

Doch hier zeigen sich auch die Grenzen seiner Arbeit. Denn trotz intensiver Gespräche kann und will Manfred Entrich das Leben der Menschen nicht ändern. Das kann manchmal wie im Fall des Drogenabhängigen auch schmerzvoll sein. "Ich bin in diesen Fällen nicht frustriert, aber traurig", sagt er. Oft verbinden sich diese Gedanken mit der Frage, was aus den Menschen hätte werden können, wenn sie ein anderes Umfeld gefunden hätten. Diesen Gedanken setzt er auch im Gebet um: "Ich bete nicht dafür, dass es Menschen besser geht, sondern dafür, dass ihnen gute Menschen begegnen."

(RP)
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