Düsseldorf Ganz große Koalition für Flüchtlinge

Düsseldorf · Der "Runde Tisch" zur Flüchtlingspolitik in Düsseldorf hat erstmals getagt. Stadt, Sozialverbände und Immobilien-Experten wollen die Betreuung von Asylbewerbern verbessern und nötige Wohnplätze schaffen. Das wird eine Aufgabe für die ganze Stadtgesellschaft.

Zum "Runden Tisch" für Flüchtlingspolitik trafen sich unter anderem Vertreter von Stadt, Politik, Kirchen und Wohlfahrtsverbänden.

Zum "Runden Tisch" für Flüchtlingspolitik trafen sich unter anderem Vertreter von Stadt, Politik, Kirchen und Wohlfahrtsverbänden.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Noch immer leben in Düsseldorf fast 500 Asylbewerber in Hotels, weil es an regulären Unterkünften mangelt. Dabei hatte die Stadt lange gewusst, dass die Zahl der Flüchtlinge deutlich steigen würde. Trotzdem wurden kaum neue Plätze geschaffen - deshalb entstand die Not, Hotelzimmer anzumieten.

Der neue OB Thomas Geisel (SPD) hat es sich zu einem seiner ersten Ziele gesetzt, Unterbringung und auch Betreuung der Flüchtlinge zu verbessern. Er will 1300 neue Plätze schaffen und das Anmieten von Hotelzimmern überflüssig machen, obwohl noch weitere Flüchtlinge kommen. Derzeit sind es rund 1500, darunter 621 Kinder und Jugendliche. Bis Jahresende soll die Zahl auf 1900 steigen - 70 Prozent mehr als im Vorjahr.

Ein erster Schritt wurde gestern getan: Im Rathaus traf sich zum ersten Mal der "Runde Tisch" zur Flüchtlingspolitik. Mit dabei waren unter anderem die Spitzen der Stadt, Politiker und Vertreter von Sozialverbänden, Kirchen, Flüchtlingsinitiativen und der Immobilienwirtschaft. Die Zusammenkunft soll mehr sein als ein symbolischer Akt - der OB erhofft sich, dass die Beteiligten ihre Ressourcen nutzen. Die schrecklichen Vorfälle in Flüchtlingsunterkünften, die in den vergangenen Tagen bekannt geworden sind, zeigen, wie sensibel das Thema ist - auch wenn in Düsseldorf keine privaten Sicherheitsdienste zum Einsatz kommen.

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Foto: dpa, jst fdt

Gegen die Hotel-Unterbringung sprechen zwei Gründe. Zum einen bringt sie viele Nachteile für die Flüchtlinge. Es gibt keine Kochgelegenheit, Familien müssen oft umziehen und Kinder die Schule wechseln. Zum anderen entstehen hohe Kosten. Das Hotel schlägt pro Monat und Person mit rund 1150 Euro zu Buche, allein 2014 sind schon 3,2 Millionen Euro angefallen. In regulären Unterkünften fällt eine Kaltmiete von 75 bis 450 Euro an.

Das Bauamt ist derzeit auf der Suche nach Immobilien, möglicherweise werden Container errichtet. Die Stadt erhofft sich von der Wohnungswirtschaft Mithilfe, auch bei der Suche für anerkannte Flüchtlinge, die wegen hoher Mieten keine Wohnung finden. Die AG der Wohnungsunternehmen kündigte an, nach Möglichkeiten zu suchen - auf solche Angebote hofft die Stadt.

Der "Runde Tisch" soll aber nicht nur die Unterbringung behandeln. "Die Integration ist eine Aufgabe für die Stadtgesellschaft", sagt Sozialdezernent Burkhard Hintzsche. Er erhofft sich Unterstützung durch Ehrenamtler aus Gemeinden und Nachbarschaftsinitiativen. Einige Sportvereine, so wurde beim "Runden Tisch" berichtet, wollen Kinder einladen. Wenn auf diese Weise ein Netzwerk entsteht, so die Hoffnung der Verantwortlichen, hilft das auch beim Abbau von Ängsten in der Bevölkerung. Wie wichtig das ist, wird sich im November zeigen: Dann will die Stadt mögliche Standorte für neue Unterkünfte vorstellen - die Beteiligten erhoffen sich eine Diskussion ohne Panikmache.

(RP)
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