Düsseldorf Das sind die Tricks der Taschendiebe

Düsseldorf · Antanzen, abklatschen, Fleck wegmachen: Knapp 5000 Taschendiebstähle sind seit Anfang des Jahres in Düsseldorf angezeigt worden. Trotzdem ist der Einsatzleiter nicht unzufrieden. Die Zahl der Fälle steige zumindest langsamer als im Vorjahr.

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Foto: RP, Thomas Bußkamp

Zwei Drittel der Taschendiebstähle in Düsseldorf werden in der Altstadt und Stadtmitte begangen. Tagsüber sind es vor allem Osteuropäer, die mit geübtem Blick vor allem Frauen beim Shoppen anvisieren und sie blitzschnell bestehlen. Nachts hat es die Polizei überwiegend mit jungen Nordafrikanern zu tun, dich sich mit dem "Antanz"- oder "Ronaldo"-Trick vor allem angetrunkenen Männern nähern, um denen Geldbörse und Handys zu stehlen.

Jörg Iserath leitet die Sondereinheit, die seit 2011 die sogenannten Anstiegsdelikte in Düsseldorf bekämpft und sich, nach Erfolgen gegen Wohnungseinbrecher, seit März verstärkt den Taschendieben widmet. Man habe es, sagt er nicht zum ersten Mal, vielfach mit reisenden Tätern und organisierten Banden zu tun, aber auch mit Großfamilien aus der Region. Die Erkenntnis fußt nicht nur auf den geklärten Taten - das sind auch nur um die vier Prozent der 8000 Fälle im vergangenen Jahr. Neben dem Fangen von Tätern auf frischer Tat ist die Ermittlung von Strukturen, Quartieren und Zusammenhängen eine wichtige Säule der Arbeit im so genannten Anstiegsprojekt.

Mit offener Präsenz und gezielter Aufklärung der potenziellen Opfer versuchen die Beamten ebenfalls, gegen die Täter zu gewinnen. 130 haben sie von Januar bis August festgenommen, im gesamten vergangenen Jahr waren es nur 66. Und stiegen 2013 die Fallzahlen um mehr als 50 Prozent, sind es bislang nur 15 Prozent. Das ist nicht schlecht, sagt Iserath, aber noch steht die dunkle Jahreszeit bevor, in der vor allem der Trubel auf den Weihnachtsmärkten die Diebe lockt. Deshalb hat die Polizei Düsseldorf gestern zum siebten Mal in diesem Jahr eine Schwerpunktaktion zum Thema gestartet.

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Foto: Franz-Heinrich Busch

Selten ist ein Taschendiebstahl so eindeutig nachweisbar wie in einem Fall aus dem März, wo Beamte der Altstadtwache die Täter per Videoüberwachung beobachteten und festnehmen konnten. Die Diebe treten meist in Zweier- oder Dreiergruppen auf, suchen sich ein Opfer, und noch bevor das merkt, dass es bestohlen wurde, ist die Beute längst nicht mehr beim eigentlichen Täter, sondern mit einem Komplizen verschwunden. In dem dokumentierten Fall konnten ein 18- und ein 19-Jähriger nach dem Ronaldo-trick gefasst werden, beide einschlägig vorbestraft. Der Ältere, sagt Iserath, habe eine "dicke Strafe" bekommen, sechs Monate Gefängnis für einen einfachen Diebstahl. Nächste Woche hat er die abgesessen. Sein Komplize wurde zu vier Wochen Jugendarrest verurteilt, sitzt aktuell nach einem Raub in Untersuchungshaft.

"Wir versuchen, intensiv mit Staatsanwaltschaft und Gerichten zu kooperieren", sagt Iserath. Doch oft hakt es an den rechtlichen Voraussetzungen, etwa für einen Haftbefehl. Denn der sei gegen einen jungen Täter mit festem Wohnsitz in der Region nur schwer zu erwirken. Und: "Wenn wir einen Täter erwischen, wissen wir nicht, ob der am Vortag woanders aufgefallen ist - dann können wir ihm nur eine einzige Tat vorwerfen."

Polizeipräsident Norbert Wesseler setzte darauf, dass Iseraths Team das ändern kann. "Wir arbeiten daran, besser zu werden und noch mehr Beweise gegen die Täter zusammenzutragen. Das kann sich auf das Strafmaß auswirken. Und je höher die Strafen sind, desto mehr wird das die Täter abschrecken."

(RP)