Neuss Sicherheitsdienst im Asylheim ausgewechselt

Neuss · Nach Prügelvorwürfen in anderen Einrichtungen setzt Betreiber European Homecare einen neuen Sicherheitsdienst im "Alex" ein.

 Stephanie Feld von der Bezirksregierung Arnsberg (l.) und Heimleiterin Snezana Doroski vor der Neusser Einrichtung: "Wir sind geschockt."

Stephanie Feld von der Bezirksregierung Arnsberg (l.) und Heimleiterin Snezana Doroski vor der Neusser Einrichtung: "Wir sind geschockt."

Foto: L. Berns, Archiv: woi

Im Glashaus am Eingang sieht man neue Gesichter. Seit Samstag tun Angestellte der Gelsenkirchener Sicherheitsfirma Stölting Dienst am Empfang der Asylbewerber-Aufnahmeeinrichtung im ehemaligen Alexianer-Krankenhaus, gut ausgebildet und unbescholten, wie die Firma betont. Die Essener Firma European Homecare (EHC), die das Haus im Auftrag des Landes betreut, hat sie eingesetzt, nachdem sie die Zusammenarbeit mit der Wach- und Sicherheitsgesellschaft SKI fristlos beenden musste. EHC reagiert damit auf staatsanwaltliche Ermittlungen nach Prügelvorwürfen gegen Wachleute eines Subunternehmers. Von dem kamen höchstens mal einzelne Mitarbeiter an die Nordkanalallee, versichert Snezana Doroski, die Leiterin der mit 400 Menschen voll belegten Asylbewerberunterkunft.

 Stephanie Feld von der Bezirksregierung Arnsberg (l.) und Heimleiterin Snezana Doroski vor der Neusser Einrichtung: "Wir sind geschockt."

Stephanie Feld von der Bezirksregierung Arnsberg (l.) und Heimleiterin Snezana Doroski vor der Neusser Einrichtung: "Wir sind geschockt."

Foto: L. Berns, Archiv: woi

Doroski wollte die Woche mit einer Lagebesprechung beginnen. Doch die Nachricht von den gewaltsamen Übergriffen gegen Flüchtlinge und die Bilder dazu hatten im Team längst die Runde gemacht. "Wir sind alle geschockt", sagt Doroski. All das, was European Homecare seit Übernahme des Hauses im Oktober 2012 aufgebaut habe, werde so in Misskredit gebracht.

40 Asylbewerberunterkünfte betreut das Essener Unternehmen bundesweit, sechs davon in NRW. Alle sollen noch in dieser Woche kontrolliert werden, kündigte EHC-Geschäftsführer Sascha Korte an.

Misshandlungs-Vorwürfe: das Flüchtlingsheim in Burbach
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Foto: dpa, fg jhe

Auch die Stadt reagiert auf die Nachrichten. Sozialdezernent Stefan Hahn lädt kommenden Montag Migrantenvertreter des Integrationsrates und jeweils ein Mitglied der einzelnen Fraktionen zur Besichtigung der städtischen Asylbewerberunterkunft an der Bergheimer Straße ein, in der derzeit 130 Menschen aus zehn Herkunftsländern leben. "Aufgrund der aktuellen Situation", sagt Hahn, der auch die - in EHC-Einrichtungen kritisierte - Betreuung durch städtische Sozialarbeiter darstellen will.

Von der Landeseinrichtung im alten "Alex" habe die Stadtverwaltung, als Standortkommune natürlich interessiert, nie einen schlechten Eindruck gehabt, sagt Hahn. Das deckt sich mit der Meinung des Kreisgesundheitsamtes. "Wir haben viel Kontakt zu dem Heim", sagt Amtsarzt Dr. Michael Dörr. Von Vorfällen weiß er nichts. Auch Polizeisprecher Hans-Willi Arnold hat keine Hinweise auf oder gar Anzeigen wegen Übergriffen gegen Flüchtlinge vorliegen. Der wöchentliche Besuch des Bezirksbeamten - Routine.

Noch etwas dichter dran sind Dr. Hermann-Josef Verfürth, der dreimal wöchentlich Sprechstunden anbietet und die Eingangsuntersuchung der neu zugewiesenen Asylbewerber übernimmt. Ihm sei nie etwas aufgefallen, was auf eine Misshandlung schließen lasse, sagt der Arzt, dem sich auch nie ein Patient mit einem solchen Vorwurf anvertraut habe. Sein Eindruck: "Das läuft schon verdammt gut da." Auch Stephanie Feld, als Angestellte der Bezirksregierung Arnsberg seit 2012 im Haus, kann nichts Negatives sagen. Aber, fügt sie hinzu, sie habe auch keine Kontrollfunktion.

(NGZ)
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