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Düsseldorf Elektronik überwacht Kö-Bogen-Fassade

Düsseldorf · Die Betondecken biegen sich noch leicht nach, die Halterungen der Glas-Stein-Elemente können nachjustiert werden.

 Der Kö-Bogen vom Hofgarten aus gesehen. Die Fassade sieht nicht nur kompliziert aus, sie ist es auch. Falls sich dort in der ersten Zeit nach der Fertigstellung Teile bewegen, fällt das dank permanenter Kontrolle sofort auf und kann korrigiert werden. Herabfallende Teile will man auf jeden Fall verhindern.

Der Kö-Bogen vom Hofgarten aus gesehen. Die Fassade sieht nicht nur kompliziert aus, sie ist es auch. Falls sich dort in der ersten Zeit nach der Fertigstellung Teile bewegen, fällt das dank permanenter Kontrolle sofort auf und kann korrigiert werden. Herabfallende Teile will man auf jeden Fall verhindern.

Foto: Andreas Endermann

In den nächsten Monaten wird Ulrich Hartard, der technische Projektleiter des Kö-Bogens, peinlich genau darauf achten, dass sein Handy genug Ladekapazität hat. Denn nur dann ist garantiert, dass er vom Computer des Meldesystems eine SMS erhält, falls sich an den Libeskind-Bauten eines der 2400 Fassadenteile bedenklich verformt und zu brechen droht.

Ein Fall wie am Hochhaus GAP 15 am Graf-Adolf-Platz, wo Fenster bröckelten und in die Tiefe stürzten, soll sich am Kö-Bogen nicht wiederholen. Die Libeskind-Bauten — über Monate mit Schutznetzen versehen, dann die Ursachendebatte und das Gefeilsche von Anwälten und Versicherungen? Ein Alptraum — das Feuer war Schreck genug für die Entwickler "die developer".

Deswegen wurde viel Aufwand getrieben. "Wir haben für das Warnsystem im ganzen Gebäude bündelweise Kabel verlegt, um die Fassadenteile anzuschließen", sagt Diplom-Ingenieur und Architekt Hartard. Hintergrund: Die Stützenspannweite beträgt acht Meter, in den Handelsgeschossen sogar äußerst seltene 16 Meter. Durch das Eigengewicht der Decken und die Benutzung des Gebäudes werden sich die Betondecken noch bis zu fünf oder sechs Zentimeter durchbiegen. Die Fassadenelemente geraten dadurch unter Druck, könnten biegen und reißen. "Dank des Meldesystems sind wir in der Lage, die Halterungen früh genug nachzujustieren", sagt Hartard. Zwei Jahre soll die Überwachung andauern, dann ist sie vermutlich nicht mehr nötig.

Beeindrucken soll die Fassade nämlich nicht durch Risiken, sondern durch ihre ausgefallene Eleganz und die Einschnitte ("Cuts"), die mit Bäumen und Sträuchern bestückt werden. Daniel Libeskind wurde durch seine Berliner Jahre, als er dort das Jüdische Museum plante, für sein späteres Düsseldorfer Vorhaben inspiriert. Das denkmalgeschützte Shell-Gebäude am Landwehrkanal erhielt in den 90er Jahren eine neue Natursteinfassade, die den Architekten beeindruckte. Der zunächst leicht beige Naturstein ist dort ebenfalls in teils eleganten Kurven verbaut und wurde in den Folgejahren immer heller.

So wird es auch am Kö-Bogen sein. "Der römische Travertin kommt aus den Steinbrüchen in Tivoli, aus dem viele römische Prachtbauten wie beispielsweise das Kolosseum oder das Pantheon errichtet wurden", sagt Hartard. Heute muss in den Abbaugebieten das Grundwasser abgepumpt werden, der Travertin wird aus der Tiefe geholt. Es dauert mehrere Jahre, bis das Kalk-Sedimentgestein seine Feuchtigkeit verloren hat — der Kö-Bogen wird in fünf bis acht Jahren also fast weiß sein.

Die Konfektion der Steine fand in Unterfranken statt, per Wasserstrahl wurden aus den zimmergroßen Blöcken die feinen Radien für die geschwungene Fassade geschnitten. 700 Details wurden für die schließlich 2400 Fassadenelemente gezeichnet. Ziel war die "structural glazing fassade" mit einer sehr flächigen Anmutung — ohne Kanten, Gesimse, Vorsprünge. Stein stößt auf Glas, Glas auf Glas, verklebt in schmalen Metallrahmen. Die Cuts sorgen für Unterbrechungen, so wie die eleganten Lamellen auf dem Glas für die Verschattung. Sie sind genau berechnet für den jeweiligen Sonneneinfall — nur in einigen Büros gibt es zusätzlich innen einen möglichen Sonnenschutz.

(RP)
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