Kö-Bogen in Düsseldorf Vom Macher zum Krisen-Manager

Düsseldorf · Stefan Mühling, Chef des Projektentwicklers "die developer", hatte ein gutes Konzept, einen renommierten Architekten und Mut. Er bekam den Zuschlag für das Großprojekt Kö-Bogen – und muss jetzt nach dem Brand die Krise managen.

 Stefan Mühling, Chef des Projektentwicklers "die developer", stellt sich einige Tage nach dem Brand den Fragen der Journalisten. Im Hintergrund ist der Kö-Bogen mit den beiden Libeskind-Bauten zu sehen. Im linken der Gebäude war in der Nacht zum 27. September das Feuer ausgebrochen.

Stefan Mühling, Chef des Projektentwicklers "die developer", stellt sich einige Tage nach dem Brand den Fragen der Journalisten. Im Hintergrund ist der Kö-Bogen mit den beiden Libeskind-Bauten zu sehen. Im linken der Gebäude war in der Nacht zum 27. September das Feuer ausgebrochen.

Foto: Andreas Endermann

Stefan Mühling, Chef des Projektentwicklers "die developer", hatte ein gutes Konzept, einen renommierten Architekten und Mut. Er bekam den Zuschlag für das Großprojekt Kö-Bogen — und muss jetzt nach dem Brand die Krise managen.

Kö-Bogen in Düsseldorf: Vom Macher zum Krisen-Manager
Foto: Andreas Bretz

Über Jahre hinweg hat sich das Leben von Stefan Mühling um dieses eine große Projekt gedreht, um den Kö-Bogen und die markanten Gebäude von Daniel Libeskind, die im Zentrum Düsseldorfs entstehen. Er hat die Nerven behalten, als die Finanzkrise ausbrach und alle Mitbewerber absprangen, so dass am Ende sein Konzept den Zuschlag erhielt.

Obwohl er sich erst etwa ein Jahr zuvor als Projektentwickler mit der Firma "die developer" selbstständig gemacht hatte, sicherte ein Bankenkonsortium die Finanzierung dieses 300-Millionen-Euro-Projekts. Der Bau wuchs, es gab Mieter mit klangvollen Namen wie Breuninger, Boston Consulting oder Apple. Und dann, knapp drei Wochen vor der Eröffnung der nächtliche Anruf mit der unglaublichen Nachricht: Der Kö-Bogen brennt.

Was denkt man in so einem Moment? "Erst mal gar nichts. Da springen Sie auf, ziehen sich an und fahren hin." Mühling lächelt. Wieder. Denn die letzten eineinhalb Wochen hatten den 48-Jährigen in manchen Momenten aus seiner gelassenen Fassung gebracht. Ein Feuer, offenbar vorsätzlich gelegt. Ein Feuer, das zwar in dem Gebäude nur zwei von zwölf Geschäften stark beschädigte, aber dennoch diese weitreichenden Auswirkungen hat: Zum geplanten Termin am 17. Oktober kann nur das östliche "Haus Hofgarten" eröffnen. Wann das "Haus Königsallee" folgt, ist offen. Der Brand hat die komplette Technik lahmgelegt.

Es ist eine neue Situation für Mühling. Die letzten Jahre war er gewöhnt, Erfolge zu verkünden. Die Krise passt nicht ins Kö-Bogen-Konzept. Krise würde es Mühling ohnehin nicht nennen, sondern Herausforderung. Nicht nur in der Wortwahl ist der Diplom-Ökonom Optimist. Dabei hat er in seinem Berufsleben schon manche scharfe Klippe umschiffen müssen. Mehr als ein Jahr Arbeit hatte er — damals noch als Leiter der Projektentwicklung bei dem Baukonzern Strabag — in ein Konzept für die Elbphilharmonie gesteckt. "Vom Ehrgeiz getrieben, das Projekt zu machen", wie er heute sagt. Schließlich entschied die Konzernleitung, doch kein Angebot für das Hamburger Mega-Projekt abzugeben. Aus heutiger Sicht wohl die richtige Entscheidung. "Und den Erfahrungsschatz von damals, wie man nämlich ein funktionierendes Vertragswerk zustande bringt, habe ich hier einbringen können." Da spricht der Optimist.

Vielleicht hat auch das den Zwei-Meter-Mann aus dem Ruhrgebiet, der mit Frau, zwei Kindern und einem blonden Labrador in Ratingen lebt, erfolgreich gemacht. Er lächelt meist — und lächelt über vieles hinweg, das ihn doch einige Nerven kostet. Trotz der Finanzkrise hatte Mühling mit seiner jungen Firma innerhalb kurzer Zeit sechs Projekte mit einem Investitionsvolumen von 800 Millionen Euro auf den Weg gebracht: neben dem Kö-Bogen das Palais Oppenheim in Köln, der Vodafone-Campus, das "Lighthouse", das "Double U" und das "Casa Altra" in Düsseldorf. Mit der Zech Group hat Mühling stets einen finanziell starken Partner an der Seite. Eine Tochter des Bremer Unternehmens, die Art-Invest Real Estate, hat auch den Kö-Bogen gekauft.

Doch noch ist Bauherr Mühling das Gesicht des Großprojekts. Es sei gut versichert, versichert er. "Die wirtschaftlichen Folgen des Brandes lösen bei mir keine schlaflosen Nächte aus." Es herrsche bei allen Aufbruchstimmung. Und die große Eröffnungsparty? Mühling lächelt. Die wird eben nachgeholt.

(RP)
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