Bernhard Zamek und Herbert Hütter Suppenhersteller Zamek baut Stellen ab
Düsseldorf · Nach dem Weggang des Geschäftsführers übernehmen nun zwei Beiratsmitglieder wieder Verantwortung im operativen Geschäft. Sie sprachen über Frühverrentung von Mitarbeitern, die Kursverluste der Anleihe und ein schlankeres Sortiment.
Herr Zamek, der langjährige Geschäftsführer Ihrer Firma, Michael Krüger, hat das Unternehmen überraschend im September verlassen. Was waren die Gründe?
Zamek Wir haben Gespräche mit Herrn Krüger über das Geschäft und über die Vorstellungen der Vertragsverlängerung geführt. Und bei beiden Punkten gab es unterschiedliche Auffassungen. Aber Krüger und unsere Firma sind im Guten auseinander gegangen.
Wer wird sein Nachfolger?
Zamek Neben Petra Zamek als einziger Geschäftsführerin werden Herbert Hütter und ich als Beiratsmitglieder im Unternehmen künftig mit Generalvollmacht die Geschäftsführung unterstützen.
Das vergangene Geschäftsjahr war von Verlusten geprägt, was waren die Gründe?
Hütter Da war zum Einen der sehr lange Streik, der dazu geführt hat, dass wir unsere gewohnt hohe Lieferquote nicht erreichen konnten, dadurch kam es auch zu Strafzahlungen. Hinzu kamen Kosten für Leiharbeiter und höhere Logistigkosten. Außerdem kamen Kosten für die Ingangsetzung der Produktion in Dresden und am Standort in Polen hinzu.
Wie wollen Sie Zamek Nahrungsmittel wieder zu Gewinnen führen?
Zamek Wir werden drastische Einsparmaßnahmen einleiten. Einen Schritt haben wir bereits getan. Wir haben unser Sortiment radikal gestrafft. 1003 Artikel hatten wir früher, heute sind es noch knapp 500. Dadurch reduzieren wir unser Umlaufvermögen und straffen die Abläufe. So flog zum Beispiel die "Schwarzwälder Leberklößchensuppe" aus dem Sortiment.
Führt das zu Umsatzausfällen?
Hütter 60 Prozent der Artikel trugen nur fünf Prozent zum Umsatz bei. Die Einbußen sind also äußerst gering, die Einsparungen groß.
Wird es auch Personalabbau geben?
Zamek Wir haben die Zahl der Mitarbeiter ja bereits reduziert. Doch verglichen mit Wettbewerbern haben wir zu hohe Kosten und einen zu großen Overhead. Derzeit planen wir einen weiteren Stellenabbau von 85 Jobs. Doch es wird keine Massenentlassungen geben. Das wird vor allem befristete Stellen betreffen oder Mitarbeiter in der Probezeit. Außerdem arbeiten wir über Frühverrentung. Dadurch ersparen wir uns hohe Abfindungen.
Ist dadurch der Standort Düsseldorf in Gefahr?
Zamek Keineswegs, das ist unser Stammhaus, und es bleibt erhalten. Wir müssen für alle Standorte einfach eine gute Auslastung erreichen.
Die Zamek-Anleihe hat in den vergangenen Wochen stark gelitten. Gestartet war sie vergangenes Jahr bei 100 Prozent. Gestern ist sie auf etwa 58 Prozent gefallen. Wie erklären Sie sich das?
Hütter Wir denken, dass ein großer Teil dieses Kursverlustes dem zwischenzeitlich schlechten Ruf von Anleihen im Mittelstandssegment geschuldet ist.
Sie könnten die Anleihen zurückkaufen, sich so entschulden und den Kurs nach oben treiben . . .
Zamek Wir diskutieren gerade noch über einen möglichen Rückkauf von Teilen der Anleihe. Außerdem wollen wir unsere Kommunikation verbessern, da sind in der Vergangenheit Fehler gemacht worden. Wir werden noch mehr kommunizieren.
Wie stellen Sie sich mit neuen Produkten künftig auf?
Hütter Wir setzen vor allem auf eine Qualitätssteigerung. Außerdem gibt es bei uns im Lebensmittelbereich viele Innovationen, denken Sie an Gewürzmischungen mit praktischem Bratbeutel, das ist sehr komfortabel für den, der gerne kocht. Außerdem werden wir neben Handelsmarken auch in bestimmten Bereichen wieder stärker auf die Marke Zamek selbst setzen.
THORSTEN BREITKOPF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.