Interview mit Düsseldorfs Flughafen-Geschäftsführer Schnalke: "Mehr Starts, sonst verlieren wir Langstrecken"

Düsseldorf · Der Flughafen-Geschäftsführer über mehr Starts und Landungen, einen Nachfolger für Christoph Blume und 20 Millionen Euro für die Stadt.

 Thomas Schnalke führt seit Oktober 2013 allein die Geschäfte des Düsseldorfer Flughafens. Er plädiert aber für eine Doppelspitze.

Thomas Schnalke führt seit Oktober 2013 allein die Geschäfte des Düsseldorfer Flughafens. Er plädiert aber für eine Doppelspitze.

Foto: Andreas Bretz

Herr Schnalke, der Flughafen ist bei seiner geplanten Betriebsgenehmigung für mehr Starts und Landungen zurückgerudert, warum?

Thomas Schnalke Wir streben eine Flexibilisierung der Nutzung unserer zweiten Startbahn an und haben dabei von Beginn an den Austausch mit den Bürgern gesucht. Und die haben vor allem Kritik daran geübt, dass wir Flüge vom Winter in den Sommer legen könnten. Außerdem wurden Sorgen geäußert, dass die nachträgliche Dokumentation der Zweibahn-Nutzung von uns missbraucht werden könnte, was aber nie unser Ansinnen war. Mit den nun abgegebenen Garantien sind wir auf die Nachbarn zugegangen und haben die Punkte aus dem geplanten Antrag gestrichen.

Trotzdem werden Sie von den Fluglärmgegnern kritisiert. Sie sagen, Sie verzichteten auf Forderungen, die nicht genehmigungsfähig wären...

Schnalke Ob diese genehmigt worden wären, kann niemand beurteilen, weil die Genehmigung ja gar nicht eingereicht wurde.

Stattdessen schlagen Sie eine Kontenregelung für die Nutzung der zweiten Landebahn vor. Wie sieht die aus?

Schnalke Es gibt häufig Phasen, da haben wir eine Zweibahn-Stunde angemeldet, können diese aber aus operativen Gründen gar nicht nutzen. Das sind oft kürzere Zeiträume zwischen 15 und 30 Minuten. Diese Phasen würden wir gerne in einem Zeitkonto erfassen und dann zu einem anderen Zeitraum beide Bahnen nutzen. Etwa dann, wenn es Verspätungen abzubauen gilt oder plötzlich mehr Flugverkehrsaufkommen vor Ort ist.

Sie wollen sich vom NRW-Verkehrsministerium mehr Flugbewegungen genehmigen lassen. Wie viel zusätzliche Flugzeuge wollen Sie starten und landen lassen?

Schnalke Wenn unser Antrag in vollem Umfang genehmigt wird, könnten wir maximal 480 statt bislang 360 Flugbewegungen pro Tag abwickeln. Das ist aber ein theoretischer Wert. In der Regel werden nur 80 Prozent der Slots ausgenutzt, so dass wir in der Praxis langfristig im Schnitt 685 tägliche Flugbewegungen statt bislang 590 hätten, wenn alles so genehmigt wird, wie wir es beantragen. Der Schwerpunkt der zusätzlichen Flugbewegungen wird in den Stoßzeiten liegen, also etwa morgens zwischen 7 und 8 Uhr und abends zwischen 17 und 20 Uhr. In diesen Spitzenzeiten wollen wir um 30 Prozent wachsen.

Was passiert, wenn Sie die Genehmigung nicht bekommen?

Schnalke Dann werden wir stagnieren und mittelfristig unsere Langstreckenverbindungen verlieren. Die Fluggesellschaften im Interkontinentalverkehr brauchen diese zusätzlichen Kapazitäten gerade in den Randzeiten, um die Umsteigeverkehre organisieren zu können. Das Exportland NRW braucht diese Verbindungen.

Aber Sie haben doch jetzt auch schon Interkontinentalverkehr. Es geht also auch so...

Schnalke ...nur, weil die Fluggesellschaften davon ausgehen, dass wir die Kapazitätserweiterung genehmigt bekommen.

Wo investieren Sie aktuell?

Schnalke Wir bauen gerade ein Gate um, so dass da ab Frühjahr nächsten Jahres ein A380 etwa der Fluggesellschaft Emirates abgefertigt werden könnte. Das kostet rund fünf Millionen Euro. Ich gehe davon aus, dass mittelfristig auch weitere Golf-Carrier mit dem derzeit größten Passagierflugzeug der Welt Düsseldorf anfliegen.

Im vergangenen Jahr haben Sie einen Jahresüberschuss von 35 Millionen Euro erwirtschaftet. Was ist Ihr Ziel für 2014?

Schnalke Ich gehe davon aus, dass wir 2014 einen Jahresüberschuss von 40 Millionen Euro erwirtschaften werden, den wir an unsere Gesellschafter ausschütten können. Also zur Hälfte an die Stadt Düsseldorf. Mit unserem Passagierwachstum von 3,6 Prozent im ersten Halbjahr liegen wir deutlich über dem Bundes-Schnitt von 1,9 Prozent.

Würde die Pkw-Maut Ihr Wachstum gefährden?

Schnalke Eindeutig ja. Wir haben vor Einführung der Luftverkehrssteuer eine Million Passagiere aus den Niederlanden gehabt, jetzt sind es nur noch knapp 800 000. Das zeigt, wie preissensibel diese Klientel ist. Deshalb glaube ich: Durch eine Pkw-Maut werden der Flughafen Düsseldorf und andere Airports Passagiere verlieren. In welchem Umfang ist nicht vorhersehbar, weil die Details der angestrebten Maut nicht bekannt sind.

Vor knapp einem Jahr starb Flughafen-Chef Christoph Blume, mit dem Sie sich die Geschäftsführung geteilt haben. Bleiben Sie jetzt alleiniger Chef?

Schnalke Das müssen Sie die Gesellschafter fragen. Ich führe den Flughafen jetzt seit 13 Jahren und mache das sehr gerne auch in Zukunft. Allerdings plädiere ich ausdrücklich dafür, wieder eine Doppelspitze zu installieren. Das Vier-Augen-Prinzip an der Flughafenspitze hat sich bewährt.

THORSTEN BREITKOPF UND THOMAS REISENER FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

(RP)
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