Kind sagt Haltestellen an Die Stimme des Regenbogenlandes

Düsseldorf · Premiere für Düsseldorf: In zwei Zügen der Linie U 75, die Werbung für das Kinderhospiz machen, sagt künftig eine Kinderstimme die Haltestellen an. Die elfjährige Anika Berlin hat die 60 Durchsagen eingesprochen. Dies hat sie für ihren kleinen Bruder getan, der Gast im Regenbogenland ist.

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Foto: ddp

Der Gong ertönt, als die Bahn sich leicht in die Kurve legt. "Am Hackenbruch", kündigt eine Stimme die nächste Haltestelle auf dem Linienweg der U 75 an, doch es ist nicht das gewohnte Timbre der bekannten Sprecherin: Eine Mädchenstimme, leicht kieksend, aber rein und klar, begleitet seit gestern die Rheinbahn-Kunden in zwei Zügen auf der Strecke zwischen Neuss und Eller.

Sie gehört Anika Berlin, die das Ergebnis ihrer Arbeit gestern bei der offiziellen Sekttaufe der Fahrzeuge zu hören bekam. Stolz? "Ein kleines bisschen vielleicht. Aber ich habe das ja nicht für mich gemacht, sondern für meinen Bruder", sagt die Elfjährige.

Viele Ansagen auch auf Englisch

Denn hinter der vordergründig spaßigen Aktion steckt ein ernster Gedanke: Anikas kleiner Bruder Robin ist Gast im Regenbogenland, und mit dem Motiv des Kinderhospizes sind die beiden Bahnen mit den Nummern 3220 und 3221 künftig geschmückt. Was ihre Stimme und das farbenfrohe neue Hospiz-Logo mit dem Aufdruck "Für Miteinander-Momente", das die Agentur Ogilvy Healthworld gerade frisch entwickelt hat, bewirken können?

"Vielleicht spenden dann noch mehr Leute für das Regenbogenland", erhofft sich die Sechstklässlerin. Das würde auch dessen Schirmherrin Astrid Elbers freuen. Die OB-Gattin musste sich bei der Sekttaufe mächtig ins Zeug legen, um die Flasche an der Bahn zerschellen zu lassen.

"Du bist jetzt die Stimme des Regenbogenlandes", begrüßte Rheinbahn-Vorstand Peter Ackermann Anika und ihre Familie gestern auf dem Betriebshof Am Steinberg. Das Mädchen habe seine Aufgabe, die 60 Ansagen (28 Haltestellen und zwei Endhaltepunkte, das in beide Richtungen) einzusprechen, sogar so professionell erledigt, dass ein ganzer Aufnahmetag entfallen konnte.

"Das hat alles nur einmal zwei Stunden und dann noch einmal eine halbe gedauert", sagt Anika — die viele Ansagen auch auf Englisch eingesprochen hat, etwa das berühmte "Connections to" ("Umsteigemöglichkeiten in Richtung").

"Die Regenbogenbahnen symbolisieren auch eine der wichtigsten Eigenheiten unseres Hauses", sagte sichtlich bewegt Norbert Hüsson, Vorsitzender des Fördervereins Kinderhospiz Düsseldorf. "Sie fahren in beide Richtungen. Unsere kleinen Gäste kommen Gott sei dank auch oftmals nur zu einem Besuch in unser Haus."

"Eine Gemeinschaftsidee"

Die Idee, zwei Bahnen mit dem Regenbogenland-Logo zu schmücken, kommt ursprünglich von der Rheinbahn, der Einfall, ein Kind die Ansagen einsprechen zu lassen, wiederum vonseiten des Hospizes. "Insofern ist das eine Gemeinschaftsidee", so Hüsson.

Zunächst hat die Elfjährige nur den Sprachspeicher der Linie U 75 bestückt. Damit die beiden Bahnen in Zukunft jedoch auch auf anderen Linien durch die Stadt fahren können, wird Anika nach und nach weitere Haltestellenansagen aufzeichnen.

Dann sicherlich bereits ohne Lampenfieber: "Am Anfang war ich ein bisschen aufgeregt", erzählt sie. "Da habe ich schon ein bisschen geschwitzt." Besonders die eingangs erwähnte Haltestelle "Am Hackenbruch" habe ihr so gar nicht über die Lippen gehen wollen: "Ich habe immer 'Am Hackenfuß' gesagt."

Und auch das Wort "Mönchengladbach" habe ihr Probleme bereitet. Aber als diese Stadt dann an der Haltestelle "Hauptbahnhof" als Umsteigemöglichkeit erklingt, ist von den Schwierigkeiten nichts mehr zu hören. "Jetzt sind wir natürlich auf die Reaktionen der Fahrgäste gespannt", sagt Ackermann.

Anika übrigens benutzt so gut wie nie Straßenbahnen: "Zur Schule fahre ich immer mit dem Fahrrad oder mit dem Bus", sagt die Elfjährige — und geht spielen. Mit Robin.

(RP)
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