Düsseldorf Feinstaub wieder an der Grenze

Düsseldorf · (RP). Seit einigen Jahren waren die Messwerte rückläufig – jetzt haben sie an der Luft-Kontrollstation an der Corneliusstraße die EU-Richtwerte wieder häufiger überschritten. Einer der Gründe ist nach Ansicht des Umweltamts das beliebtere Heizen mit Holz.

Zehn Fragen und Antworten zur Feinstaubplakette
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Foto: AP

(RP). Seit einigen Jahren waren die Messwerte rückläufig — jetzt haben sie an der Luft-Kontrollstation an der Corneliusstraße die EU-Richtwerte wieder häufiger überschritten. Einer der Gründe ist nach Ansicht des Umweltamts das beliebtere Heizen mit Holz.

Die Überraschung war keine angenehme: "Das ist nicht sehr schön — ich dachte, wir wären noch nicht so weit", sagte Umweltamtschef Werner Görtz am Montag. 23 Mal sind in diesem Jahr bereits die zulässigen Grenzwerte der Feinstaubbelastung überschritten worden. Salopp gesagt: schlechter war die Luft bloß noch in Duisburg, wo an der Kiebitzmühlenstraße der Wert an 27 Tagen überschritten wurde. Laut EU-Vorschrift sind solche Überschreitungstage nur 35 Mal im Jahr erlaubt — wer drüber liegt, muss Maßnahmen ergreifen.

Wo werden die Werte gemessen?

Die Lufverschmutzung wird an drei stark befahrenen Strecken: Dorotheenstraße, Ludenberger und an der Corneliusstraße, die 2005 als eine der ersten Innenstadtstraßen bundesweit für den Lkw-Verkehr gesperrt wurde. Die aktuellen Grenzwert-Überschreitungen wurden allerdings genau dort gemessen.

Ist also der Verkehr schuld?

Nein. In erstes Linie ist es das Wetter, das die Feinstaub-Konzentration begünstigt. Auf den dicht bebauten Straßen, an denen in Düsseldorf gemessen wird, ist vor allem Wind ein Faktor für die frische Luft. Und davon gab es in den ersten drei Monaten des Jahres offenbar zu wenig. Dass es in den zurückliegenden Wochen kaum geregnet hat, dürfte nicht gerade zu einer Verbesserung führen. Außerdem gibt es einen unangenehmen Nebeneffekt dieser "Verdieselung" des Straßenverkehrs, wie Görtz es nennt. Denn durch die sauberen Dieselmotoren entstehe zwar weniger Feinstaub, dafür aber mehr Stickstoffdioxid. Auch für diesen Schadstoff hat die EU einen Grenzwert festgelegt, der bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegt — und regelmäßig überschritten wird.

Wirkt sich die Aschewolke aus?

Wenn, dann erst bei der nächsten Veröffentlichung — durch ein neues Messverfahren werden die Daten erst mit sechswöchiger Verspätung bekanntgegeben. Aber Umweltamtschef Görtz glaubt nicht an starke Auswirkungen. Aus anderen Messverfahren sei bekannt, dass die Asche aus dem Vulkan in Island nur in den Höhenlagen leichte Erhöhungen der Werte verursacht hat. Die Flugverbote hätten sich dagegen sicher ausgewirkt — und zwar positiv. "Man sah schon mit bloßem Auge, dass die Luft sauberer war."

Woher kommt die hohe Belastung?

In Lörick, also einem nicht gerade städtischen Bereich Düsseldorfs, wird die so genannte Hintergrundlast gemessen. Das ist die Feinstaub-Konzentration, die auch ohne Autoverkehr da ist, etwa durch Schifffahrt, Kraftwerke und Industrie im Allgemeinen. Dass auch dort die Grenzwerte schon zwölf Mal überschritten wurden, sei "sehr viel", so Görtz. Das weise ebenfalls auf die Witterung als Ursache hin — aber auch auf wachsende Hintergrundbelastung. Und es gibt einen weiteren Faktor — die zunehmende Beliebtheit von Holz für die Befeuerung privater Haushalte. Um Geld zu sparen, heizten immer mehr Menschen mit Holz, auch wenn ihre Öfen und Kamine den modernen Standards nicht entsprechen. Und auch Holz ist nicht gleich Holz: "Wer mit nicht komplett durchgetrocknetem Holz heißt, verursacht das 1000fache an Feinstaub gegenüber richtig trockenem Holz", so Görtz. Deshalb hält er mehr Aufklärung in diesem Bereich dringend für nötig.

Was kann die Stadt sonst noch tun?

Die Sperrung der Corneliusstraße für Lkw hatte Erfolg, ist Görtz sicher. Weitere Maßnahmen werden derzeit bei der Bezirksregierung ausgewertet. Übrigens auch die Frage, wie nützlich die Schaffung der Umweltzone in der Innenstadt war. Geprüft werden müsse jetzt, ob weitere Verkehrsmaßnahmen sinnvoll seien. Und auch die Schifffahrt und die Kraftwerkstechniken müssten dringend auf den Feinstaub-Prüfstand. "Wichtig ist, dass wir die Hintergrundlast reduzieren", so Görtz.

(RP)
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